Projektmanagement mit PRINCE2:2009

Seite 2: Evolutionäre Entwicklung

Inhaltsverzeichnis

PRINCE2:2009 stellt eine Evolution und keine Revolution dar. Um das zum Ausdruck zu bringen, hat das OCG den Namen beibehalten und ihn nicht auf PRINCE3 geändert. Die neue Version setzt sich nun aus den folgenden vier Bausteinen zusammen:

  • 7 Grundprinzipien
  • 7 Themen
  • 7 Prozesse
  • Anpassung an die Projektumgebung

Im tabellarischen Vergleich zur Vorgängerversion ist deutlich zu erkennen, dass die strukturellen Veränderungen von Bestehendem und die Neuerungen keinen substanziellen Umbau der Methode darstellen.

Bereich PRINCE2:2005 PRINCE2:2009
Prinzipien 6 Hauptmerkmale
- Fortlaufende geschäftliche Rechtfertigung
- definierte Rollen und Verantwortlichkeiten
- Produktorientierung
- Steuerung ĂĽber Managementphasen
- Anpassung an die Projektumgebung
- Prozessorientierung
7 Prinzipien
- fortlaufende geschäftliche Rechtfertigung
- definierte Rollen und Verantwortlichkeiten
- Produktorientierung
- Steuerung ĂĽber Managementphasen
- Steuerung nach dem Ausnahmeprinzip
- Anpassung an die Projektumgebung
- Lernen aus Erfahrungen
Themen, Komponenten 8 Komponenten
- Business Case
- Organisation
- Qualität
- Pläne
- Risiko
- Veränderung
- Kontrolle
- Konfiguration
7 Themen
- Business Case
- Organisation
- Qualität
- Pläne
- Risiken
- Ă„nderungen
- Fortschritt
Prozesse 8 Prozesse
- Planen eines Projekts
- Vorbereiten eines Projekts
- Lenken eines Projekts
- Initiieren eines Projekts
- Steuern einer Phase
- Managen der Produktauslieferung
- Managen der Phasenübergänge
- AbschlieĂźen eines Projekts
7 Prozesse
- Vorbereiten eines Projekts
- Lenken eines Projekts
- Initiieren eines Projekts
- Steuern einer Phase
- Managen der Produktauslieferung
- Managen der Phasenübergänge
- AbschlieĂźen eines Projekts
Projektumfeld Anpassung an die Projektumgebung Anpassung an die Projektumgebung

Um einen höheren Praxisbezug zu erreichen, wurden vor allem Themen (ehemals Komponenten) gestrafft und die Anzahl der Managementprodukte von 36 auf 25 reduziert. Managementprodukte sind alle Dokumente und Pläne, die für die Durchführung des Projektmanagements notwendig sind. Ihr Zweck ist die Steuerung der Spezialistenprodukte, sodass sich diese in der geforderten Qualität sowie innerhalb der Kosten- und Zeitvorgaben umsetzen lassen. Diese Produkte sind definierte Projektergebnisse wie eine neue CRM-Software oder der Umzug einer Unternehmenszentrale in einen neuen Standort.

Die Prinzipien von PRINCE2:2009 resultieren originär aus den Erfahrungen durchgeführter Projekte, unabhängig davon, ob die Erfahrungen gut oder schlecht waren. Die Prinzipien bieten einen methodischen Durchführungsrahmen für alle in einem Projekt mitwirkenden Personen. Als Grundlagen für ein erfolgreiches Projektmanagement nach PRINCE2 sind die in der folgenden Tabelle genannten zu nennen:

Continued Business Justification Fortlaufende geschäftliche Rechtfertigung Die geschäftliche Rechtfertigung für das Projekt ist regelmäßig zu überprüfen und zu bestätigen.
Defined Roles & Responsibilities Definierte Rollen und Verantwortlichkeiten In einem PRINCE2-Projekt gibt es klar definierte und vereinbarte Rollen und Verantwortlichkeiten, die über eine Projektorganisation implementiert sind. In ihr werden Geschäfts-, Nutzer- und Lieferanteninteressen abgebildet.
Focus on products Produktorientierung Ein PRINCE2-Projekt fokussiert auf die Definition und die Auslieferung von Produkten. Hierbei wird vor allem Wert auf die Qualitätsanforderungen gelegt.
Manage by stages Steuern ĂĽber Managementphasen Die Planung, Ăśberwachung und Kontrolle erfolgt basierend auf Projektphasen.
Manage by exception Steuern nach dem Ausnahmeprinzip In einem PRINCE2-Projekt werden Toleranzen definiert und vereinbart, in denen der Projektmanager entscheiden kann. Nur bei Ăśber- oder Unterschreitung wird der Lenkungsausschuss involviert.
Tailor to suite the project environment Anpassen an die Projektumgebung PRINCE2 wird der Projektumgebung, der Projektgröße, der Komplexität, der Bedeutung, der Möglichkeiten und den Risiken entsprechend angepasst eingesetzt.
Learn from experience Lernen aus Erfahrungen Projektteams in PRINCE2 lernen aus den gesammelten Erfahrungen. Diese werden identifiziert, dokumentiert und im weiteren Verlauf des Projektes berĂĽcksichtigt.

PRINCE2:2009 besteht aus sieben Themen, die als Richtschnur eine gute Ăśbersicht ĂĽber die zu steuernden Bereiche darstellen:

  • Business Case ("Warum?")
  • Organisation ("Wer?")
  • Qualität ("Wie?"; "Wie viel?"; "Wann?")
  • Pläne ("Was, wenn?")
  • Risiken ("Wo sind wir jetzt?"; Wohin gehen wir?"; Sollten wir weitermachen?")
  • Ă„nderungen ("Was?")
  • Fortschritt ("Was ist die Auswirkung?")

Die Themen sollten kontinuierlich, also iterativ, betrachtet werden, und die Ergebnisse werden in den Managementprodukten dokumentiert. Abhängig von der Projektgröße lässt sich die Anzahl der Managementprodukte variabel anpassen: Kleine Projekte kann man beispielsweise mit nur vier Managementprodukten steuern (Projektleitdokumentation, Projektstatusberichte, Projekttagebuch und Projektabschlussbericht), bei großen Projekten kommen alle 25 Managementprodukte zum Einsatz.

Bei der Neugestaltung der Prozesse hat die OCG vor allem Subprozesse zusammengefasst, und die Dokumentation wird nun auf weniger Managementprodukte verteilt. Der Planungsprozessentfällt, seine Aktivitäten wurden auf andereProzesse verteilt und die Anforderungen in das Thema "Pläne" integriert.

Prozess Ziele
Vorbereiten eines Projekts (SU) - Es existiert eine geschäftliche Notwendigkeit.
- Alle notwendigen Instanzen bewilligen das Projekt.
- Der Umfang des Projekts kann eindeutig definiert werden.
- Alle Ansätze zur Zielerreichung sind geprüft worden.
- Alle involvierten Personen sind identifiziert.
- Ein Phasenplan existiert.
- Alle Annahmen bzgl. Umfang, Zeitrahmen, Abnahmekriterien und Sachzwänge sind definiert.
Lenken eines Projekts (DP) - Das Projekt kann durchgefĂĽhrt werden.
- Die Teilprodukte des Projekts können geliefert werden.
- Das Projekt hat ausreichende UnterstĂĽtzung vom Management.
- Schnittstellen mit parallelen Projekten im Rahmen eines Programmmanagements werden berĂĽcksichtigt.
- Das Projekt kann abgenommen werden.
- Es existiert ein Plan zur Verifizierung des Projektnutzen.
Initiieren eines Projekts (IP) - Grund, Nutzen und Risiken des Projekts sind identifiziert.
- Umfang und geliefertes Produkt sind eindeutig definiert.
- Termine und Kosten sind bestimmt.
- Entscheidungswege sind klar.
- Definition der Entscheider.
- Vorgabe zur Sicherstellung der geforderten Qualität von gelieferten Produkten.
- EinfĂĽhrung von Regeln und deren Kontrolle.
- Umgang mit Risiken, Herauforderungen und Ă„nderungen.
- EinfĂĽhrung von Instrumenten zur Ăśberwachung und Kontrolle des Projektfortschritts.
- Definition des Informationsflusses.
Managen der Phasenübergänge (SB) - Lenkungsausschuss ist über Phasenabschluss informiert.
- Ein Plan fĂĽr die folgende Phase existiert.
- Der Business Case ist valide.
- Freigabe durch Lenkungsausschuss fĂĽr Folgephase (basierend auf vorbereiteten Informationen).
Steuern einer Phase (CS) - Fokus auf Produktlieferung
- Ăśberwachung und Kontrolle von Risiken und Herausforderungen
- Fortlaufende geschäftliche Rechtfertigung ist gegeben.
- Die gelieferten Produkte sind zielführend und erfüllen die gesetzten Rahmenparameter (Kosten, Qualität, Zeit, Aufwand).
- Das Projektmanagement-Team arbeitet fokussiert innerhalb der gegebenen Toleranzgrenzen.
Managen der Produktlieferung (MP) - Abnahme der Arbeitspakete durch den Projektmanager
- Schnittstellen zu weiteren Produkten werden berĂĽcksichtigt.
- Planung der Produktlieferung
- Sicherstellung der vorgegebenen Entwicklungsrichtlinien
- Qualitätssicherung
- Abnahme durch den Kunden
- Ăśbergabe des Produkts an den Projektmanager
AbschlieĂźen eines Projekts (CP) - Bewertung des erzielten und zukĂĽnftigen Nutzen des Projekts
- Ăśbergabe offener Punkte (Risiken, Herausforderungen) an den Betrieb

Der Anforderung, jedes Projekt hinsichtlich Größe, Komplexität oder Risiken anzupassen, trägt PRINC2:2009 auf zweierlei Art Rechnung. Die Anpassung an die Projektumgebung ist sowohl einer der vier Bausteine als auch ein Grundprinzip. Damit hat die OCG die Rufe der Anwender erhört, und sie erhalten nun umfangreiche Anleitungen, wie sie Projekte in Unternehmensprogrammen, Projekte mit mehreren Eigentümern oder generell die Möglichkeit, Projektskalierung gezielt berücksichtigen können.

PRINCE2:2009 kann man auch durch klar definierte Schnittstellen, die Arbeitspakete mit deren Toleranzrahmen, mit anderen Projektmanagementmethoden kombinieren. Zum Beispiel lässt sich PRINCE2 für das Projektmanagement im Hauptprojekt nutzen und die Erstellung einer neuen Software (Organisationsebene "Liefern") als Teil des Hauptprojekts setzt ein Team mit Prinzipien agiler Softwareentwicklung um.