Neuerungen von Visual Studio 11 und Team Foundation Server 11

Seite 3: User Experience

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Eine der sichtbarsten Änderungen ist wohl der Wechsel auf das neue Metro-Design von Windows 8. Auch Visual Studio wurde daran angepasst – puristisch, reduziert, "oligochrom". So werden alle Icons in einer einheitlichen Farbe dargestellt. Was der Fokussierung auf das Wesentliche dienlich sein sollte, wird von Kritikern als unübersichtlich zurückgewiesen. Im Sinne der Benutzerfreundlichkeit ist es wohl besser, die thematischen Icon-Gruppen der Werkzeugleiste wie Bearbeiten oder Debugging zumindest farblich zu unterscheiden. Das Unternehmen hat jedoch bekräftigt, dass man auf das Feedback aus der Entwicklergemeinde eingehen will. Welche Änderungen Microsoft bis zum Release von Visual Studio 11 noch nachliefern wird, ist noch nicht final abgeschlossen, allerdings vermittelt der Ausblick auf den Release Candidate von Monty Hammontree, Director of User Experience in der Microsoft Developer Tools Division, einen ersten Eindruck.

Für den geübten TFS-Benutzer werden sofort die Änderungen im Team Explorer sichtbar. Bis einschließlich Visual Studio 2010 waren Funktionen wie Work Items und Check-ins über zahlreiche Fenster verteilt. Die Funktionen wurden in Visual Studio 11 zentralisiert in die neuen "Hubs" innerhalb des Team-Explorer-Fensters.

In Kombination mit den neuen Teams, die sich über das Web Access einrichten lassen, wird der Team Explorer ein wirkliches Team-Tool. Der Benutzer wählt im Team Explorer dazu eines seiner Teams, um den Kontext für den Team Explorer zu setzen. Das sorgt zum Beispiel dafür, dass die Favoriten bei den Abfragen auf das entsprechende Team gesetzt werden.

Auch bei den Work Items hat sich einiges verändert. Das Work-Item-Formular ist wesentlich aufgeräumter und übersichtlicher geworden. Neben der modernen Anmutung bringt es einige neue Funktionen mit. Zum Beispiel lassen sich (endlich) Bilder direkt in die Beschreibung einfügen. Für alle Umsteiger auf die neue Version bedeutet das, auf den Feld-Typ "HTML" für die Beschreibung zu wechseln.

Eine weitere Neuerung hält die Historie bereit. Schon in früheren Versionen lassen sich im History-Steuerelement Kommentare zu Work Items geben. Die Darstellung überfrachteten aber die vielen Änderungen an Feldwerten. Mit dem neuen "Discussion Only"-Filter in Work Items ändert sich das. Der Filter ist standardmäßig aktiviert. Die Historie zeigt damit nur wesentliche Änderungen mit Kommentar – eine Konversationsansicht für Work Items.

Visual Studio 11 und Team Foundation Server 11, Teil 4 (3 Bilder)

Metro-Design

Die neue Metro-UI von Visual Studio 11 (Abb. 17)

Eine weitere Verbesserung im Umgang mit Work Items ist die Konfliktbehandlung. Bis dato ließ sich bei mehreren gleichzeitigen Änderungen verschiedener Benutzer an Work Items nur der "schnellste" speichern. Alle anderen mussten Änderungen am Work Item zurücksetzen und es aktualisieren, um es speichern zu können. Das ändert sich in TFS 11. Konkurrierende Änderungen an unterschiedlichen Feldern kann man nun einfach speichern.

Diese Verbesserungen reihen sich in weitere "User Experience"-Arbeiten in anderen Bereichen ein. Aus Entwicklersicht ist die Versionskontrolle sicherlich eine der interessantesten. Die Offline-Arbeit mit TFS war bisher bereits möglich, konnte aber nicht mit der von zum Beispiel Subversion konkurrieren. Das ändert sich grundlegend in Version 11.

Neu sind die sogenannten "Local Workspaces" die im Gegensatz zu den bisherigen "Server Workspaces" für die Operationen edit, diff, undo, add und delete ohne Verbindung zum Server auskommen und stattdessen mit einem lokalen Cache arbeiten. Das bedeutet, dass auch kein Read-only-Flag auf den Dateien gesetzt wird. Man kann mit den "Local Workspaces" sofort mit allen Werkzeugen arbeiten; Visual Studio überprüft ständig die Workspace-Verzeichnisse auf Änderungen und führt diese nach. Bei der nächsten Verbindung mit dem Server kann der Entwickler einchecken. Der Zugriff auf Work Items sowie andere Funktionen in der Versionskontrolle benötigen jedoch weiterhin eine Server-Verbindung.

Für Windows-fremde Entwicklungen hat Microsoft Metadaten und die .tfignore-Datei eingeführt. Über Metadaten wird zum Beispiel das Executable-Flag von Dateien im Repository gespeichert und beim Abrufen im Workspace wiederhergestellt.

Baseless Merging und Rollback sind in der neuen Version direkt in der Visual-Studio-Oberfläche verfügbar. Auch das Änderungsdatum von Dateien lässt sich auf die Checkin-Zeit setzen. Eine verteilte Versionskontrolle bietet TFS allerdings noch nicht. Für Windows-Clients ist derzeit lediglich eine Synchronisation zwischen Git und TFS verfügbar (siehe Richard Banks Blogpost).

Die kleineren Verbesserungen wie die Reduktion der modalen Dialoge und das automatische Merge ohne Nachfrage bei unkomplizierten Konflikten sollen nicht ungenannt bleiben. Interessanter für eine genauere Betrachtung ist aber eine weitere Änderung speziell für Entwickler. Nach Jahren des Verzichts hat Microsoft das Diff- und Merge-Tool von Visual SourceSafe abgelöst. Das Vergleichen und Zusammenführen von Dateien unter Versionskontrolle lässt sich jetzt direkt im Code-Editor durchführen. Der Vorteil für die Entwickler liegt auf der Hand: Funktionen des Code-Editors wie IntelliSense oder Syntax-Highlighting kann man nun durchgängig verwenden. Zum Vergleich die beiden Tools in der Gegenüberstellung:

Visual SourceSafe lässt grüßen - immerhin konnte man ein eigenes Tool konfigurieren (Abb 20).

Komplett überarbeitet: Diff und Merge direkt im Code-Editor von Visual Studio 11 (Abb. 21).