Missing Link: Smart Meter – wenn der Monteur mit der Hochsicherheitsbox kommt

Seite 2: Praktisch führt kaum ein Weg am "Spionagezähler" vorbei

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Ein intelligentes Messsystem bestehend aus einem modernen Zähler und einer wenige Zentimeter großen Kommunikationseinheit "Smarty" alias Smart-Meter-Gateway.

(Bild: heise online)

Die Furcht, sich mit einem Smart Meter einen "Spionagezähler" ins Haus zu holen, kann der einstige Direktor eines Beratungsunternehmens nicht ganz verstehen. Prinzipiell erfasse das Messsystem zwar alle 15 Minuten den Zählerstand. Discovergy gebe die Daten aber nur an den Stromlieferanten weiter, wenn der Kunde dem zugestimmt habe.

Praktisch führt für den Endverbraucher aber kaum ein Weg daran vorbei, den Versorger mit den ausführlichen Messwerten zu beglücken, wenn er etwa von flexiblen Tarifen profitieren will. Discovergy arbeitet hier mit Awattar zusammen. Das Unternehmen bietet als eines der wenigen unter den Energielieferanten neben Neueinsteigern wie Tibber bereits zeitabhängige Vergünstigungen an und orientiert sich dabei am Börsenpreis für Strom. Das ist nur möglich, wenn ihm die detaillierten Verbrauchswerte vorliegen.

Der Anbieter kann so auch recht ausführliche Profile über seine Kunden mit deren Nutzungsvorlieben erstellen. Wer dem entgehen will, muss sich selbst mit Strom versorgen und auf die eigene Erzeugung etwa über eine Photovoltaik-Anlage (PV) mit Speicher setzen. Dann hat er die volle Transparenz und muss allenfalls Teile von Verbrauchsinformationen herausgeben, wenn er Überschüsse verkaufen will.

Das Smart-Meter-Gateway mit dem zugehörigen digitalen Zähler kostet den Verbraucher derzeit 100 Euro brutto im Jahr. Vorgeschrieben ist es für Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von über 6000 kWh, was durchschnittlich mit fünf oder mehr Personen erreicht sein dürfte.

Verpflichtend ist der Smart-Meter-Einbau auch, wenn Solarpanels mit einer Leistung von sieben bis 100 kW installierter Leistung Strom erzeugen oder Verbraucher ein verringertes Netzentgelt für eine Wärmepumpe oder eine Nachtspeicherheizung zahlen beziehungsweise über eigene Ladepunkte für E-Autos verfügen. Mit der geplanten EEG-Novelle sollen intelligente Messsysteme schon bei einer PV-Anlage mit einer Leistung von einer kWh an nötig sein.

Aktuell läuft das Geschäft mit smarten Zählern langsam an, nachdem das BSI im Februar dafür den Weg frei gemacht und zuvor die ersten Modelle zertifiziert hatte. Discovergy habe bis Anfang Oktober bundesweit rund hundert entsprechende Geräte verbaut und plane, pro Monat dreistellig weiter voranzukommen und bis Ende des Jahres die 1000er-Marke zu knacken, berichtet Nasrun. Bei einem freiwilligen Zähleraustausch solle sich der Jahrespreis dafür runterbewegen, "aber das skaliert noch nicht".

Derzeit handelt es sich dem Insider zufolge um lauter Einzelinstallationen, für die ein Monteur weite Anfahrtswege habe und anfangs auch oft noch vergleichsweise lange rumfrickeln müsse. Bei den ersten Kunden handle es sich um "Pioniere, die sich damit jetzt technisch auseinandersetzen wollen oder auch müssen". Theoretisch könne man aber ein gutes Dutzend Zähler fest verdrahtet an ein Gateway anschließen, per Funk sogar mehrere hundert. So ließen sich auch Gas, Wasser oder Wärme anbinden und die Kosten dann "ganz anders durchreichen". Mit seiner aktualisierten Marktanalyse hat das BSI in diesem Sinne gerade dargelegt, dass die Voraussetzungen für die Anbindung sogenannter "SLP-Gaszähler" an das Smart-Meter-Gateway gegeben sind.