Spannung unterm Sitz: Was bei der E-Auto-Sicherheit zu beachten ist

Technisch sind Elektrofahrzeuge eine ganz andere Welt als Verbrenner. Der Einsatz starker Batteriepacks und Leistungselektronik erfordert andere Schutzregeln.

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(Bild: Smile Fight / shutterstock.com)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Jan Petermann
  • dpa
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Nach langem Zögern gewinnt die E-Mobilität jetzt an Schwung – der Umgang mit den Stromern wirft Sicherheitsfragen auf. Wie bei Verbrennern gelten hohe Standards. "Generell müssen alle Fahrzeuge dieselben Anforderungen erfüllen, um auf die Straße zu kommen", heißt es beim Autoverband VDA. Der TÜV Nord erklärt, es werde "jedes Bauteil auf Herz und Nieren geprüft".

Wenn doch einmal etwas passiert, gilt es, sich klarzumachen: Der Wagen erfordert wegen seines grundsätzlich andersartigen Aufbaus besondere Vorsicht an Stellen, über die man sich bei einem Diesel oder Benziner wohl kaum Gedanken machen würde. In einer Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte stieg jüngst die Zahl derer, die dies als relevantes Thema sehen, von 5 auf 12 Prozent. Und welches Gewicht ist Unfällen von E-Autos mit Bränden beizumessen? Eine Übersicht:

Höhere Energien bedeuten höhere Spannungen. Im Elektrofahrzeug werden Akkus verwendet, die deutlich mehr Strom liefern als herkömmliche Systeme. Schließlich müssen die meist mit Lithium-Ionen arbeitenden Zellen leistungsfähig genug für die Bereitstellung der gesamten Antriebskraft sein, die der E-Motor nach Umwandlung der chemischen und elektrischen Energie in Bewegungsenergie entfalten soll. Entsprechend viele Zellen mit Elektrolyt-Lösung kommen zum Einsatz.

Zwischen manchen Kontakten können dabei Spannungen von etlichen hundert Volt anliegen, die dann auch hohe Stromstärken ergeben. Das ist zwar weniger als eine Hochspannung, wie E-Techniker sie offiziell definieren – aber doch ein Vielfaches der Netzspannung zu Hause.

Bisherige Schutzstandards: In puncto Fahrdynamik und Normalbetrieb bestünden keine speziellen Vorschriften für E-Autos, so der VDA. Bei Crashtests erwiesen sich Wagen mit Lithium-Ionen-Zellen als ebenso stabil wie Verbrenner. Auch Versicherer wie die Allianz sehen das so. "Aber natürlich gibt es für die Hochvolt-Batterien im Fahrzeug selbst besonderen Schutz durch zusätzliche Anforderungen", erläutert der Verband. So werden die Module, die oft in großen Paketen über den gesamten Unterboden des Autos verbaut sind, gegen Stöße abgekapselt.

VW verweist auf "zahlreiche Absicherungen des Hochvolt-Systems". Nässe-Abdichtung ist ebenfalls wichtig. Denn das Alkalimetall Lithium ist in reiner Form eines der reaktivsten chemischen Elemente; zusammen mit Wasser kann ein heftiger Prozess unter Bildung brennbaren Wasserstoffs ablaufen. Es kommt in den Akkus zwar in Verbindungen und als positiv geladene Teilchen (Kationen) vor. Dennoch sollte der Kontakt mit äußerer Feuchtigkeit vermieden werden.

Das E-Mobil im Alltag: "Grundsätzlich gibt es eigentlich kein erhöhtes Risiko", sagt Michael Zeyen, Chef des Beratungs- und Entwicklungsdienstleisters Vancom – sofern gewährleistet sei, dass die Passagiere nicht mit der Leistungselektronik in Berührung kommen und Wartungen nur von Profis gemacht werden. "Für Arbeiten an solchen Fahrzeugen in Werkstätten laufen intensive Schulungen." Risiken eines Stromschlags seien durch Arbeitsschutzvorschriften "klar definiert".