Viel bewegt – Die Neuerungen von Linux 2.6.27

Seite 2: WLAN

Inhaltsverzeichnis

Nachdem seit Linux 2.6.22 fast jede neue Kernel-Version der Hauptentwicklungslinie größere Verbesserungen für die WLAN-Unterstützung gebracht hat, macht auch die nun freigegebene Linux-Version da keine Ausnahme und bringt zwei neue sowie einige erweiterte und verbesserte WLAN-Treiber.

Erstmals dabei ist der Treiber ath9k, der zahlreiche der neueren und nach IEEE-Standardentwurf 802.11n funkenden WLAN-Chips von Atheros anspricht. Den noch jungen Treiber hatte der seit einigen Monaten bei Atheros beschäftigte und zuvor bereits durch seine Arbeit an WLAN-Treibern- und Infrastruktur für Linux bekannte Entwickler Luis "mcgrof" Rodriguez erst einige Tage nach der Freigabe von Linux 2.6.26 der Öffentlichkeit präsentiert. Rodriguez und viele andere Entwickler stürzten sich förmlich auf den Treiber, um ihn für die Aufnahme in den Kernel fit zu machen; mit Erfolg, denn bereits zirka drei Wochen nach der ersten Veröffentlichung von ath9k nahmen die Kernel-Hacker den Treiber in den Hauptentwicklungszweig auf, aus dem nun Linux 2.6.27 hervorging.

Zu den vom Treiber ath9k unterstützten Atheros-Chips zählen die WLAN-Bausteine AR5418+AR5133, AR5416+AR5133, AR5416+AR2133, AR9160, AR9280 und AR9281. Sie finden sich in einigen neueren Note- und Netbooks sowie auf manchen PCI/PCIe-Karten und PC-Cards/Minicards – das Wiki zum Treiber listet einige solcher Produkte von Belkin, D-Link, Linksys, NEC und Netgear auf. Bislang arbeitet ath9k aber nur im Client-Modus (Station Mode/STA); laut der umfangreichen ToDO-List arbeiten die Entwickler bereits an Mesh- und AP-Unterstützung. Konstantendefinitionen und Kommentare im Quelltext deuten ferner an, dass langfristig auch der für Tools wie Wireshark oder Kismet nötige Monitor-Mode unterstützt werden soll.

Genau wie ath9k ist auch der für 802.11n-Chips von Intel zuständige Treiber iwlagn erstmals dabei. Er ist jedoch nicht komplett neu, sondern basiert zum Teil auf dem Code des für Intels 802.11n-Chips der ersten Generation zuständigen Treibers iwl4965. Letzteren ersetzt der neue Treiber nicht nur, sondern bringt zusätzlich Unterstützung für Intels WLAN-Module aus der Familie "Wireless WiFi Link 5000AGN" – Intel hatte sie zusammen mit der Centrino-2-Plattform diesen Sommer eingeführt, und die WLAN-Module finden sich in allen Centrino-2-Notebooks. Die von einigen der Intel-Funkmodule gebotene Wimax-Unterstützung beherrscht der neue WLAN-Treiber allerdings nicht; diese lässt sich über Patches und Programme nachrüsten, an denen Intel im Open-Source-Projekt Linuxwimax.org arbeitet.

Zahlreiche Änderungen gab es am Treiber ath5k für ältere Atheros-WLAN-Chips. Durch sie überlässt ath5k nun einige 802.11n-Chips dem neueren ath9k-Treiber und kann nun auch die in der ersten Generation des Asus Eee PC verbauten Atheros-WLAN-Chips AR2425 ansteuern (1, 2). Für den kam bislang auf vielen Distributionen ein Snapshot aus dem Hauptentwicklungszweig des Treibers madwifi zum Einsatz. Durch diese und andere Verbesserungen lösen ath5k und ath9k den mit einem proprietären Kern versehenen Madwifi-Treiber wie vorgesehen langsam ab. Wie lange es mit madwifi überhaupt noch weitergeht, muss sich zeigen; die zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Artikels neueste Madwifi-Version 0.9.4 ist bereits einige Monate alt und lässt sich bei manchen mit Linux 2.6.26 ausgestatteten Distributionen nur mit Hilfe von Patches aus dem Madwifi-Entwicklerzweig kompilieren.

Auch den seit Linux 2.6.23 in Linux enthaltenen Treiber rtl8187 für den gleichnamigen USB-WLAN-Chip von Realtek überarbeiteten die Kernel-Hacker, sodass der Treiber in Zukunft auch die neuere Chip-Variante RTL8187B anspricht (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7). Die Entwickler verbesserten ferner die Unterstützung für die Stromsparmechanismen bei den neueren Treibern für WLAN-Module von Intel. Neben diesen neuen und überarbeiteten WLAN-Treibern sowie zahlreichen Verbesserungen am WLAN-Stack Mac80211 bringt 2.6.27 auch noch eine größere Renovierung des rfkill-Frameworks mit (u. a. 1, 2, 3, Dokumentation). Sie soll die Interaktion zwischen Hardware, Kernel und Userspace-Programmen verbessern, wenn der Anwender die bei Notebooks zu findenden Schiebeschalter oder Tastenkombinationen zum Ein- und Ausschalten von WLAN oder Bluetooth betätigt.