Silicon Valley sucht den Superstar

Seite 3: Silicon Valley sucht den Superstar

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Die Fotoplattform Zivity ist einer der ersten Crowdsourcing-Vorstöße in den Erotikbereich. Dabei erhalten Fotografen und weibliche Modelle, die ihre Fotos hochladen, nicht nur 40 Prozent der monatlichen Mitgliedsgebühren, sondern können sogar untereinander vereinbaren, wie sie 80 Prozent der von Besuchern verteilten "Trinkgelder" aufteilen.

Während einige wenige Oben Ohne-Bilder rasch die Prüderie der US-Zuschauer im Saal wachriefen, erkannte Brad Garlinghouse von Yahoo aus der Expertenjury das Potential von Zivity: "Von allen Firmen, die ich hier gesehen habe, ist das die einzige, bei der ich mir sicher bin, dass sie wirtschaftlichen Erfolg haben werden."

Ebenso großes Potential besitzt die Plattform für virtuelle Welten namens Metaplace, die der langjährige Manager von Sony Online, Raph Koster, vorstellte. "Virtuelle Welten wie Second Life befinden sich heute auf dem Stand wie AOL Mitte der Neunzigerjahre", so der Spiele-Entwickler. Die SL-Betreiberfirma Linden Lab stellt die Server bereit und kontrolliert damit, wer sich innerhalb ihrer geschlossenen Welt ansiedeln und bewegen kann.

Metaplace hingegen existiert als ein unendliches Universum von Miniwelten, die einen Klick voneinander entfernt sind. Ein entsprechendes Widget lässt sich auf jeder Social Networking-Seite wie MySpace oder Facebook oder einem Blog einbetten und erfordert kein Login oder spezielle Software. Jedes Objekt ist nichts weiter als ein Link, um eigene RSS-Feeds oder eine Wunschliste von Amazon in einen Raum zu stellen. Je nach Client – vom Desktop bis zum Handy – kann jeder Nutzer seine virtuelle Welt in 2D oder 3D modellieren, mit Anzeigen bestücken oder sogar Eintritt verlangen.

Langfristig will Metaplace seine Plattform komplett öffnen und Nutzer ihre Welten verwalten und hosten lassen. Der französische Serienunternehmer Loic LeMeur verglich die Bedeutung von Metaplace mit Facebooks Öffnung für Dritt-Anwendungen: "Damit können sie Second Life rechts überholen."

Ähnlich offen für alle Webdienste und Plattformen ist die britische Neugründung Imagini, die die Vorlieben ihrer Nutzer mit Hilfe von Fotos abfragt und daraus eine "visuelle DNA" ermittelt, mit der sich Gleichgesinnte finden lassen. Diese dynamischen Profile lassen sich als Mini-Anwendung namens "Youniverse" in Facebook und andere Seiten einbetten. Seit ihrem Start im März hat Imagini nur durch Flüsterpropaganda mehr als 4,5 Millionen registrierte Nutzer gefunden und ist dabei, erste Verträge mit großen Firmen wie Pepsi auszuhandeln, die das Vermarktungspotential erkannt haben.

Dass die Realität immer noch die besten Ideen für neue Firmen liefert, bewies die Firma WooMe, die Speed Dating ins Webzeitalter befördert. Nutzer richten Gruppensitzungen ein, in denen zwischen 4 und 16 Männer und Frauen jeweils eine Minute Zeit haben, um sich per Audio und Video kennen zu lernen. Was als Anbandel-Seite für Menschen ohne Geduld gedacht war, hat sich laut CEO Stephen Stokols schon in der Testphase zu einem Tummelplatz für Nutzer entwickelt, die so auf die Schnelle Kandidaten für gemeinsame Reisen oder Wohngemeinschaften aussieben. Einer der Investoren, der an WooMes Modell des Networking nach Stoppuhr glaubt, ist Niklas Zennstrom, der Visionär hinter Firmen wie Kazaa, Skype und Joost.

Die einzige deutsche Firma, die es in die Runde der 40 Startups schaffte, ist die Peer-to-Peer-Suchmaschine Faroo. Vom Informatiker Wolf Garbe entwickelt, versucht das Unternehmen ohne Tausende von Servern in riesigen Rechenzentren auszukommen und stattdessen die brach liegende Kapazität von Internet-PCs zu nutzen. Im Gegensatz zu Googles Pagerank-Verfahren basieren Faroos Sucherergebnisse auf der Aufmerksamkeit und Verweildauer, die Nutzer den Seiten schenken, und ihre Daten werden nicht an eine zentrale Datenbank zurück geschickt.

Bereits mit einer Million installierten Faroo-Clients sei es möglich, das gesamte Web mit seinen zehn Milliarden Seiten zu durchsuchen, so Garbe. Dieses Ziel will die Firma noch vor Ende 2008 erreichen. Anreiz für jeden neuen Nutzer: Wer Faroo als Suchmaschine einsetzt, wird anteilig an den Werbeeinnahmen beteiligt. (bsc)