Robotik: Die vollautomatische Küche wird Realität

Roboter werden nicht müde oder krank, und wollen keinen Mindestlohn. Ob das wirklich reicht, um Köche zu ersetzen, probieren auch zwei deutsche Start-up aus.

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Pasta mit Kürbis, Lauchzwiebeln und Walnüssen – gekocht von einem Roboter.

(Bild: Ole Witt)

Lesezeit: 5 Min.

Weltweit setzten Unternehmen mittlerweile Küchen-Roboter für das ein, was Roboter eben am besten können: Schnell und billig produzieren. 2018 eröffnet in San Francisco Creator mit einer vollautomatischen Burgermaschine. Seit 2020 sind zudem auch die Flippy-Roboter von Miso Robotics in Schnellrestaurants der Burgerkette White Castle im Einsatz. Jetzt wollen auch deutsche Start-ups auf diesem Feld mitmischen, berichtet MIT Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe. Aber ist das mehr als technische Spielerei? Und haben Roboter-Restaurants wirklich eine Zukunft?

Für Vick Manuel, Mitgründer Gründer und CEO von DaVinci Kitchen aus Leipzig, ist die Antwort völlig klar: Ja, und zwar aus ökonomischen Gründen. Roboter arbeiten rund um die Uhr, werden nicht krank und kämpfen nicht um Lohnerhöhungen. Im Gegenteil, sie werden billiger. "So ein Roboterarm kostet jetzt um die 25.000 Euro", sagt Manuel. "Das ist das teuerste Einzelelement unseres Kiosks. Wenn diese Arme noch günstiger werden – und das werden Sie – können wir den Preis für die Anlage auf rund 60.000 Euro drücken." Bei rund 150 Essen am Tag für knappe sieben Euro käme man auf einen Umsatz von 30.000 Euro. Nach Abzug sämtlicher Kosten blieben rund 10.000 pro Monat über. "Dann hat sich die Maschine nach sechs Monaten amortisiert", sagt Manuel. "Und wir rechnen mit einer Laufzeit der Anlage von fünf Jahren".

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Zumindest am Anfang dürfte ein Teil der Attraktion aber auch darin bestehen, der Maschine beim Arbeiten zuzusehen. Der Roboterarm greift sich ein metallisches Sieb und fährt damit unter den Ausgabeschacht der integrierten Nudelmaschine. Dann senkt er den Korb mit der Pasta in kochendes Wasser, greift eine Plastikflasche und gibt Olivenöl in einen der drei Töpfe, der gleich darauf zu rotieren beginnt. Während das Öl heiß wird, nimmt der Roboter die Pasta aus dem Wasser, lässt sie abtropfen, holt unterdessen Gemüse aus einem Spender an der Rückseite, das kurz angebraten wird. Dann kommt die Pasta dazu, Sauce, Topping – und ab in die Ausgabeklappe. Seit Mitte November betreibt das Start-up am Leipziger Neumarkt einen Showroom, in dem es seine Maschine kochen lässt.

Aber ist so etwas wirklich noch kochen? Ja, sagt Julian Stoß vom Berliner Start-up Aitme. Allerdings nennt Stoß das, was sein Roboter tut lieber "deterministisch kochen". "Am Ende", sagt er, "lässt sich Kochen durch eine parametrische Sprache beschreiben: Nimm Material A, bewege es nach B und heize es für C Sekunden auf. Das ist alles."

Der Prototyp von Aitmes Kochroboter arbeitet im Unterschied zu DaVincis Kiosk mit zwei Roboterarmen. Die Roboter bewegen die Töpfe zu den richtigen Kochgut-Magazinen, wo sie befüllt werden, und wieder zurück zum Herd. Der linke Arm ist für die Kochzutaten zuständig, der rechte für die Saucen, Toppings und das Servieren. "Natürlich hätten wir das auch mit so etwas wie Förderbändern lösen können", sagt Stoß. "Aber die hätten wir jedesmal wieder umbauen müssen, wenn wir den Ablauf verändern. Roboterarme sind einfach sehr viel flexibler."

Der zweite große Unterschied zwischen den Unternehmen ist die Zielgruppe. Während DaVinci Kitchen direkt auf den Endkunden zielt, peilt Aitme den Business-Bereich an. "Viele Kantinen sind am Bedarf vorbei geplant", sagt Stoß. Vor allem in kleinen und mittleren Betrieben könnten maximal drei verschiedene Essen am Tag anbieten, und das rechne sich oft nicht wirklich. Jetzt in Corona-Zeiten habe sich das Problem noch einmal verschärft.

Darin sieht Aitme seine Chance. Das Unternehmen bietet seine vollautomatische Roboterzelle als Rundum-Service zur Miete und als Leasing an: Die Maschine braucht acht Quadratmeter Platz, Wasser und Strom. Das komplette Innere der Anlage ist gekühlt. Die Lebensmittel in der Anlage bleiben bis zu drei Tage frisch. Eine Befüllung reicht für 300 Mahlzeiten – in Stoßzeiten kann sie 100 Gerichte pro Stunde ausgeben. Selbst die Reinigung läuft automatisch. Die Maschine soll das Unternehmen rund 2500 Euro pro Monat kosten – Gewinn will Aitme über die verkauften Essen machen: Ein Gericht gibt es ab 4,50 Euro, wobei Firmen in Kantinen die einzelnen Essen oft subventionieren.

Die erste serienmäßige Anlage hat bereits bei Merantix ihren Betrieb aufnehmen. Der "AI Company Builder" hat einen Campus für Start-ups in Berlin. "Weitere Kunden", sagt Stoß, "sind in der Pipeline". Eigentlich sollte die Maschine längst in Betrieb sein, aber die allgegenwärtigen Lieferengpässe haben das Projekt verzögert.

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(jle)