Literaturübersicht zu iOS-Programmierbüchern

Seite 2: Literaturübersicht I

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Wie jeder weiß, ist Objective-C Apples Haus-und-Hof-Sprache. Sei es auf dem Mac oder mobilen Geräten mit iOS, an Objective-C kommt kein App-Entwickler vorbei. Dabei ist C als Grundsprache schon lange am Markt (und die K&R-Bibel, benannt nach ihren beiden Autoren Brian Kerninghan und Dennis Ritchie, nebenbei gesagt für viele ältere Programmierergenerationen Pflichtlektüre gewesen). Als Entwickler wird man sich zunächst an den an Smalltalk 80 angelehnten objektorientierten Überbau gewöhnen müssen, der im Quelltext mit ungewöhnlich vielen eckigen Klammern aufwartet.

Aaron Hillegass, Mark Fenolgio
Objective-C Programming: The Big Nerd Ranch Guide
Addison-Wesley, 2011
ISBN 978-0321706287
272 Seiten, 31,95 Euro

Für einen ersten Einstig bieten sich hier verschiedene Bücher zu Objective-C an. Als Referenz gilt Aaron Hillegass' "Objective-C Programming" aus der Reihe Big Nerd Ranch Guides. Die deutsche Fassung soll laut Verlag erst Ende April erscheinen. Hillegass' Objective-C-Werk geht auf Xcode 4.2 ein (ist damit relativ aktuell), sowie auf iOS 5 und Mac OS X Lion.

Seine Bücher stechen dadurch heraus, dass sie nicht im klassischen Lehrbuchschema verfasst sind, sondern ihr Wissen dem Leser in praxisnahen Beispielen, mit nur so viel Theorie wie eben nötig, vermitteln. Der Leser muss sich jedoch, darauf weist Hillegass explizit hin, die Werke am Mac erarbeiten. Nur Lesen und ein wenig Ausprobieren reicht nicht, Hillegass empfiehlt mindestens eine Stunde (ohne Mail, Twitter und andere Ablenkungen) nur mit dem Mac und dem jeweiligen Thema des Buches. Fundierte Kenntnisse sind in Hillegass' Arbeiten selbstverständlich, hat er doch an vielen Teilen des Betriebssystems NeXTstep mitgewirkt, auf dem Mac OS X fußt.

Hillegass gilt unbestritten als Referenz, das zeigt sich nicht zuletzt an den vielen Nennungen seiner Titel im jeweiligen Literaturverzeichnis verwandter Lektüre. Die Autoren Meyer und Wichers versuchten mit Objective-C 2.0 Hillegass' Standard für den deutschen Sprachraum zu übernehmen. Ihr an anderer Stelle sehr gelobtes Werk hat hier sicherlich ganze Arbeit geleistet, die Version aus dem letzten Jahr bedarf allerdings einer Überarbeitung (Stichwort Memory Management und Reference Counting).

Holger Hinzberg
Objective-C und Cocoa, Praxiseinstieg
mitp, 2011
ISBN 978-3-8266-9085-3
494 Seiten, 29,95 Euro

Auch Holger Hinzberg widmet sich mit "Objective-C und Cocoa – Praxiseinstieg" der Sprachenvermittlung für Mac OS X und iOS. Das Werk ist, ebenso wie bei Wichers und Meyers, bei mitp verlegt. Dabei geht Hinzberg ebenfalls auf die Mac-Programmierung ein. Obwohl das Kapitel zur Speicherverwaltung mit 15 Seiten recht umfangreich behandelt wird, kann es doch nicht im Entferntesten mit der Ausführlichkeit von Wichers und Meyers Werk mithalten. Dafür geht der Autor mit diversen Screenshots stärker auf das konkrete Entwickeln mit Xcode für Mac OS X und iOS ein. Die beiden anderen Autoren sparen diesen Bereich etwas aus, erreichen aber auch so eine Seitenzahl (und ein Gewicht), die sich nicht vor einem aktuellen Drachenbuch verstecken muss (es ist das Linux-Werk, nicht das zum Compilerbau gemeint). Alles in allem ein gutes Buch, um sich in die Programmierung von iOS und OS X einzuarbeiten.

Max Seelemann
Objective-C kompakt: Ein Kurs für Umsteiger und Fortgeschrittene
dpunkt, 2011
ISBN-13: 978-3-89864-692-5
184 Seiten, 24,90 Euro

Für den dpunkt Verlag hat sich Max Seelemann das Ziel gesetzt, ein Objective-C-Werk zu schaffen, das zum einen kompakt ist (seit K&R weiß man, dass der Programmierer an sich keine langen Bücher liest) und gleichzeitig als Referenz dienen kann. Klar, die Inhalte zielen auf Umsteiger von anderen Sprachen und Fortgeschrittene ab. Seelemann hält sich nicht mit Banalitäten wie Polymorphismus, Klassen und Objekten auf – das sind Grundlagen, die er schlicht erwartet. Dafür geht der Autor detailliert auf die Sprachkonstrukte von Objective-C 2.0 ein. Neben Erklärungen etwa des Nachrichtenprinzips und Dingen wie dynamischer Typisierung und Bindung, behandelt er ausführlich das Thema Speicherverwaltung – Reference Counting, Garbage Collecting und natürlich ARC (Automatic Reference Counting als überaus gute Compilererweiterung für das Speichermanagement). Vom Umfang her zwar etwas kürzer als bei Meyer und Wichers, lässt das Kapitel aber keine Fragen unbeantwortet. "Objective-C kompakt" ist ein gut zu lesendes Buch, das ohne viel Umschweife gezielt und komprimiert die wesentlichen Sachverhalte sauber darstellt. Es fällt angenehm auf, dass der Autor zum Teil auch über den Tellerrand schaut (etwa bei der Abwägung des Nichtvorhandenseins von GC auf iOS-Geräten, Stichwort Stromverbrauch). Das abschließende Literaturverzeichnis (allerdings nur Weblinks, keine Bücher) ist interessant.