Können Kulleraugen autonome Fahrzeuge sicherer machen?
Ein Team der Universität Tokio hat getestet, wie Augen für Autos die Kommunikation zwischen Fußgänger und Roboterwagen verbessern können.
- Martin Kölling
In einigen Zeichentrickfilmen für Kinder haben Autos schon lange Augen, mit denen sie in die Gegend gucken. Ein Team der Universität Tokio hat diese Idee nun auf autonome Autos übertragen, um deren Verkehrssicherheit für Fußgänger zu verbessern. Die Forscher statteten für einen Test ein elektrisches Golfcart mit zwei kugelrunden Glubschaugen an der Front aus. Ein Teammitglied konnte diese per Fernsteuerung nach rechts und links blicken lassen.
Zudem blockierte das Team des Projekts "Gazing car" (Starrendes Auto) die Sicht auf das Fahrzeuginnere, so dass die 18 Probanden keinen Augenkontakt mit den Fahrern aufnehmen konnten. In einem Test im virtuellen StraĂźenraum blickte das Auto dann entweder auf die Passanten am digitalen StraĂźenrand, um zu zeigen, dass das System den Menschen erkannt hat und stoppen wird. Oder es blickte vom Menschen weg. Und die Versuchspersonen mussten dann entscheiden, ob es fĂĽr sie sicher war, die StraĂźe vor dem Fahrzeug zu ĂĽberqueren.
So übertrieben die großen runden Augen des Testautos auch wirken mögen, das Forscherteam adressiert ein Problem, an dem auch die Autoindustrie schon seit Jahren arbeitet: Bis heute ist noch nicht klar gelöst, wie die heute real existierende non-verbale Kommunikation zwischen menschlichen Verkehrsteilnehmern auf autonome Autos und Verkehrsteilnehmer übertragen werden kann.
Autonomes Auto nimmt Augenkontakt auf
Ein Beispiel ist die Aufnahme von Augenkontakt zwischen einem Fußgänger und Fahrern am Zebrastreifen. Ist durch den gegenseitigen Blick gesichert, dass die Fahrer die Passanten erkannt haben, und sie womöglich noch deutlich abbremsen und mit einer Handgeste zum Gehen auffordern, können Passanten einigermaßen sicher sein, dass sie die Straße gefahrlos überqueren können.
Hat der Passant den Eindruck, dass der Fahrer ihn nicht bemerkt, bleibt er in der Regel eher am Zebrastreifen stehen, auch wenn er theoretisch losgehen könnte. Inzwischen werden viele Ideen ausprobiert, wie ein autonomes Fahrzeug Menschen die Sicherheit vermitteln könnte, die bis dato (auch bei Autos mit Fahrern) fehlt.
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Einige Konzepte integrieren Displays in die Front und/oder das Heck, um Kommunikationssignale zu senden. Der taiwanische Auftragsfertiger Foxconn, der gerade massiv mit eigenen Plattformen in den Bau von Elektroautos einsteigt, stellte diese Woche, am 18.10., bei einer Präsentation der neuen Konzeptmodelle eine etwas abstraktere Idee vor: statt Worte wurden Gesten dargestellt, ein Daumen nach oben zum Beispiel.
Tests mit Fußgängern auf der virtuellen Straße
Dennoch meint der Projektleiter Professor Takeo Igarashi von der Graduate School of Information Science and Technology: "Es gibt nicht genügend Untersuchungen über die Interaktion zwischen selbstfahrenden Autos und den Menschen um sie herum, wie Fußgängern." Daher brauche man noch mehr Studien.
Sein Team entschied sich, die neun männlichen und neun weiblichen Testpersonen nur virtuell über die Straße gehen zu lassen, um die Gefahr von Zusammenstößen zu reduzieren. Denn die Forscher wollten auch das Verhalten in gefährlichen Situationen testen, in denen ein Fußgänger auf die Straße tritt, aber das Auto nicht bremst.
Das Ergebnis: Insgesamt verbesserte das Auto mit den Kulleraugen die Entscheidungsfindung der Probanden. Allerdings stellten die Wissenschaftler auch fest, dass Männer öfter in gefährlichen Situationen auf die Straße traten. Frauen zögerten hingegen eher, virtuell den Asphalt zu betreten.
Für den nächsten Schritt denkt das Team darüber nach, eine produktnähere Lösung mit Augen zu produzieren. Denn man habe wegen des kleinen Budgets nur die einfachste Lösung entwickelt, ohne aufs Design zu achten. Einige Testteilnehmer empfanden die hervortretenden Kulleraugen daher auch als komisch oder sogar etwas Furcht einflößend, erklärt das Projektteam.
(jle)