Kollege Roboter am Fließband

Bislang müssen Industrieautomaten aus Sicherheitsgründen getrennt vom Menschen arbeiten. In einer BMW-Fabrik in South Carolina zeigt sich nun, dass Roboter der nächsten Generation damit keine Probleme mehr haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Will Knight

Bislang müssen Industrieautomaten aus Sicherheitsgründen getrennt vom Menschen arbeiten. In einer BMW-Fabrik in South Carolina zeigt sich nun, dass Roboter der nächsten Generation damit keine Probleme mehr haben.

Der deutsche Autohersteller BMW will in seinem Werk in Spartanburg im amerikanischen Bundesstaat South Carolina die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine revolutionieren: Eine Handvoll Roboter arbeitet dort künftig Seite an Seite mit den Mitarbeitern, ohne dass es spezielle Absperrungen gibt.

Dabei kommt eine neue Generation von Industrieautomaten zum Einsatz, die sicherer und nutzerfreundlicher sein sollen. Sie können sowohl Aufgaben übernehmen, die bislang der Mensch durchführen musste, als auch direkt mit ihm interagieren. Während Gewerkschafter fürchten, dass dies Jobs kosten könnte, betont der Hersteller, dass Arbeiter dadurch von unproduktiven und mühsamen Tätigkeiten entlastet werden und so insgesamt effizienter sind.

Roboter werden in der Autoherstellung schon seit Jahrzehnten eingesetzt. Der erste Industrieroboter, der 1,8 Tonnen schwere Unimate, befestigte erstmals im Jahr 1961 Druckgusselemente an Autotüren in einer Fabrik von General Motors. Solche Industrieautomaten sind leistungsstark und arbeiten extrem präzise, doch eine Zusammenarbeit mit dem Menschen ist nicht möglich. Entsprechend wird eine erstaunlich hohe Anzahl von Endmontageschritten etwa in Fahrzeugfabriken weiterhin von Hand durchgeführt.

In Spartanburg setzt BMW nun auf Roboter des dänischen Herstellers Universal Robots, die erstmals diese Barriere durchbrechen sollen. Auch sie helfen bei der Autotürmontage und bringen Dichtungen an den Türfütterungen an. "Das ist eine ziemlich schwere Arbeit, weil man die Klebelinie zur Tür rollen muss", sagt Stefan Bartscher, Innovationschef bei BMW, "macht man das mehrmals am Tag, ist das so, als würde man ein Wimbledon-Match spielen".

Laut Bartscher sollen die Endmontageroboter Menschen nicht ersetzen, sondern ihre Karriere verlängern. "Unsere Arbeitnehmer werden älter. In Deutschland geht man mittlerweile mit 67 statt mit 65 in Rente und ich bin mir sicher, dass ich selbst vielleicht erst mit 72 in Pension gehe." Deshalb brauche man Werkzeuge, um die Angestellten so lange wie möglich gesund zu halten, damit sie weiter arbeiten könnten. "Wir wollen, dass die Roboter die Menschen unterstützen."

In den letzten Jahren haben Hersteller von Industrieautomaten intensiv an Software und Sicherheit gearbeitet, um dies zu ermöglichen. Mittlerweile kommen immer mehr solche Geräte auf den Markt.

Einer der bekanntesten "menschentauglichen" Industrieroboter ist Baxter von Rethink Robotics, einer Firma aus Boston, die vom Roboterpionier Rodney Brooks gegründet wurde. Baxter hat einen Torso, einen Kopf und zwei Arme, kann direkt neben einem menschlichen Partner arbeiten und lernt neue Aufgaben, in dem man seine Arme und "Hände" einmal den gewünschten Vorgang durchlaufen lässt. Bislang wird Baxter vor allem in kleineren Fabriken eingesetzt, wo er hilft, Produkte zu verpacken, die über ein Fließband laufen. BMW erprobt dagegen bereits "Heavy Duty"-Anwendungen, wie man sie bislang nur getrennt vom Menschen vorgenommen hätte.

Die Bayern testen mittlerweile auch mobile Endmontagegeräte, die noch etwas direkter mit ihren menschlichen Kollegen interagieren. Sie sollen in den nächsten Jahren eingeführt werden und könnten beispielsweise Werkzeuge anreichen, wenn diese gebraucht werden. BMW arbeitet dazu mit der Professorin Julie Shah vom Institut für Luft- und Raumfahrttechnik am MIT zusammen. "Oft werden Roboter eng um den Menschen herum manövrieren. Sie müssen sich über die Fertigungsstraße bewegen können und erfassen, wo sich Personen aufhalten, die mit dieser mitlaufen."

Das Team von Shah hat bereits Prototypen gebaut, die auf einer simulierten Fertigungsstraße am MIT getestet wurden. Sobald die Kontrollsoftware von BMW ausreichend überprüft wurde, soll das System auch nach Spartanburg kommen. Die Aufgabe sei schwer, aber reizvoll, meint Shah: "Insbesondere in Sachen Navigation und Steuerung ist das eine fantastische Herausforderung, die bislang noch nicht gelöst wurde", sagt Shah. (bsc)