Nvidia, Palantir und Microstrategy waren die Tech-Aktien 2024
Die Magnificent Seven haben geliefert. Im Börsenjahr 2024 stellten Apple, Nvidia, Meta & Co. Rekorde am Fließband auf. In der zweiten Reihe war noch mehr drin.

(Bild: Zakharchuk/Shutterstock.com)
Es war ein Börsenjahr der Superlative: Der maßgebliche S&P 500, der die 500 größten Unternehmen der USA umfasst, liegt kurz vor Jahresende um 24 Prozent vorne, während der Nasdaq Composite, der Leitindex der gleichnamigen US-Techbörse, um sportliche 31 Prozent zulegen konnte.
Treiber der Entwicklung sind in beiden Fällen die "Magnificent Seven" (Mag 7) – die Big-Tech-Giganten, die den Markt einmal mehr weit hinter sich ließen. Der Siegeszug von Apple, Nvidia, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla setzte sich nach dem starken Vorjahr auch 2024 in beeindruckender Konsistenz fort. Alle Mag-7-Werte stellten im Jahresverlauf neue Bestmarken auf – die meisten wurden erst in den vergangenen Handelswochen immer weiter verbessert.
Dominanz der Big Tech-Werte groß wie nie – Siegeszug von KI geht weiter
Einen Anteil von 35 Prozent machen die sieben wertvollsten Technologiekonzerne der Welt am S&P 500 inzwischen aus – eine solche Konzentration weniger Unternehmen aus einem Sektor im US-Leitindex gab es noch nie. Und mehr noch: Der gesamte Börsenwert der Konzerne macht unterdessen mehr als 18 Billionen Dollar aus – das ist das Neunfache des gesamten deutschen Aktienmarkts!
Nvidia, Microsoft und Apple knackten im Jahresverlauf die 3-Billionen-Dollar-Marke, wobei die weltweite Nummer eins, Apple, kurz vor Jahresende sogar schon die 4-Billionen-Dollar-Marke anvisiert. Vergangene Woche gesellte sich mit Broadcom noch ein achter Tech-Konzern zum illustren Kreis der Billionen-Dollar-Konzerne. An der Wall Street geistert daher schon ein neues Akronym herum: Aus den Mag 7 wird BATMMAAN (Broadcom, Apple, Tesla, Microsoft, Meta, Amazon, Alphabet und Nvidia.)
Nvidia mit der Erfolgsstory des Jahres
Wachstumsmotor der Tech-Industrie bleibt einmal mehr die Hype-Technologie Künstliche Intelligenz (KI). Experten prognostizieren, dass die Investitionen in KI-Technologien allein 2025 die Grenze von 1 Billion Dollar übertreffen dürften. Die Nachfrage spiegelt sich in den Bilanzen wider. 

Das gilt in allererster Linie für AI-Branchenprimus Nvidia, der seine Position als Marktführer im Bereich KI-Chips weiter ausgebaut hat. Nvidia präsentierte seine leistungsstärkste GPU namens Blackwell, die eine bis zu 30-fach höhere Leistung im Vergleich zum Vorgängermodell bietet. Die überbordende Nachfrage führte zu einer Umsatz- und Gewinnexplosion: In den ersten drei Quartalen des Jahres setzte der kalifornische Konzern allein 91 Milliarden Dollar um und strich dabei Nettogewinne von fast 51 Milliarden Dollar ein – in beiden Fällen mehr als eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Lohn des Hyperwachstums ist ein Kurszuwachs der Aktie von 170 Prozent seit Jahresbeginn und damit die beste Performance unter allen Big Techs.
Meta, Amazon und Alphabet als Internet-Trio

Die drei wertvollsten Internetkonzerne bescherten ihren Aktionären ebenfalls massive Kurszuwächse. Anteilsscheine von Meta legten seit Jahresbeginn um mehr als 75 Prozent zu, während Amazon-Aktien bis kurz vor Jahresende um knapp 50 Prozent vorne liegen und Alphabet auf Kurszuwächse von fast 40 Prozent kommt.

 Das Trio konnte in der Gesamtheit von KI und Cloud-Computing als zentrale Wachstumsfaktoren profitieren.
Amazon sah vor allem in KI den entscheidenden Wachstumstreiber für AWS. Konzerngründer Jeff Bezos erklärte zuletzt auf einer Konferenz, er verbringe wieder viel Zeit bei Amazon und arbeite "zu 95 Prozent" an KI-Lösungen. Nach Bezos’ Angaben entwickelt Amazon intern an "1000 AI-Apps".
Alphabet verzeichnete unterdessen ein beeindruckendes Wachstum von 35 Prozent im Cloud-Bereich und brannte in den vergangenen Wochen ein KI-Launch-Feuerwerk ab. Zunächst launchte Google mit "Willow" einen neuen Quantencomputing-Chip, der Berechnungen weitaus schneller als die derzeit leistungsfähigsten Supercomputer durchführen kann. Vergangene Woche stellte Google zudem mit Gemini 2.0 ein großes Update seines KI-Sprachmodells vor. Es ermöglicht unter anderem das "Projekt Mariner", bei dem die KI wie ein menschlicher Benutzer eigenständig einen Browser steuern kann. 


Meta wiederum befindet sich von den Internetpionieren auf dem steilsten Wachstumskurs: Die Umsätze legten in den ersten drei Quartalen zwischen 18 und 27 Prozent zu, während die Gewinne um 35 bis 117 Prozent explodierten. Gründer und Konzernchef Mark Zuckerberg genoss den enormen Wertzuwachs der Meta-Aktie mit einer Steigerung des Nettovermögens auf über 200 Milliarden Dollar und damit den vierten Platz im Milliardärsranking – hinter den anderen Tech-Tycoonen Elon Musk, Jeff Bezos und Larry Ellison. Zuckerberg erfand sich ganz nebenbei auch noch neu als lockerer Tech-Bro mit Locken und Spaß.
Apple und Microsoft solide


Das gilt gewissermaßen auch für Apple-CEO Tim Cook, der anhaltende Börsenrekorde vorweisen kann, die selbst seine größten Unterstützer stutzig machen – Großaktionär Warren Buffett verkaufte im Jahresverlauf für seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway nämlich mehr als zwei Drittel der Apple-Anteilsscheine. Zu früh, wie ein Blick auf die Aktie beweist: Bei Kursen um die 250 Dollar konnte der iPhone-Konzern seine Allzeithochs immer weiter verbessern und Aktionären ein Plus von knapp 30 Prozent bescheren.
Dank des anhaltenden Verkaufserfolgs des iPhones, das 2024 mit der Integration von Apple Intelligence sein großes KI-Update erhielt, in der die Hardware aber fast nahezu unverändert blieb, konnte Apple den Börsenthron als wertvollster Konzern der Welt verteidigen, obwohl die Stagnation des Geschäfts Analysten und Anlegern durchaus Sorgen bereitet. Im Gesamtjahr 2024 legten die Erlöse nämlich gerade noch um 2 Prozent zu. Neue Impulse fehlen: Mit der Apple Vision Pro, dem ersten großen neuen Produkt seit der Apple Watch, erlaubte sich der Kultkonzern aus Cupertino einen sehr raren Flop. Im ersten Verkaufsjahr soll Apple laut Staranalyst Ming-Chi Kuo nicht einmal 400.000 Exemplare verkauft haben.
Nahezu unauffällig, aber wie gewohnt solide verlief das Wachstum des ewigen Apple-Rivalen und der weltweiten Nummer zwei im Börsenranking: Microsoft. Der Softwarekonzern, der im nächsten Jahr sein fünfzigstes Jubiläum feiert, verbuchte mit einem Plus von 12 Prozent Umsatzwachstum erneut zweistellige Zuwächse, abermals getragen von den Schlüsselbereichen Azure und Microsoft 365, die dank KI-Lösungen neue Wachstumsschübe erhielten. Allerdings liegt Microsoft mit Kurszuwächsen von lediglich 18 Prozent als einziger Mag7-Konzern hinter den Leitindizes S&P 500 und Nasdaq zurück.
Trump zĂĽndet Turborally: Tesla mit dem Comeback des Jahres
Wie ein Phönix aus der Asche ist das langjährige Sorgenkind des Konglomerats geschossen: E-Auto-Hersteller Tesla, der zunächst mit stagnierenden Absätzen zu kämpfen hatte, erlebte erst im vierten Quartal ein furioses Comeback – zunächst getragen von den besser als erwarteten Quartalsergebnissen, dann vor allem durch die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten. 

Tesla-CEO Elon Musk nahm im US-Präsidentschaftswahlkampf 2024 die Rolle als Unterstützer von Donald Trump ein: einerseits mit einer Wahlkampfspende von 250 Millionen Dollar, andererseits mit öffentlicher Unterstützung auf Wahlkampfveranstaltungen und auf seiner Plattform X.
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Bericht: Trump kĂĽndigt Musks RĂĽckzug an
Für den Marketing-Professor und Big-Tech-Kommentator Scott Galloway ("The Four") war Musks Wahlkampfunterstützung für Trump "der beste Trade 2024" bzw. "eine der besten Investitionen aller Zeiten". In der Spitze konnte sich die Tesla-Aktie seit dem Wahlsieg Donald Trumps mehr als verdoppeln; kurz vor Jahresende schlägt ein Plus von 75 Prozent zu Buche. 

Während Tesla unter den großen Technologiekonzernen mit Abstand am meisten von der Trump-Wahl profitierte, schoss ein anderes Asset fast ebenso massiv empor: Bitcoin. Die wertvollste Kryptowährung der Welt legte nach der US-Wahl in weniger als einem Monat um mehr als 50 Prozent zu und durchbrach dabei erstmals die Marke von 100.000 Dollar. Die lang erwarteten Zulassungen von Indexfonds (ETFs) auf BTC hatte Bitcoin bereits zu Jahresbeginn viel Rückenwind verliehen. 

Die heimlichen Tech-Gewinner des Jahres: Spotify, Reddit, Palantir und Microstrategy
Ultimativer Profiteur von der Bitcoin-Rally ist auch ein Tech-Konzern, der bereits seit der Geburtsstunde des Internets haussierte, dann aber schwer abgestürzt war: Business-Intelligence-Software-Pionier Microstrategy, der in den vergangenen vier Jahren zum größten Besitzer von Bitcoin avancierte und inzwischen 440.000 BTC besitzt. 

Seit Jahresbeginn legte keine Tech-Aktie im Nasdaq 100 stärker zu: Kurszuwächse von 400 Prozent.
Der Höhenflug stellt ein bemerkenswertes Comeback in der Geschichte der Technologiebranche dar. Das von Michael Saylor 1989 gegründete Softwareunternehmen erreichte zur Hochzeit der Internetblase Anfang der 2000er-Jahre seinen bisherigen Höhepunkt mit einer Bewertung von über 30 Milliarden Dollar und erlebte in der Folge an der Börse einen Totalabsturz um 99 Prozent. Erst vor wenigen Wochen wurden die 24 Jahre alten Hochs übertroffen und der Börsenwert gar zeitweise auf über 100 Milliarden Dollar gesteigert, ehe größere Gewinnmitnahmen einsetzten.
Zu den anderen massiven Börsengewinnern aus dem Tech-Sektor, die etwa unter dem Radar Magnificent 7 flogen, zählt das Softwareunternehmen Palantir, das sich auf fortschrittliche Datenanalyse und Geheimdienstlösungen spezialisiert hat. Die Aktie liegt seit Jahresbeginn um 350 Prozent vorne. Ein weiterer Outperformer: Das Social Network Reddit hat seit dem Börsengang im März mehr als 220 Prozent an Wert gewonnen, ebenso die Streaming-Pioniere Spotify (+ 140 Prozent) und Netflix (+ 95 Prozent), deren Umsatz- und Gewinnbeschleunigung an vielen Anlegern und Marktbeobachtern vorbeiging.
(emw)