Videotechnik: Wie Avatar 2 die Aufnahmetechnik fürs Kino revolutioniert

Seite 4: HFR-Fassungen fürs Heimkino

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Mit der UHD-Blu-ray wurde das erste Medium verfügbar, auf dem sich Videos mit 50 und 60 Vollbildern veröffentlichen ließen. Ursprünglich war dies im Hinblick auf TV-Produktionen spezifiziert worden, die Heimkino-Abteilungen von Sony Pictures und Paramount nutzten die Möglichkeit aber für HFR-Veröffentlichungen von "Die irre Heldentour des Billy Lynn" beziehungsweise "Gemini Man". Beide Filme liegen auf UHD-Blu-ray im Format 2160p60 mit 60 Bildern pro Sekunde bei voller 4K-Auflösung von 3840 × 2160 Pixel vor. Eine 3D-Version mit HFR gibt es nicht, da die UHD-Scheibe kein ultrahochaufgelöstes 3D-Videoformat kennt. Immerhin hat man aber die Möglichkeit, HFR einmal in den eigenen vier Wänden zu erleben – und das ohne weitere Investitionen, da auch jeder gewöhnliche 4K-Fernseher 2160p60 unterstützt.

Von Peter Jacksons "Hobbit” erschien hingegen keine HFR-Fassung fürs Heimkino – was nicht verwundert, da die Spezifikationen von DVD, Blu-ray Disc und Ultra HD Blu-ray keine Speicherung von Filmen mit 48 Bildern pro Sekunde vorsehen. Man hätte die 48 zwar auf 60 fps bringen können, wovon der Filmemacher aber absah – aus gutem Grund: Ein einfaches 3:2-Pulldown, bei dem abwechselnd ein Ursprungsbild dreimal und das nächste zweimal gezeigt wird, hätte ein schlimmeres Ruckeln erzeugt als eine Wiedergabe eines 24-fps-Films mit einem Vielfachen von 24 Bildern pro Sekunde. Eine Interpolation in der Post Production wäre zwar denkbar gewesen, die Heimkinoversion hätte sich dann aber von der Kinoversion visuell deutlich unterschieden.

Vor diesem Hintergrund ist es auch recht unwahrscheinlich, dass HFR-Versionen der Cameron-Filme auf UHD-Blu-ray erscheinen. Denkbar wäre aber eine Verbreitung über einen Videostreamingdienst. Diese Variante spricht Pixelworks im Whitepaper zu TrueCut Motion auch selbst an – und nennt dabei als nötige Datenrate für HFR-Inhalte in UHD-Auflösung 18 MBit/s. Das Unternehmen selbst hat ein YouTube-Video mit 48 fps veröffentlicht, das einen Eindruck von der Technik vermitteln soll. Weitere solcher HFR-Demovideos sollen folgen.

Entsprechend den oben angesprochenen Fassungen für verschiedene Kinosäle müssten HFR-Filme mit TrueCut Motion auch speziell für Fernseher und Heimkinoprojektoren angepasst werden. Doch hier stößt Pixelworks auf ein Problem: Im Vergleich zu den noch überschaubaren Systemen im Kino herrscht im Heimkinomarkt mit unzähligen TV-Modellen und Beamern, die alle unterschiedliche Kontrastwerte und Spitzenhelligkeiten aufweisen, ein heilloses Durcheinander. Die Chancen, eine Fassung zu schaffen, die auf allen Fernsehern den gewünschten Look hat, tendieren folglich gegen Null.

Pixelworks hat daher ein Programm für TV-Hersteller entwickelt: Zertifizierte Geräte erkennen bei Einspeisung passender HFR-Inhalte die im Datenstrom enthaltenen Metadaten und schalten in einen speziellen Modus mit auf TrueCut Motion optimierten Kontrast- und Farbeinstellungen. Jegliche Interpolation seitens des TVs wird zudem deaktiviert, das Panel gibt das Video höchstens mit einem ganzzahligem Vielfachen der Bildrate der Quelle wieder. Bei einem 60-fps-Video würde der Fernseher also beispielsweise jedes Frame zweimal hintereinander zeigen, um auf die Panel-Frequenz von 120 Hertz zu kommen, aber keine Zwischenbilder berechnen.

Tatsächlich bezeichnet Richard Miller eine zusätzliche Interpolation seitens des Fernsehers als Worst-Case-Szenario, da die Gefahr hoch ist, dass sich der Videoprozessor im TV von den TrueCut-Motion-Eingriffen irritieren lässt und am Ende die Bewegungsdarstellung wie Kraut und Rüben aussieht.

Pixelworks konnte den TV-Hersteller TCL bereits überzeugen: Das Unternehmen kündigte auf der CES im Januar an, dass seine kommenden Modelle für den US-amerikanischen Markt die Technik unterstützen werden.