TR Online 2019: Von edlem Holz, flotten Akkus und dem Vorsprung Teslas

Seite 2: April bis Juni

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Endlich schnell laden

E-Autos haben ein Henne-Ei-Problem: Nutzer hätten gerne viel Reichweite, doch dafür reichen die Akkus nicht aus – und die besonders leistungsfähigen Akkus werden wohl erst dann entwickelt, wenn E-Autos den Massenmarkt erreicht haben. Mit seiner Studie Mark Zero sorgte das schweizerisch-deutsche Start-up Piëch Automotive beim Genfer Autosalon in diesem März für Aufsehen. Denn der Mitgründer Anton Piëch ist nicht nur einer der vielen Söhne des früheren VW-Vorstandschefs Ferdinand Piëch, sein Auto soll auch einen technologischen Durchbruch bringen: einen Akku, der innerhalb von weniger als 5 Minuten zu 80 Prozent geladen werden kann und dabei nicht aufwendig gekühlt werden muss.

Im Gespräch mit Technology Review erläuterte Klaus Schmidt, Entwicklungschef bei Piëch Automotive, die ehrgeizigen Pläne. "Die Batterie bietet ganz neue Möglichkeiten für die Rekuperation und Steuerung, und die wollen wir ausprobieren. Anfang 2020 werden dann die Teile für den Prototypen kommen und bis zum Frühjahr zusammengebaut, sodass wir den Antriebsstrang verifizieren und die Bedien-Schnittstelle fertig entwickeln können. In etwa zweieinhalb bis drei Jahren von heute soll es das Auto zu kaufen geben", sagte er. Das TR-Interview zum neuen Superakku beliebtester Beitrag im April 2019.

Tesla gibt Gas

Tesla Motors gibt den Takt im E-Auto-Geschäft vor – das war so und dürfte auch so bleiben, wie eine TR-Analyse zeigte. Nach Ansicht von Experten haben sich die klassischen Automobilkonzerne so viel Zeit mit der Entwicklung ihrer Elektrostrategie gelassen, dass der Pionier einen Vorsprung von mehreren Jahren herausfahren konnte.

Das gilt zum einen für die Fahrzeuge selbst. In ersten Tests des Audi E-Tron aus dem VW-Konzern zeigte sich, dass das deutsche Auto deutlich mehr verbraucht als das Model X von Tesla, das bereits seit einigen Jahren auf dem Markt ist. Das Gleiche gilt für den Aspekt autonomes Fahren: Während die Deutschen lediglich zugelieferte Systeme dafür einsetzen, entwickelt Tesla neuerdings sogar den Chip für die Computer in seinen Autos selbst. Auf diesem zukunftsträchtigen und komplexen Gebiet hat Tesla derzeit einen Vorsprung von vier Jahren. Das jedenfalls ist die Meinung von ARK Invest, einer Anlagegesellschaft aus den USA, die sich auf Chancen durch disruptive Innovationen spezialisiert hat. Der Beitrag zur Frage, ob Tesla seine führende Position im E-Auto-Geschäft behalten kann, war populärster TR-Artikel im Mai 2019.

Albtraum Bilderkennung

Maschinelles Lernen sorgt dafür, dass Systeme zur Erkennung von Personen immer genauer werden. Das hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Privatsphäre, wie eine Software zeigt, die darauf ausgelegt ist, Pornodarstellerinnen in sozialen Netzwerken zu identifizieren. Sie wurde von einem anonymen chinesischen Entwickler programmiert.

Die Idee war, Fotos aus sozialen Medien mit Abbildungen von Sexseiten wie Pornhub abzugleichen und dann Namen auszuspucken. Ob das global agierende System tatsächlich funktioniert hat, ist bislang noch unbewiesen. Technisch möglich sei es aber und könne "schreckliche Konsequenzen" haben, wie Carrie A. Goldberg, eine Anwältin, die sich auf die Verletzung der sexuellen Privatsphäre im Netz spezialisiert hat, sagt. "Einige meiner am schlimmsten verfolgten Mandanten waren in Pornos zu sehen, oftmals nur ein einziges Mal im Leben und manchmal auch, ohne es zu wollen, weil sie von ihrem Partner hinters Licht geführt wurden." Der TR-Bericht zur großen Gefahr, die von Bilderkennungssystemen ausgehen kann, wurde im Juni 2019 am häufigsten angeklickt.

(bsc)