Unbemanntes U-Boot operiert sechs Monate autonom
In den USA wird ein autonomes Unterseefahrzeug getestet, das besonders lange unterwegs sein kann.
- Anton Weste
Boeing ist als Flugzeugbauer ein Begriff. Nur wenige wissen, dass der amerikanische Konzern seit mehr als fĂĽnfzig Jahren auch U-Boote konstruiert. Das jĂĽngste Projekt ist das autonome Roboterboot "Echo Voyager", das kĂĽnftig Langzeitmissionen im Ozean absolvieren soll.
Der Prototyp, der jetzt im kalifornischen Huntington Beach vorgestellt wurde, ist 16 Meter lang und wiegt 50 Tonnen. Er kann mit Sensoren, Fracht oder Werkzeugen ausgestattet werden, eine ausfahrbare Antenne ermöglicht per Satellit den Datenaustausch mit der Basis.
"Echo Voyager" kann sechs Monate selbstständig auf See agieren, bis zu 3300 Meter tief tauchen und 12000 Kilometer zurücklegen. Möglich macht dies ein Hybridsystem aus elektrischem Antrieb und Dieselgenerator. Sind die Akkus erschöpft, taucht das U-Boot auf. Denn zum Aufladen der Batterien dient ein Verbrennungsmotor, der allerdings Luft benötigt.
Damit ist die neue Version deutlich autarker als die Vorläufermodelle wie etwa Boeings Sechs-Meter-Roboterboot "Echo Ranger" oder die zehn Meter lange "Echo Seeker". Beide besitzen keine Möglichkeit, die Akkus wieder aufzuladen, und können daher nur für jeweils zwei bis drei Tage unter Wasser operieren und lediglich eine Strecke von wenigen Hundert Kilometern zurücklegen. Für den Betrieb wird außerdem ein bemanntes Begleitschiff benötigt. Demgegenüber startet "Echo Voyager" von einer Küstenbasis und deckt mit seiner Reichweite beispielsweise den ganzen Nordatlantik als Einsatzgebiet ab.
Welche Verwendung "Echo Voyager" später genau haben soll, ist allerdings noch unklar. Das U-Boot entstammt den Werkstätten von Phantom Works, einer Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Boeing, deren Kunden vor allem aus der Rüstungsindustrie, Raumfahrt und Sicherheit kommen. Entsprechend geheim sind viele Projekte. Bekannt ist immerhin, dass ein häufiger Auftraggeber das Pentagon ist, für das U-Boot ist daher ein militärischer Einsatz durchaus wahrscheinlich. Das Präsentationsvideo des Unternehmens nennt als Beispiele die Minenräumung und Kampfeinsätze mit Torpedos und Lenkflugkörpern.
Lance Towers, Direktor der Abteilung Land und See bei Phantom Works, hofft allerdings auch auf zivile Anwendungen. "Echo Voyager" sei ein Basismodell für vielfältige Aufgaben unter Wasser, betont er: Sondierung des Meeresbodens, Frachttransport, Suche nach Rohstoffen und Wracks, Überwachung und Reparatur von Seekabeln. Einen Auslieferungstermin und Preis für die "Echo Voyager" nennt Boeing derzeit nicht. Der Prototyp wird momentan im elf Meter tiefen Pool in Huntington Beach getestet. Im Sommer soll er vor der Küste Kaliforniens auf Ozeantauchfahrt gehen. (anwe)