Kernfusion: Mehr Energie als je zuvor freigesetzt

Seite 2: Plasma hat seinen eigenen Kopf

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Schon in den ersten Fusion-Experimenten in den 1970er Jahren zeigte sich jedoch schnell, dass das Plasma im Magnetfeld seinen eigenen Kopf hat: Es bildet Wirbel, Turbulenzen und Filamente, bricht aus dem Magnetfeld aus – und verliert bei all diesen Aktionen ständig Energie. Tokamaks wurden daher immer größer geplant, denn in großen Reaktoren machen sich kleine Störungen im Plasma nicht so stark bemerkbar. Ein Ergebnis der Experimente mit JET war denn auch, dass ein Reaktor, der auch als Kraftwerk genutzt werden könnte, erheblich größer werden müsste. Das ITER-Projekt, bei dem diese Erkenntnisse umgesetzt werden sollen, befindet sich jedoch noch immer im Bau.

Private Firmen versuchen, mit kleineren Reaktoren, die zum Teil andere physikalische Prinzipien oder Geometrien nutzen, schneller zum Ziel zu kommen. Das ganz in der Nähe von JET beheimatete Tokomak Energy beispielsweise will mit einem "sphärischen Tokamak" bereits 2025 Energie produzieren.

Fusionsrekord im JET (8 Bilder)

Kleiner Sneak Peek in den JET.
(Bild: UKAEA)

Fast alle diese Projekte müssen aber die Frage beantworten, wie die Wände des Reaktors beschaffen sein sollen. Denn ein großer Teil der Energie aus der Fusion steckt in schnellen, energiereichen Neutronen, die dabei frei werden. Im JET wurden nun erstmals Beschichtungen aus Beryllium getestet – und ein mit Wolfram überzogener Divertor. Auch diese Komponenten arbeiteten, wie die Modelle der Forschenden zuvor berechnet hatten.

Der britische Wissenschaftsminister George Freeman feiert die internationale Zusammenarbeit bei den JET-Experimenten – wohl wissend, dass der Brexit die Zusammenarbeit mit der EU sehr viel schwieriger gemacht hat. Dass die britische Regierung mehrere hundert Millionen Pfund in die Fusionsforschung steckt, hängt auch damit zusammen, dass sie ausfallenden EU-Forschungsgelder kompensieren müssen. Mehr noch: Wenn ein derzeit verhandeltes Association Agreement zwischen der EU und Großbritannien über gemeinsame Forschung nicht zustande kommt, müsste JET Ende des Jahres dicht machen.

(jle)