Strommarkt 2022: Photovoltaik läuft, Offshore-Windkraft schwächelt

Der Rückblick auf den Strommarkt zeigt ein durchwachsenes Bild: Die Erneuerbaren legten leicht zu, die Exporte stark, die Preise extrem.

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Es herscht schon lange nicht mehr eitel Sonnenschein über der deutschen Solarbranche (Photovoltaik-Anlage in Thüngen/Bayern) Foto: OhWeh, Lizenz Creative Commons CC BY-SA 2.5

(Bild: seo byeong gon/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Mehr Windenergie, mehr Sonnenstrom, weniger Verbrauch: Vieles ging aus Sicht der Erneuerbaren im Jahr 2022 in die richtige Richtung, wenn auch nur moderat. Vor allem die Photovoltaik hat ein relativ gutes Jahr hinter sich. Sie konnte gut 18 Prozent mehr Strom erzeugen als im Vorjahr, so die Energy Charts des Fraunhofer ISE.

öffentliche Nettstromerzeugung 2021 2022* Veränderung
Gesamt 495,1 474,6 TWh -4,1 %
davon Onshore-Wind 87,7 92,0 TWh 4,9 %
davon Offshore-Wind 24,0 23,5 TWh -2,1 %
davon PV 44,3 52,3 TWh 18,1 %
Anteil Erneuerbare % 45,6 49,2 TWh 3,6 %P
Export 19,3 25,3 TWh 31,1 %
Börsenstrompreis** 103,6 235,5 Euro/MWh 127,3 %
*Stand 19. Dezember
**Day Ahead Auction, volumengewichtet, inflationsbereinigt

Auch die installierte Leistung der Erneuerbaren stieg leicht.

Leistung (GW) Installiert Zubau (netto)
2020 2021 2022* 2020->2021 2021->2022
Photovoltaik 54,10 59,00 64,92 4,90 5,92
Wind (onshore) 54,80 56,27 57,92 1,47 1,65
Wind (offshore) 7,74 7,77 7,98 0,03 0,21
*Stand: 19. Dezember 2022

Noch stärker legte der deutsche Stromexport zu, und zwar um mehr als 30 Prozent. Empfänger waren vor allem zwei Länder: Frankreich und Österreich, mit je rund 15 Terawattstunden netto. All das verblasst allerdings neben der wohl bemerkenswertesten Zahl des zurückliegenden Jahres: Der Börsenstrompreis stieg (inflationsbereinigt) um 127 Prozent. Einige Ursachen dafür dürften hinlänglich bekannt sein: Die CO2-Zertifikate und das Erdgas verteuerten sich.

Auch die Einspeisung der Windparks haben einen direkten Einfluss auf den Strompreis, wie diese Grafik zeigt. Insgesamt konnte die Windkraft 2022 etwas mehr Strom einspeisen als im Vorjahr, trotz einer schwachen zweiten Jahreshälfte.

Gegen den Trend sank allerdings die Produktion der Offshore-Windkraft. Das führt auf die Spur zu einem interessanten Phänomen: Am Nachmittag des 9. August speisten sämtliche Offshore-Windparks, ob auf Nord- oder Ostsee, ziemlich genau gar nichts ein, während die Windräder an Land weiter produzierten. Dabei heißt es immer, dass der Wind auf hoher See zuverlässiger weht. Doch an diesem Spätsommertag war es umgekehrt: Die historischen Wetterdaten von Meteostat verzeichnen für Borkum (Nordsee) und für Hiddensee (Ostsee) immerhin Windgeschwindigkeiten von soliden 12 bis 15 km/h (immerhin 3 Beaufort). Auf dem Feuerschiff "Deutsche Bucht", westlich von Helgoland auf hoher See, herrschte hingegen zu diesem Zeitpunkt über mehrere Stunden hinweg völlige Windstille.

Diese Episode sollte man nicht überbewerten. Übers Jahr gesehen erzeugten Offshore-Windparks 2022 weiterhin deutlich gleichmäßiger Strom als die an Land.

Volllaststunden
Photovoltaik 2021 2022
GW installiert 59,0 64,9
TWh produziert 44,3 52,3
Stunden 751 806
Prozent 8,6 9,2
Wind onshore
GW installiert 56,3 57,9
TWh produziert 87,7 92,0
Stunden 1559 1588
Prozent 17,8 18,1
Wind offshore
GW installiert 7,8 8,0
TWh produziert 24,0 23,5
Stunden 3089 2945
Prozent 35,3 33,6

Und auch in den vergangenen Jahren kamen solche Offshore-Totalausfälle immer wieder vor, etwa am 20. Oktober 2019, am 21. September 2020 oder am 21. Dezember 2021. Bemerkenswert ist aber: Die Windparks an Land lieferten in diesen Jahren zu keinem Zeitpunkt weniger als 90 Megawatt. Das zeigt, wie wichtig eine großräumige geographische Verteilung der EE-Anlagen ist.

(grh)