Missing Link: Weiblicher Hattrick für das Internet – Trend oder Signal?

Seite 4: Frauenpower oder Frauenbonus?

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Die Idee, dass das Geschlecht irgendeine Rolle gespielt habe bei der Berufung der drei Frauen, erkärt Jari Arkko von Ericsson, Vorgänger von Cooper als IETF-Vorsitzender und von Kühlewind als IAB-Chef, für unsinnig. "Ich freue mich über das Triple", sagt er, "aber dass es dazu kam, liegt einfach daran, dass wir drei hochqualifizierte Persönlichkeiten haben, die bereit waren, diese Rollen zu übernehmen. Sie sind einfach die Richtigen für den Job!" sagt Arkko.

Aber es gibt auch andere Stimmen. Mindestens für die IETF, sagen mehrere Beobachter, sei die Wahl der beiden Frauen auch Ausdruck des Zeitgeistes. Es gebe nämlich durchaus Druck, gerade in den USA, mehr für Diversität zu tun. Die Debatten in allen drei Organisationen scheinen das auch zu belegen.

Den Frauen an der Spitze stehen dabei allerdings offenbar, nicht zuletzt in Deutschland, wieder sinkende Zahlen von Ingenieurinnen und Informatikerinnen gegenüber, bedauert die Sozialwissenschaftlerin Jeanette Hofmann vom Wissenschaftszentrum Berlin. Die Entwicklung gehe fast wieder rückwärts, auch wenn etwa das RIPE nach ihrer Beobachtung durchaus aktiv auf Frauen zugehe bei der Rekrutierung. Die deutsche Situation sei übrigens vielleicht auch nicht vergleichbar mit anderen Ländern.

Eine wenngleich anekdotische Bestätigung kommt allerdings aus Australien. Narelle Clark, seit Juni CEO der Internet Association of Australia Inc., bestätigte auf einer Mailingliste kürzlich, dass sie den weiblichen Nachwuchs vermisse. Tatsächlich sei der Prozentsatz von Frauen im Arpanet Projekt anfangs größer gewesen und mit dem Erfolg des Internets und den wachsenden Zahlen zurückgegangen, erinnert sich schließlich auch John Klensin, auch ein ehemaliger IAB-Vorsitzender und Autor vieler früher Standards.

Desiree Miloshevic vom Registrar Afilias, die lange Zeit im Vorstand der ISOC saß, das die Arbeit des Nominierungskomitees der IETF beobachtet – und teils scharf kritisiert – spricht von harter Arbeit in Bezug auf mehr Diversität in den Gremien. Drei Frauen an der Spitze, das sei wirklich zu begrüßen und sie hoffe einfach mal, "dass das nicht nur Zufall, sondern doch ein Zeichen dafür ist, dass ein Wandel kommt, wenn auch langsam."

Man dürfe auf keinen Fall unterschätzen, dass das Beispiel der drei anderen das Gefühl geben könne, dass sie denselben Weg einschlagen könnten, ergänzt Arkko. Er sei sich eigentlich sicher, dass es Studentinnen gebe, die sich grade auf den Weg machten, "wegen Mirjam, Mirja und Alissa".

(bme)