Plasma-TVs: Tolle Technik in der Sackgasse​

Seite 2: Besser bei 2D und 3D

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Dennoch: Für die typische TV-Situation bei eher gedämpftem Licht waren Plasmas ideal und qualitativ am ehesten auf Augenhöhe mit Bildröhren. Damit nicht genug: Mit den 2009 anlaufenden Versuchen, 3D im TV-Markt zu etablieren, zeigten sie ihre Überlegenheit auch im Zusammenspiel mit LCD-Verschlussbrillen. LCD-TVs neigen bei dieser 3D-Technik zu Geisterkonturen.

Half aber alles nichts. Die Koreaner verabschiedeten sich von ihren Plasma-Panels; in Japan machten nur noch Pioneer und Panasonic Plasma – 2008 übernahm Panasonic das Panel-Geschäft (und einen Großteil der Entwickler) von Pioneer und wurde damit zum letzten Verfechter der Technik.

Ein Grund für den Niedergang der Plasma-Panels war ihr vermeintlich hoher Stromverbrauch, sagte Rainer Zwing, ehemals bei Thomson (jetzt: Technicolor) für die Verbesserung von Plasma-TVs zuständig und heute Geschäftsführer der Videosoftware-Firma C.R.S. iiMotion, im Gespräch mit heise online: "Die wenigsten Verbraucher verstanden, dass die Angaben auf den Typenschildern anfänglich die maximale Leistungsaufnahme nannten und nicht den tatsächlichen Durchschnittsverbrauch. Da lagen gleich große LCDs, solange Neonröhren als Hintergrundlicht fungierten, im TV-Betrieb auf ähnlicher Höhe wie Plasmas – oft genug sogar leicht darüber."

Dirk Schulze, schon beim Marktstart des Panasonic TC-42 PD 1 E im Produktmarketing des Hauses und dort heute Marketingleiter für die Bereiche TV und Heim-AV, pflichtet bei: "Die Ökodesign-Richtlinie der EU war ein Sargnagel für die Plasma-Technologie. Dadurch wurde die Energieeffizienz von Plasma-TVs mit C oder D eingestuft. Dass dies in der Praxis nur Strom-Mehrkosten von 10 bis 20 Euro pro Jahr bedeutete, war den Verbrauchern leider nicht klar."

Auch die Verkaufssituation im Laden arbeitete gegen Plasma-TVs. In den meisten Geschäften ist es eher hell; die Kunden stehen weiter weg von den Bildschirmen, als sie später zuhause entfernt sitzen. Praktisch alle TV-Hersteller implementieren deshalb einen möglichst grellbunten Laden-Bildmodus, der von Weitem signalisieren soll: "Kauf mich!" Gegenüber den LCDs, deren Hintergrundlicht fast unbegrenzt hell werden kann, gerieten die Plasmas ins Hintertreffen.

Kenner wussten um diese Pseudo-Schwächen und kauften weiterhin Plasmas für ihre Heimkinos – aber die Masse der Kunden entschied sich für LCD. Als die Branche nach dem verpufften 3D-Versuch die Kundschaft mit UHD-Auflösung (3840 x 2160 Pixel) ködern wollte, war das Spiel vorbei: Panasonic produzierte mit einem 3,81-Meter-UHD-Plasma zwar noch Schlagzeilen. Aber in den typischen Wohnzimmer-Schirmdiagonalen (1,40/1,65 Meter; 55/65 Zoll) ist UHD mit Plasma nicht machbar. Die Lichtausbeute wäre zu gering; der Stromverbrauch zu hoch. Zudem hatten die LCDs aufgeholt: Dank Leuchtdioden als Hintergrundlicht lag ihr Stromverbrauch jetzt auch unter realistischen Bedingungen unterhalb dem von Plasma-TVs, Schwarz und Blickwinkelabhängigkeit hatten sich verbessert. Die LC-Panels purzelten und purzeln zu niedrigen Preisen von den Fertigungsbändern.

Machbarkeitsstudie: Zur CES 2008 präsentierte Panasonic einen UHD-Plasma mit 3,81 Metern (150 Zoll) Diagonale; 2010 folgte eine 3D-taugliche Variante mit 152 Zoll.

(Bild: Panasonic)

Zwei weitere Schwachpunkte von Plasmas: Ohne Glas geht es nicht – das ist schwer und bruchgefährdet. Und wenn man die Displays nicht als Fernseher, sondern als Computermonitor oder Informationsanzeige nutzt; ein und dasselbe Motiv also längere Zeit auf dem Bildschirm steht, brennt es sich ein.

Rainer Zwing nennt noch einen weiteren Grund, warum Plasma seiner Ansicht nach scheiterte. "Anders als bei der LCD-Technik gab es im Plasma-Bereich nie einen vergleichbaren Austausch unter den anfangs zahlreichen Herstellern, technische Details wurden ängstlich gehütet. Die LCD-Produzenten hingegen patentierten ihre Technologien zwar oft – aber die Mitbewerber konnten sie nutzen oder bessere Alternativen entwickeln."

Die Plasma-TV-Phase währte nur 17 Jahre – aber ihr Ende läutete den Siegeszug der organischen Leuchtdioden (OLED) ein. Panasonic-Mann Schulze: "Es ist schade, dass sich Plasma nicht halten konnte – aber OLED-TVs sind mit ihren selbstleuchtenden Pixeln deren legitime Nachfolger."

(dahe)