Strommarkt 2021: Warum die Erneuerbaren dieses Jahr so schwach waren
Es war kein gutes Jahr für die Erneuerbaren. Lieferten sie 2020 noch mehr als die Hälfte des Stroms, sank ihr Beitrag nun wieder unter die 50-Prozent-Marke.
Das Wetter hat den Anstieg der Erneuerbaren im Jahr 2021 gebremst – vor allem der schwächere Wind. Zwar wurden 2021 knapp 1,8 Gigawatt an Onshore-Windrädern installiert, ein moderater Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Trotzdem lieferten sie 16 Prozent weniger Strom.
Übersicht |
2020 | 2021* | Veränderung | |
Nettostromerzeugung (TWh) | 473,3 | 473,4 |
0,1 |
% |
davon Onshore-Wind | 131,9 |
110,5 |
-16,2 | % |
davon PV | 44,2 | 50,1 | 13,3 | % |
Anteil Erneuerbare Energie (%) | 50,3 | 46,9 | -3,4 | %P |
Export (TWh) | 18,9 | 17,2 | -8,9 | % |
Preis ** (Euro/MWh) | 29,5 | 90,7 | 207,1 | % |
*Stand: 20. Dezember 2021 | ||||
** Day Ahead Auction, volumengewichtet |
Die Photovoltaik konnte mit einem Zubau von mehr als 5 Gigawatt relativ stark zulegen und insgesamt 13 Prozent mehr Strom liefern. Das reichte allerdings nicht aus, den Einbruch der Windkraft zu kompensieren.
GW, netto | Installierte Leistung | Zubau | |||
2019 | 2020 | 2021* | 2019 -> 2020 | 2020 -> 2021 | |
Photovoltaik | 49,18 | 53,11 | 58,41 | 3,93 |
5,3 |
Wind (onshore) | 53,37 | 54,49 | 56,27 | 1,12 | 1,78 |
Wind (offshore) | 7,5 | 7,74 | 7,77 |
0,24 |
0,03 |
* Stand: 20. Dezember 2021 |
Pro installiertem Gigawatt erzeugten Solaranlagen im Jahr 2021 knapp 0,86 Terawattstunden – etwas mehr als im Vorjahr, was auf einen sonnigeren Sommer hinweist. Beim Wind ging der Faktor allerdings von 2,42 auf 1,96 zurück. Wie sich das Verhältnis von Wind- zu Solareinspeisung geändert hat, lässt sich auch hier sehen: Im Segment rechts unten war die Punktedichte 2021 deutlich geringer als im Vorjahr.
PV | 2020 | 2021 |
GW installiert | 53,1 | 58,4 |
TWh produziert | 44,2 | 50,1 |
TWh / GW | 0,8 | 0,9 |
Wind | ||
GW installiert | 54,5 | 56,3 |
TWh produziert | 131,9 | 110,5 |
TWh / GW | 2,4 | 2,0 |
Es wird knapp ohne Kernkraft und Kohle
Was dies für das gesamte Stromsystem bedeutet, lässt sich an der sogenannten Residuallast ablesen – also der nachgefragten Leistung, die nicht durch fluktuierende Quellen wie Wind und Sonne gedeckt werden kann. Am 9. März 2021 erreichte sie einen Jahreshöchstwert von über 63 GW, etwas mehr als im Vorjahr.
Der gegenwärtige Park an Speichern und nicht-fluktuierenden Kraftwerken kann das mit seinen insgesamt 110 GW locker wegstecken. Doch nimmt man Kernkraft und Kohle aus der Rechnung, bleiben davon nur noch 58 GW übrig – fünf Gigawatt weniger als die Residuallast. Diese müssen in den kommenden Jahren voraussichtlich zugebaut werden, in welcher Form auch immer.
2021 | Zeitpunkt | Leistung |
PV max. | 27. April, 13:00 Uhr | 40,83 GW |
PV min. | jede Nacht | 0 GW |
Wind max. | 30. November, 07:30 Uhr | 47,8 GW |
Wind min. | 26. Juni, 09:00 Uhr | 0,13 GW |
Residuallast max. | 9. März, 18:45 Uhr | 63,27 GW |
Residuallast min. | 9. Mai, 12:00 Uhr | -6,96 GW |
Anteil EE max. | 29. Juli, 15:00 Uhr | 84,1 % |
Anteil EE min. | 16. November, 17:15 Uhr | 13 % |
Bei den anderen Kennzahlen gab es 2021 wenig Veränderung gegenüber dem Vorjahr: Der Stromverbrauch blieb annähernd gleich, der Zubau an Offshore-Windkraft blieb wieder einmal aus, der Export ging leicht zurück.
Doch geradezu dramatisches hat sich an beim Börsenstrompreis getan: Sank er von 2019 auf 2020 noch, hat er sich nun verdreifacht. Hier kann man erkennen, dass der Anstieg gegen Ende August begann und sich dann mit teilweise extremen Ausschlägen fortsetzte. Schwächelnde Windkraft und steigende Emissionspreise erklären dies nur zum Teil, denn dort waren die Ausschläge weit weniger extrem. Eine Erklärung liefert der Blick auf die Großhandelspreise von Gas: Auch hier gab es im letzten Jahresdrittel einen steilen Anstieg – mit einem Peak Anfang Oktober, der sich auch bei den Strompreisen wiederfindet.
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(grh)