TR Online 2019: Von edlem Holz, flotten Akkus und dem Vorsprung Teslas

Technology Review mit der Online-Jahresrückschau – heute von Januar bis Juni 2019. Welche Artikel haben die Leser am häufigsten geklickt?

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TR Online 2019: Von edlem Holz, flotten Akkus und dem Vorsprung Teslas

(Bild: Photo by Marc Sendra Martorell on Unsplash)

Lesezeit: 8 Min.
Inhaltsverzeichnis

Internet-Medien haben bekanntlich den Vorteil, dass wir Journalisten regelmäßig checken können, welche Beiträge bei den Leserinnen und Lesern besonders beliebt sind – tagesaktuell, monatlich oder gar minütlich. Technology Review hat wie jedes Jahr zwischen Weihnachten und Sylvester in das TR-Online-Archiv geschaut und die zwölf populärsten Beiträge des Jahres 2019 von Januar bis Dezember für Sie ausfindig gemacht.

In der Rangliste der Popularität ganz oben befinden sich diesmal fünf Artikel aus dem Bereich Infotech, vier aus dem Ressort Transport und drei aus dem Themenkomplex Umwelt.

Die Mischung ist sehr interessant und wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß bei der Lektüre unseres Rückblickes auf TR Online 2019. Dieser hat wie üblich zwei Teile: Am heutigen Freitag beschäftigen wir uns mit den Monaten Januar bis Juni, am kommenden Montag mit den Monaten Juli bis Dezember.

Naturmaterial ganz neu

Die Materialwissenschaften sind weit gekommen – und nehmen sich jetzt nicht mehr nur Kunststoffe vor, sondern auch natürliche Ausgangsprodukte. Wenn der junge Architekt und Materialforscher Timothée Boitouzet beispielsweise seine Proben gegen die Sonne hält, erkennt man bei manchen gar nicht, dass es sich um Holz handelt. Es ist allerdings auch kein gewöhnliches Holz, denn Boitouzet hat es durchsichtig gemacht, es schimmert wie Eis. Sein Pariser Start-up Woodoo entfernt dazu einen lichtundurchlässigen Bestandteil des Holzes – das Lignin – und ersetzt es durch einen biobasierten, durchsichtigen Kunststoff.

Tatsächlich hat die Holzforschung gerade in den letzten Jahren erstaunliche Erfolge erzielt. Die Entwicklung läuft dabei in zwei gegensätzliche Richtungen. Einerseits versuchen Wissenschaftler, die Eigenschaften von Holz so zu verbessern, dass es immer mehr Funktionen erfüllen kann. Sie machen Holz antimikrobiell, wasserfest oder durch eingelagerten Kalk feuersicher, stellen sogar magnetisches oder elektrisch leitendes Holz her. Auf der anderen Seite zerlegen Forscher das Holz in seine Bestandteile und produzieren aus diesen gänzlich neue Materialien, die Produkte aus Erdöl ersetzen können. Der TR-Text zum neuartigen Holz war meistgelesener Beitrag im Januar 2019.

Umweltschutz im Weltraum

Um den Planeten kreist ein Müllplatz an Satellitenschrott – und auch auf dem Erdtrabanten hat der Mensch bei seinen Besuchen Spuren hinterlassen. Durch jede Apollo-Landung gerieten beispielsweise etwa 20 Tonnen Abgase in die Mondatmosphäre, die nicht einfach so verschwinden dürften. Die letztlichen Auswirkungen von Landungen auf die Mondatmosphäre sind noch nicht bekannt. Doch das Interesse an der Erkundung des Mondes nimmt zu. Man könnte sich leicht vorstellen, dass die einst makellose Mondatmosphäre einem dicken Smog aus Abgasen weicht.

Der Mond hat eine dünne Atmosphäre, die entsteht, weil der Sonnenwind auf seine Oberfläche trifft und sie verdampfen lässt. Über die Zusammensetzung ist wenig bekannt – man nimmt an, dass die Atmosphäre aus insgesamt 100 Tonnen Gas besteht. Ein weiteres Problem im erdnahen Weltraum ist die elektromagnetische Umwelt. Die Menschheit jagt in beispiellosem Tempo elektromagnetische Wellen ins All, und Satelliten schicken solche Wellen zurück. Dadurch wird diese Umwelt mit Rauschen gefüllt, das die natürlichen Signale auf diesen Frequenzen übertönt. Die Analyse zu den Umweltproblemen der Raumfahrt war der beliebteste TR-Text im Februar 2019.

Angetrieben im Rad

Schon vor 100 Jahren arbeiteten Fahrzeugbauer an Radnabenmotoren. Allerdings hat sich die Technik nach wie vor nicht durchgesetzt. Das ist schaden, denn der Motor ist einer der vielleicht am längsten gehegten Träume von Autodesignern: Denn der Einbau des Motors in die Räder verschafft den Entwicklern nicht nur mehr Freiheiten für die Gestaltung von Innenraum und Karosserie, auch die Fahreigenschaften werden revolutioniert.

Zum einen ist der Wirkungsgrad der Motoren hoch: der erste Prototyp des japanischen Herstellers Nidec leistet 100 kW (135 PS) – pro Motor, dabei wiegt er nur 32 Kilogramm. Zum anderen lassen sich die Räder auch einfacher einzeln lenken. Zudem lassen sie sich unterschiedlich schnell und in verschiedene Richtungen drehen, wie Nissan bei seinem Konzeptauto BladeGlider vorgemacht hat. Dadurch können Kurven enger gefahren werden als bisher. Im Extremfall kann sich ein Auto auf der Stelle drehen. Der TR-Beitrag zum neuartigen Radnabenmotor war beliebtester Text im März 2019.