Moto Morini Calibro: italienisch cruisen

Die italienische Traditionsmarke aus China überrascht mit einem Cruiser. Sein aus der Morini Seiemezzo bekannter Motor wurde größer und kräftiger.

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Moto Morini Calibro

Moto Morini Calibro

(Bild: Moto Morini)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Moto Morini entdeckt die Cruiser für sich. Die italienische Traditionsmarke in chinesischem Besitz will sein Portfolio sinnvoll erweitern und präsentiert gleich zwei Modelle für die Freunde des entspannten Gleitens: Die Calibro und die Calibro Bagger. Eine kleine Überraschung gibt es beim Motor, denn er wird durch eine Hubraumvergrößerung deutlich kräftiger.

Preisgünstige Cruiser sind in der Mittelklasse zurzeit sehr erfolgreich, wie die Honda CMX 500 Rebel und Kawasaki Vulcan S demonstrieren, die in Europa zu den Bestsellern gehören. Das ist auch Moto Morini nicht entgangen und das im italienischen Trivolzio beheimatete Style Center strickte um Morinis 650er-Zweizylinder einen Cruiser und einen Bagger. Dass es sich dabei um einen Reihenzweizylinder und nicht um einen V2 handelt, wie er früher grundsätzlich bei Cruisern zum Einsatz kam, stört die meisten Kunden heutzutage nicht weiter, denn er drückt die Kosten deutlich nach unten. In Sachen Laufruhe erweist er sich sogar als überlegen.

Die in China beim Mutterkonzern Zhongneng gefertigte Moto Morini Calibro basiert nicht auf dem Naked Bike Seiemezzo, auch wenn das nahe läge. Der Cruiser erhält einen komplett neuen Rahmen aus Stahlrohr und auch das Fahrwerk unterscheidet sich grundlegend. Vorne kommt statt einer Upside-down-Gabel eine konventionelle Telegabel mit Faltenbälgen zum Einsatz, an der neuen Stahlschwinge arbeiten zwei klassische Federbeine. Die Federwege fielen mit 120 mm an der Front und 100 mm im Heck segmenttypisch kurz aus. Statt zweier Bremsen am Vorderrad wie an der Seiemezzo, verzögert die Calibro mittels eines Zweikolben-Schwimmsattels mit einer 320 mm großen Bremsscheibe.

Moto Morini Calibro (7 Bilder)

Moto Morini bringt mit der Calibro einen Cruiser auf die Straße.
(Bild: Moto Morini)

Die Optik erinnert an die Honda CMX 500 Rebel, weist aber etliche liebevolle gestaltete, eigenständige Details auf. Natürlich muss ein Cruiser grundsätzlich eine lange Gabel mit relativ hoch positioniertem Lenker und eine tiefe Sitzbank bieten, in Fall der Calibro hockt der Fahrer in 725 mm Höhe, während seine Füße auf weit vorne montierten Rasten ruhen. Der von einem verchromten Tankdeckel gekrönte 15-Liter-Tank ragt steil auf. Eine voluminöse Heckabdeckung wölbt sich über Hinterreifen, anstelle des Soziussitzes kann eine Abdeckung installiert werden, die eine klare Linie ermöglicht.

Breite Räder und Reifen spielen bei Cruisern eine wichtige Rolle, wenn auch nur aus optischen Gründen. Moto Morini entwirft Neun-Speichen-Felgen mit elegant angefrästen Speichen und wählt die Reifendimensionen 130/70-18 vorne und 180/65-16 hinten. Eine kleine Maske mit kurzem Windschild umrahmt den runden LED-Scheinwerfer. Das ebenfalls runde Instrument im Cockpit ist eine ungewöhnliche Mischung aus einem analogen Drehzahlmesser und einem integrierten LC-Display, dessen Anzeigen teilweise allerdings arg klein gerieten. Eine hübsche Idee ist der eingefräste "Morini"-Schriftzug auf der Lenkerklemmung.

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Moto Morini hat seit drei Jahren einen flüssigkeitsgekühlten Reihenzweizylindermotor mit einem Bohrung-Hub-Verhältnis von 83 x 60 Millimeter im Programm. Für den Einsatz in der Calibro wurde er um vier Millimeter aufgebohrt, sodass er von 649 auf 693 cm3 wuchs.

Außerdem erhöhten die Ingenieure die Verdichtung von 11,3:1 auf 11,6:1. Die Höchstleistung stieg dadurch von 61 PS bei 8250/min auf 69 PS bei 8500/min und das maximale Drehmoment nahm deutlich von 54 Nm bei 7000/min auf 68 Nm bei 6500/min zu, bemerkenswert, weil der Motor ja noch kurzhubiger wurde. Moto Morini betont, dass vor allem das Ansprechverhalten im unteren und mittleren Drehzahlbereich sich verbessert habe – wie es Cruiserfahrer bevorzugen. Der Antrieb zum Hinterrad erfolgt nicht wie bei der Seiemezzo über eine Kette, sondern per Riemen. Moto Morini gibt eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h an. Mit 1490 mm ist der Radstand der Calibro für einen Cruiser gar nicht mal so lang geraten, was der Handlichkeit zugutekommt. Der Hersteller verkündet ein Trockengewicht von 200 kg, mit allen Flüssigkeiten befüllt, dürfte die Calibro etwa 215 kg wiegen.

Moto Morini Calibro (7 Bilder)

Typisch Cruiser: Tiefer Sitz und weit vorne positionierte Fußrasten.
(Bild: Moto Morini)

Mangels TFT-Display kann das Smartphone nicht gespiegelt werden, also hat sich Morini auch gleich die Konnektivität gespart. Immerhin gibt es einen USB-Anschluss zum Laden des Smartphones. Die elektronischen Assistenzsysteme beschränken sich auf das vorgeschriebene ABS, Fahrmodi oder Schlupfregelung sucht man vergeblich. Neben der Standard-Version gibt es noch eine Calibro Bagger mit erweiterter Ausstattung. Sie kommt mit langgezogenen und nach hinten abgeschrägten Koffern (je 19 Liter groß), um dem Bagger-Stil zu entsprechen, und einer Batwing-Verkleidung für besseren Windschutz. Die Calibro wird in Rot und Grau angeboten, die Bagger ausschließlich in Schwarz. Sie startet bei 7399 Euro Listenpreis, die Bagger bei 8299 Euro. In beiden Fällen kommen noch pauschal 300 Euro Überführungskosten hinzu.