TR Online 2018: Von teuren Therapien, Falt-Rädern und den sieben Todsünden der KI-Vorhersagen

Technology Review mit der Online-Jahresrückschau – heute von Januar bis Juni 2018. Welche Artikel haben die Leser am häufigsten geklickt?

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TR Online 2018: Von teuren Therapien, Falt-Rädern und den sieben Todsünden der KI-Vorhersagen

(Bild: "Fireworks" / Nigel Howe / cc-by-2.0)

Lesezeit: 8 Min.
Inhaltsverzeichnis

Online-Medien haben den Vorteil, dass die Redaktion stets überprüfen kann, welche Beiträge bei den Leserinnen und Lesern besonders gut ankommen – tagesaktuell, monatlich oder gar minütlich. Technology Review hat wie jedes Jahr zwischen Weihnachten und Sylvester in das TR-Online-Redaktionssystem geschaut und die zwölf beliebtesten Beiträge des Jahres 2018 von Januar bis Dezember ausfindig gemacht. In der Rangliste der Popularität ganz oben finden sich diesmal jeweils vier Beiträge zum Thema Leben und Infotech, zwei Artikel aus dem Bereich Transport und einer aus dem Ressort Energie.

Die Mischung ist wie immer spannend und wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß bei der Lektüre unseres Rückblickes auf TR Online 2018. Dieser hat wie üblich zwei Teile: Am heutigen Donnerstag beschäftigen wir uns mit den Monaten Januar bis Juni, am morgigen Freitag mit den Monaten Juli bis Dezember.

Heilung heillos teuer

Clevere Medizin-Start-ups entwickelt neuartige Therapieformen, die Möglichkeiten bieten, die wir uns vor wenigen Jahren noch nicht vorstellen konnten. So auch Spark Therapeutics. Das Unternehmen hat die erste Gentherapie gegen eine erblich verursachte Erblindung auf den Markt gebracht. Schockierend ist dabei allerdings der Preis: 850.000 Dollar soll die Behandlung kosten – ein Preis, der Patientenverbände aufgeschreckt hat.

Allerdings zeigen diese Kosten, wohin die Reise geht: Für Mark Trusheim, Leiter der MIT-Programms New Drug Development Paradigma, bringen Gentherapien die Medizin damit in eine neue Richtung: von einem Modell der "gemieteten" Therapien zu "gekauften", die langfristige gesundheitliche Besserung versprechen. "Die Herausforderung ist ähnlich, wie wenn man vom Mieter eines Appartements zum Käufer einer Eigentumswohnung wird und sich dann über den Kaufpreis erschreckt", sagt er. Der TR-Text zur teuren Therapie am Erbgut war meistgelesener Beitrag im Januar 2018.

Krypto konkret

Auch 2018 waren die Hypethemen Kryptowährung und Blockchain wieder in aller Munde. Was man mit der Technik praktisch anfangen kann, bleibt aber insbesondere Endnutzern oft noch völlig unklar. TR-Autor Joseph Scheppach hat daher aufgeschrieben, wo Blockchain und Co. sinnvoll eingesetzt werden können. Dabei nennt er Beispiele von der Lebensmittelkontrolle über das sichere Carsharing bis hin zur Verfolgung illegaler Handelstätigkeiten.

Eine spannende Idee ist beispielsweise, mittels Blockchain gegen Betrug im Gebrauchtwagenhandel vorzugehen. Die Polizei schätzt, dass bei rund jedem dritten Gebrauchtwagen in Deutschland der Tachostand manipuliert ist. Der TÜV Rheinland will Fälschern mit einem digitalen Fahrtenbuch auf Blockchain-Basis das Handwerk legen: Dabei sollen Autos regelmäßig über einen Stecker ihren Tachostand auf verschiedene Rechner in der ganzen Welt übertragen. Per Smartphone-App können Besitzer den echten Kilometerstand abrufen und ein Zertifikat herunterladen. Der Artikel zum aktuellen Stand der Blockchain-Anwendungen war der beliebteste TR-Text im Februar 2018.

Drahtesel kommt überall mit

Fahrräder gibt es seit vielen Jahren auch zum Fallen und Zusammenklappen, damit man sie auch in Bus und Bahn mitnehmen kann. Das Problem: Die Drahtesel benötigen dann vergleichbar kompakte Räder, was wiederum dem Fahrkomfort nicht dienlich ist. Der aus Venedig stammende Fahrzeuggestalter Andrea Mocellin, der in der Vergangenheit unter anderem für das legendäre Autodesignstudio Pininfarina tätig war und heute im bayerischen München für ein Elektroauto-Start-up arbeitet, hat mit dem Revolve-Wheel daher ein Rad entwickelt, das sich auf gut ein Drittel seiner regulären Dimensionen zusammenklappen lässt.

"Ich wollte etwas komplett Neues schaffen", sagt er. Ein Reifen passe so in einen Rucksack, einen Koffer oder gar die Gepäckablage in einem Flugzeug. Die Klappmechanik des Revolve-Wheel besteht aus Aluminium sowie Edelstahl und funktioniert scherenartig auf Knopfdruck, ähnlich wie bei einem automatischen Regenschirm. Eine Dämpfungsmechanik verbessert das Handling. Der Mechanismus soll mit keinerlei Stabilitätseinbußen verbunden sein, als Bereifung muss allerdings Vollgummi dienen, damit die Räder während des "Umbaus" nicht platzen können. Der TR-Beitrag zum neuartigen Radklappmechanismus war beliebtester Text im März 2018.