Seite 3: Diskutiere nicht mit dem Admin!

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Pünktlich um 18 Uhr erscheint Frau Bechmanns Schwiegersohn und wir stehen abermals im Haus der Herbergsmutter. "Dann erzählen Sie doch mal was Sie gemacht haben, Herr Fischer", eröffnet Frau Bechmann.

"Hi!", sage ich zum Informatiker-Schwiegersohn, den ich mit Karo-Hemd, Brille und Augenringen sofort als IT-Kollegen entlarvt hätte, selbst wenn wir uns nur im Supermarkt begegnet wären. "Hallo", antwortet er und klappt derweil sein Thinkpad auf. "Also ich war auf einer Heise-News-Meldung und in der URL war wohl ein 'xxx' enthalten. Ich vermute, dass das den Router veranlasst hat alles dicht zu machen." Hochgezogene Augenbraue!

Ich frage mich, ob ich was durcheinander gebracht habe und ich es doch mit Frau Bechmanns Junior zu tun habe. "Ah, heise online", sagt er. "Kenne ich."

"Ich arbeite da", schiebe ich schnell hinterher in der Hoffnung damit Türen öffnen zu können. Frau Bechmann sagt: "Warum besucht man überhaupt im Urlaub die Seite seines Arbeitgebers?" "Allerdings!", pflichtet Birke bei. "Wieso sollten die überhaupt ein 'xxx' in der URL haben?", fragt der Schwiegersohn.

Das Gespräch scheint zu meinen Ungunsten zu verlaufen und mein Arbeitgeber scheint hier auch keine Ehrfurcht unter Informatikern zu verbreiten.

"Das 'xxx' kommt natürlich nur in die URL, wenn es im Titel steht. Sprechende URLs sind gut für Suchmaschinen", erkläre ich. "Aha!", sagt Frau Bechmanns Schwiegersohn, loggt sich am Router ein und klickt sich durch das Menü. "Ja, stimmt. Das WLAN ist gesperrt, weil jemand auf Pornoseiten war."

"Was ja so nicht stimmt. Kannst du nicht schauen, welche URL die Sperre ausgelöst hat?", frage ich. Der Schwieger-Informatiker scheint mit dem "Du" nicht ganz einverstanden zu sein, sagt aber: "Ja nee, stimmt schon. Da war nur die Heise-Meldung. Ich habe es wieder freigeschaltet."

"Willste die Restriktionen nicht etwas abmildern?" bohre ich nach.

"Bisher haben die Gäste keine Probleme gemacht", blockt er ab und klappt das Gerät wieder zu.

Drei Tage später verabschieden wir uns bei Frau Bechmann. "Wenn Sie im Internet noch eine Bewertung schreiben könnten, würde ich mich freuen. Sie kennen sich ja aus, nicht wahr Herr Fischer?", sagt sie. "Machen wir!", antworten wir.

"Und nicht wieder auf Schmuddelseiten gehen, nech", ruft Frau Bechmann mir noch hinterher. "Nur noch DVDs, Frau Bechmann. Nur noch DVDs", sage ich und steige ins Taxi.

Anmerkung: Auch in der URL dieses Artikels befindet sich die Zeichenkette "xxx". Ich bitte deshalb um Vorsicht im Urlaub.(jk)

Nachtrag: Der Vorfall fand 2011 und damit vor der Umstellung aller Heise-Seiten auf https statt. Heute kann soetwas auf heise.de erfreulicherweise nicht mehr passieren. Beim Besuch von unverschlüsselten Seiten ist dies aber durchaus noch möglich. (sfi)