Methanlecks in der Industrie: "Die Leute fragen: Muss ich da jetzt echt hin?"

Seite 2: "Die Menschen werden sich immer mehr bewusst, was vor sich geht."

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Genauso wird Nachhaltigkeit irgendwann einmal ein fester Bestandteil unserer täglichen Arbeit sein. Es wird einfach zum Standard. Dann wird man sich gar nicht mehr die Frage stellen, ob man zu viele Emissionen ausstößt oder Lecks hat. Die gibt es dann einfach nicht mehr. Und gleichzeitig spart man auch noch jede Menge Geld.

Methanlecks, wie sie sich heute darstellen, wirken auf den Laien wie eine unglaubliche Verschwendung.

Wenn es ein Leck gibt, sieht man das normalerweise in den Prozessen. Die Verbrennung ist also nicht so gut, wie sie sein könnte. Das Problem ist, dass es für ein Unternehmen oft noch nicht so schlimm ist, dass man das Leck reparieren würde. Normalerweise gibt es in einer Anlage bestimmte Schwellenwerte. Wenn es sich um ein lokales Problem handelt, kommen die Leute und reparieren es ziemlich schnell.

Aber was ist, wenn es sich um eine weit vom Schuss gelegene Anlage handelt? Wenn man dort nur ein kleines Leck oder andere sporadische Probleme entdeckt, fragt sich mancher Kunde, wie aufwendig die Reparatur ist. "Muss ich da jetzt echt hin?" Das sind leider Fragen, die immer wieder auftreten.

Über welche Schwellenwerte sprechen wir? Geht es um 20 Prozent, die verloren gehen, oder vielleicht sogar um einen Verlust um die Hälfte?

Das kann von Prozess zu Prozess unterschiedlich sein und hängt von den verschiedenen Parametern wie etwa dem Druck in der Anlage ab. Wir arbeiten derzeit daran, eine bessere Vorhersageanalyse zu entwickeln, um zu ermitteln, unter welchen Bedingungen diese Probleme konkret auftreten. Das Ziel dabei ist es, genaue Werte für eine bestimmte Anlage zu ermitteln, sodass wir wissen, was genau geschehen wird, wenn die Prozess- oder die Anlagenbedingungen darauf hindeuten.

Methan ist ein starkes Klimagas. Warum beschäftigen wir uns scheinbar erst jetzt richtig damit? War Erdgas schlicht zu billig, sodass es den Unternehmen egal war, wenn es größere Lecks gab?

Das könnte einer der Gründe sein. Ein weiterer Grund waren fehlende Vorschriften ohne Bußgelder. Und das ist immer noch ein Problem.

Woher kommt dann der Druck auf die Industrie?

Die Menschen werden sich immer mehr bewusst, was vor sich geht, und Unternehmen werden immer mehr Nachhaltigkeitsverpflichtungen auferlegt, sei es nun von Investoren, Banken, den Umweltorganisationen oder anderen Interessengruppen.

Es gibt also durchaus viel Druck aus verschiedenen Richtungen. Auch die Unternehmen selbst reagieren immer stärker auf die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit.

Erkennt die Industrie das Problem also?

Ich denke, dass das Management grundsätzlich zustimmen wird, dass wir ein Problem haben. Und die Leute sind durchaus bereit, das Problem zu lösen. Durch Vorschriften wie Geldbußen und eine Art Zuckerbrot-und-Peitsche-Ansatz könnten die Menschen also dazu gebracht werden, etwas zu unternehmen.

Und ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir das hinbekommen. Wenn nicht für uns, dann für die zukünftige Generation, damit sie sicher auf unserem Planeten leben kann. Das Gute ist, dass die meisten Unternehmen, mit denen wir sprechen, sich auch Ziele gesetzt haben. Bis zu einem bestimmten Datum wollen sie die Methanemissionen auf null senken.

(bsc)