Missing Link: Das (Patent-)Rennen um mRNA-Technik für Medikamente und Impfstoffe

Seite 5: mRNA-Medizin – nur für wenige?

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In den laufenden Patentstreitereien haben alle Kläger bislang brav unterstrichen, sie seien auf keinen Fall darauf aus, die laufende Produktion und damit Verteilung von Impfstoffen zu stoppen. In den Pressemitteilungen von CureVac und Moderna, aber auch von Arbuterus und Genevant und anderen wird stets darauf hingewiesen, dass es um eine angemessene Entschädigung für die Nutzung des jeweils von den Klägern beanspruchten geistigen Eigentums geht.

Dennoch verweisen die Klagen auf oligopolistische Trends für den Zukunftsmarkt mRNA und bringen vor allem Unsicherheit für weitere Innovationen in diesem Bereich. Darauf macht die Patientenhilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen aufmerksam, die seit Jahren dafür streitet, Patienten in aller Welt mit bezahlbarer Medizin und Medikamenten zu versorgen. Auf Anfrage gaben sich die Experten für die herrschende Ungleichheit im Zugang zu Gesundheit weltweit zurückhaltend mit Kommentaren zur laufenden Klagewelle.

Es sei auf jeden Fall enttäuschend, dass keiner der mRNA-Impfstoffhersteller den von der Weltgesundheitsorganisation gestarteten Technologietransfers via des C-TAP Pool genutzt hätte, schreibt Hu Yuan Qiong, Senior Legal & Policy Advisor bei Ärzte ohne Grenzen, auf eine Anfrage von heise online. Im Gegenteil könnte Moderna am Ende immer noch verhindern, dass das von der südafrikanischen Firma Afrigen Biologics nachgebaute Impfstoffpräparat auf den Markt kommt.

Ärzte ohne Grenzen habe schon zu Beginn der Pandemie befürchtet, dass Netze von Patenten und Querlizenzierungen den Zugang zu mRNA-Plattform-Technologien komplizieren werden, erklärt Hu. Gerade künftige Entwickler von mRNA-Medikamenten oder -Impfstoffen würden durch die Klagen und Gegenklagen letztlich verunsichert.

Geht es nach Ärzte ohne Grenzen, dann müsste vor allem die eigentliche Plattformtechnologie offen gehalten werden, damit sie zur Entwicklung vieler neuer Impfstoffe und Therapeutika genutzt werden könnte. Nur dann, so Hu, werde man die Chancen, die mRNA biete, voll ausnutzen können, und zwar nicht nur im Kampf gegen Covid.

(bme)