Spannung unterm Sitz: Was bei der E-Auto-Sicherheit zu beachten ist

Seite 2: Geringe Brandgefahr

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Die Brandgefahr an sich ist auch aus Sicht der Allianz gering. Um das System zu versiegeln, werden Schutzschaltungen in Akkusteuerung und Kabel eingefügt, so dass Laden auch bei Regen oder Schnee möglich ist. "Der Umgang mit E-Autos ist eigentlich einfacher und sicherer als bei Verbrennerfahrzeugen, wo man ja schon beim Tanken mit explosiven Flüssigkeiten zu tun hat", meint Roger Eggers vom Tüv Nord. "Wenn Sie dagegen Ihr E-Auto ‚auftanken‘, wird der Stromfluss immer erst dann hergestellt, sobald das System einen eindeutig abgesicherten Zustand zwischen Auto und Ladesäule feststellt."

Wenn es mal kracht: Komplizierter und riskanter kann es bei Unfällen werden. Im Fall größerer Verformungen oder Brüche der Trennschichten zwischen den Zellpolen können sich Kurzschlüsse ergeben, Stoffe in der Zelle weiter reagieren, diese überhitzen und in Brand setzen. Bei solchen Erschütterungen soll die automatische Notabschaltung greifen. "Diese funktioniert ähnlich wie bei der Auslösung des Airbag-Systems und ist teilweise auch damit gekoppelt", so ein VDA-Experte. "In der Regel haben die Insassen dann – ob allein oder mit Helfern – die Möglichkeit, das Fahrzeug gefahrlos zu verlassen." Sollten alle Stricke reißen, lasse sich der Strom manuell abregeln. "Dafür hat jedes Fahrzeug noch einmal eine gesonderte Trennstelle."

Wichtig ist, dass sich Laien auch bei vermeintlich kleineren Pannen nicht selbst am Wagen zu schaffen machen. Zudem kann nach Schäden an einem Akku ein Brand gegebenenfalls erst verzögert ausbrechen. Oder es können schon gelöscht geglaubte Feuer erneut auflodern – geschehen etwa bei Tesla-Modellen in den USA oder manchen Smartphones. Tritt ein "massiver Unfall" ein, müssen Feuerwehren das Fahrzeug komplett isolieren, rät Eggers. "Dann besteht das adäquate Mittel darin, das ganze Auto in einen Container zu setzen und mit Sand zu bedecken."

Zeyen betont, dass es im Verhältnis zu fossilen Antrieben bisher zu wenig Unglücken gekommen sei: "In Deutschland gibt es pro Jahr 15.000 Brände von Verbrennerfahrzeugen, die meist durch ganz konventionelle Umstände wie Probleme an Benzinleitungen ausgelöst werden." Eggers weist auf die "Rettungskarte" des E-Autos hin, aus der sich dessen Grundausstattung ergibt. "Denn beim Retten muss die Hydraulikschere dort angesetzt werden, wo definitiv keine Leitungen entlanggehen."

Fortbildung für Helfer und Datenabfrage: Ein Arbeitskreis Retten wurde eingerichtet, über den Feuerwehren, Bundesverkehrsministerium und Verbände Erfahrung beim Vorgehen bei Unfällen austauschen. Ziel: eine bessere, flächendeckende Information über die Besonderheiten etwa bei der Brandbekämpfung an E-Autos. Über das Kennzeichen ist eine eindeutige Identifizierung der Antriebsart bereits möglich.

"Damit Feuerwehrleute schnell wissen, was sie erwartet, wäre es zu begrüßen, wenn man Details über die Leitstelle in Erfahrung bringen könnte", heißt es beim VDA. Dazu liefen Beratungen mit Behörden und weiteren Akteuren. Das bedeutet eventuell intensivere Abfragen – der Datenschutz sei aber gewährleistet: "Über die Kennzeichenabfrage werden nur für die Feuerwehren relevante Daten übertragen."

Vorsichtsregeln für Produktion und Recycling: Die Arbeitswelt in der Autoindustrie verändert sich durch den Ausbau der E-Mobilität radikal – es werden im Vergleich zur alten Verbrenner-Welt weniger, aber dafür oft spezialisiertere Einzelschritte gebraucht. Dazu zählen sichere Fertigungsverfahren für die Hochvolt-Technik, zum Beispiel bei der Qualifikation zur "Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten".

"Für die Elektroindustrie ist der Umgang mit Gleichspannungen von einigen hundert Volt nichts Neues", so Zeyen. "Für Fahrzeughersteller schon. Aber auch hier gibt es strikte Vorschriften, wer in der Produktion was machen darf." Bei einigen Themen bestehe gleichwohl Abstimmungsbedarf – etwa zur Frage, nach welchen Standards Akkus recycelt und dann "gegebenenfalls von Dritten instandgesetzt werden".

(tiw)