Rennfahrer-Legende Derek Bell wird 80

Derek Bell gehört zu den erfolgreichsten Sportwagenpiloten. Seine größten Erfolge feierte er in den 1980ern auf Porsche. Jetzt wird er 80 Jahre alt.

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Derek Bell

(Bild: Porsche)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christian Lorenz
Inhaltsverzeichnis

Sir Derek Bell, MBE, Mitglied des Order of the British Empire, feiert am 31. Oktober 2021 seinen 80. Geburtstag. Er gehört zu den erfolgreichsten Sportwagenrennfahrern der Motorsportgeschichte und gewann unter anderem zwischen 1975 und 1987 fünfmal die legendären 24 Stunden von Le Mans - viermal auf Porsche. Drei seiner Le-Mans-Siege errang er an der Seite von Jackie Ickx, die letzten beiden Male war er der erfahrenste Pilot in einem Drei-Mann-Team mit Hans-Joachim Stuck und dem Amerikaner Al Holbert. 1985 und 1986 wurde Bell auf Porsche Sportwagenweltmeister.

Hans-Joachim Stuck sei er damals an die Seite gestellt worden, um ihn ein wenig einzubremsen, wie er mir vor ziemlich genau fünf Jahren bei einem Gespräch verriet. Stuck sei damals berüchtigt dafür gewesen, es öfter mal zu übertreiben und unfreiwillig die Strecke zu verlassen. Sir Derek Bell hatte sich in seiner Eigenschaft als Porsche-Markenbotschafter Zeit genommen, mir im Rahmen des Oldtimer-Grand-Prix 2016 auf dem Nürburgring ein ausführliches Interview zu geben.

Im Jahre 1975 gewann Bell erstmals die 24 Stunden von Le Mans an der Seite von Jackie Ickx, der damals bereits eine Legende war. Die beiden fuhren einen Gulf Mirage GR8, einen offenen Prototypen mit dem Cosworth-DFV-V8-Motor, dem wohl erfolgreichsten Motor der Motorsportgeschichte. Kein Wunder, dass Bell diese höchst erfolgreiche Begegnung mit menschlichen und mechanischen Legenden des Motorsports bis heute prägt.

Nur wenige dürften wissen, dass Derek Bell zu den ganz Wenigen im Motorsport gehört, die sich sowohl in den Monoposti des Formel-Rennsports als auch im Sport- und/oder Tourenwagen in der Weltspitze etablieren konnte. Als Bell 1965 nach ersten Clubrennen im Lotus Seven erstmals in den offiziellen Rennsport und in das Formel-3-Team Church Farm Racing seines Stiefvaters Bernard Hendler einstieg, war die Grenze zwischen Formel- und Sportwagenrennsport zwar noch durchlässiger als heute. Der Karriereweg, den Bell damals zufällig wählte, im Formelsport zu starten, um dann gegebenenfalls später in den Sport- oder Tourenwagen einzusteigen, hält der heute 80-jährige Bell heutzutage für Nachwuchsrennfahrer, die eine Profikarriere anstreben, noch viel richtiger und wichtiger als damals zu seiner Zeit.

Derek Bell wird 80 Jahre alt (20 Bilder)

Derek Bell wurde am 31. Oktober 1941 in Pinner, einem Vorort in der Metropolregion der britischen Landeshauptstadt London, geboren. Nach ersten Schnupperrunden im britischen Clubsport ab 1964 auf einem Lotus Seven startete Bell seine internationale Karriere 1968 in der Formel-2-Europameisterschaft.
(Bild: alle Porsche)

Durch seine Performance in einem von Church Farm Racing als Kundenauto eingesetzten Brabham BT23 in der britischen Formel-3-Meisterschaft und ersten erfolgreichen Rennen in der Europameisterschaft wurde Ferrari auf den jungen Engländer Derek Bell aufmerksam und bot ihm 1970 einen Werksvertrag für die Formel 2 an. Mit Ferrari kam er im selben Jahr auch zum ersten Mal nach Le Mans, wo Steve McQueen gerade seinen berühmten Film drehte. Der ebenso coole wie rennsportaffine Hollywoodstar verpflichtete den Rookie Derek Bell sogleich, um den roten Ferrari 512S seines Film-Kontrahenten Erich Stahler, gespielt von Siegfried Rauch, für die Filmszenen zu fahren. Im Rennen selbst fuhr Derek das gleich Modell in Gelb.

Ich hatte 2016 das große Glück, Derek Bell als ersten Interviewpartner aus dem Olymp des Motorsports haben zu dürfen. Es war wundervoll, dass ich meine ersten Gehversuche als Motorsport-Reporter mit Derek Bell machen durfte. Obwohl Herr Bell damals kurz vor seinem 75. Geburtstag stand, erschien er mir ein junger Mann zu sein. Drahtig, sportlich, leidenschaftlich, witzig und unwahrscheinlich angenehm.

Hans-Joachim Stuck nennt Derek Bell seinen liebsten Teamkollegen, auch Jackie Ickx erinnert sich sehr gern an den Briten, der auf eine höchst angenehme Art und Weise cool ist. Schon meine kurze Begegnung führte bei mir zu der Überzeugung, dass es nahezu unmöglich sein dürfte, mit Derek Bell nicht auszukommen. Zu seiner bescheidenen und freundlichen Art kommt sein Talent, einen mit seinen Erzählungen direkt mitzunehmen, in frühere Zeiten und an die Rennstrecken der Welt. Man könnte ihm ewig zuhören. Bell ist und bleibt einer der größten Rennfahrer der Motorsportgeschichte, eine Legende zum Anfassen und ein großes Vorbild für Fairness, Disziplin und Können im Sport. Alles Gute, Derek!

(chlo)