Tempolimit: Experten für variable Begrenzungen

Unfallforscher sprechen sich dafür aus, statt eines starren Tempolimits eher auf eine flexible Begrenzung der Geschwindigkeit zu setzen.

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(Bild: Clemens Gleich)

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Es ist nicht das erste Mal, dass das Thema „Tempolimit“ als Mittel im Wahlkampf herhalten muss. Dabei sind die Positionen der Parteien seit vielen Jahren recht verlässlich verankert. Die Grünen und die SPD sind für eine Begrenzung, die Unionsparteien dagegen. Etwas Farbe kommt in die stetige Debatte durch verschiedene Experten, die nach Couleur ihre Ansicht dazu mitteilen. In einer aktuellen Diskussion meldet sich nun die Unfallforschung der Versicherer und plädiert für eine variable Anpassung.

Statt einer starren Grenze bei 130 km/h sprechen sich die Experten eher für wechselnde Tempolimits aus. Mit Wechselverkehrszeichen "könnte eine Verkehrszentrale den Verkehr gezielt steuern, indem sie beispielsweise das erlaubte Höchsttempo senkt, wenn es nötig ist. Und zwar bei Bedarf auch runter auf deutlich weniger als Tempo 130", sagte Siegfried Brockmann, der Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), dem Internetportal t-online. "Davon könnten wir am Ende mehr Nutzen haben als von einer starren Grenze von 130 km/h. Man könnte ein Tempolimit also auch positiv gestalten. Man muss aber auch bereit sein, das nötige Geld dafür auszugeben."

Wie genau sich Tempo 130 auf die Verkehrssicherheit auswirken würde, sei nicht erforscht; es gebe wenig sichere Daten. "Wissenschaftlich betrachtet gibt es niemanden, der sagen kann, was es konkret bringt. Tempo 130 ist deshalb eher eine beliebige Geschwindigkeitsgrenze als eine irgendwie wissenschaftlich argumentierbare", so Brockmann. "Aus der Wissenschaft wissen wir leider nur sicher: Wenn langsamer gefahren wird, dann sind die Anhaltewege kürzer und die Crashenergie wird kleiner."

Derzeit diskutieren Politik und Wirtschaft wieder einmal über die Einführung eines allgemeinen Tempolimits von 130 km/h auf Autobahnen. Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen, hatte dem Handelsblatt gesagt, das "Sicherheitstempo 130" erhöhe aus seiner Sicht die Sicherheit auf Autobahnen, es senke Lärm, Schadstoffe und Kohlendioxidausstoß. CDU-Chef und Unionskanzlerkandidat Armin Laschet hatte sich dagegen gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gegen ein Tempolimit von 130 ausgesprochen: "Warum soll ein Elektrofahrzeug, das keine CO2-Emissionen verursacht, nicht schneller als 130 fahren dürfen? Das ist unlogisch."

Nicht neues also in den Positionen der Parteien, die unterschiedlichen, hinlänglich bekannten Auffassungen dürfte den Bundestagswahlkampf am Rande noch eine Weile begleiten. Tatsächliche Bewegung kommt in dieses Thema vermutlich erst im Herbst, wenn auf Bundesebene die nächsten Koalitionsverhandlungen anstehen.

(mfz)