Olympia 2024: So arbeiten die Fotoprofis von Getty Images

Seite 3: Markenauswahl, Canon EOS R1 und Bildmenge:

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Kann sich jeder Fotograf aussuchen, mit welcher Kamera oder mit welchem System er arbeitet? Gibt es Vorgaben von der Agentur oder Kooperationen mit Herstellern?

Normalerweise können unsere Fotografen frei wählen, welche Marke sie verwenden möchten. Bei den Olympischen Spielen arbeitet Getty Images exklusiv mit dem Hersteller Canon zusammen. Das ist aber nur für dieses Ereignis vereinbart. Das bedeutet auch, dass ein Kollege, der ein paar Tage vorher noch die Europameisterschaft mit einer anderen Marke fotografiert hat, jetzt hier mit Canon-Equipment arbeitet. Durch dieses Modell sind wir sehr gut von Canon ausgestattet und unterstützt.

Haben sie bereits Zugang zu der kürzlich vorgestellten Canon EOS R1, die Ende 2024 auf den Markt kommen soll?

Wir haben sie und sind schon über die Testphase hinaus. Sie ist also voll im Einsatz, zusammen mit einem anderen Modell von Canon, dessen Modellbezeichnung auch nicht mehr abgeklebt ist und von uns verwendet werden kann.

Das ist aber keine exklusive Kooperation mit Getty Images. Soweit ich weiß, haben auch andere die EOS R1 schon im Einsatz.

Wie viel Bilder macht ein Fotograf so an einem Tag der Olympischen Spiele?

In diesem Jahr ist es die erste Großveranstaltung, die ausschließlich mit spiegellosen Kameras fotografiert wird. Bei 20 bis 40 Bildern pro Sekunde kommen wir über die gesamte Dauer der Olympischen Spiele auf mehr als fünf Millionen Auslösungen, aber das lässt sich nicht genau sagen, da wir auch mit 15 Roboterkameras arbeiten und das Volumen dieser Kameras immer schwer vorherzusehen ist.

Pro Tag und Fotograf kommt es immer auf die Sportart und die Anzahl der Veranstaltungen an. Bei einem Radrennen sind es vielleicht ein paar hundert Bilder, bei der Leichtathletik ein paar tausend über den Tag verteilt.

Wir haben einen so genannten Tag-and-Send-Workflow, das heißt, die Fotografen wählen die Bilder in ihrer Kamera aus und schicken sie dann an die Editoren, die in unseren Redaktionen sitzen. Nicht jedes Bild kommt also in die Nachbearbeitung.

Bei anderen Sportarten, zum Beispiel bei großen Fußballturnieren, machen wir einen sogenannten Send-All-Workflow, um bestimmte Momente einzufangen.

Zinédine Zidan als Fackelträger bei der Erföfnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 in Paris.

(Bild: Sarah Stier/Getty Images)

Welches Copyright hält der Fotograf selbst an seinen Bildern, wenn er bei Getty Images arbeitet?

Das liegt in der Hand der Agentur und ist Industriestandard, vor allem für Festangestellte. Natürlich darf ich die Bilder verwenden, um meine Arbeit zu bewerben, zum Beispiel auf meiner Website, aber sie gehören Getty Images.

Gibt es ein persönliches Highlight, von dem Sie sagen würden, es war der beste Sportmoment, den ich als Fotograf erlebt habe?

Ich glaube nicht, dass es den einen gibt. Ich habe nach der Matura mit dem Sport angefangen und dadurch schon früh viel gesehen. Meine ersten Olympischen Spiele habe ich 2000 in Sydney erlebt und auch bei der Fußball-WM 2002 in Südkorea und Japan war ich dabei. Es gibt immer wieder Momente, wo man mitfiebert, auch wenn man wie ich zum Beispiel kein Fußballfan ist.

Ich hatte das Vergnügen, einen Großteil der Olympiasiege von Usain Bolt mitzuerleben, wo jeder einzelne Erfolg vielleicht schon beeindruckend war, aber im Nachhinein sieht man, dass er einer der größten Sportler aller Zeiten ist und wer konnte schon wissen, dass er das alles schafft.

Es mag seltsam klingen, aber ich glaube, die bleibenden Erinnerungen sind für mich die Niederlagen von Menschen. Wie viel jemand investiert, um etwas zu erreichen und es dann nur alle vier Jahre unter Beweis stellen kann. Dann verpasst der Sportler die Medaille und in vier Jahren ist er vielleicht schon zu alt.