Viel bewegt – Die Neuerungen von Linux 2.6.27

Neue WLAN- und Webcam-Treiber sowie zahlreiche Änderungen an anderen Treibern und der Kernel-Infrastruktur verbessern die Hardware-Unterstützung und den Funktionsumfang von Linux erheblich.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 57 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Zwölfeinhalb Wochen nach der Freigabe des Linux-Kernels 2.6.26 veröffentlichte Linus Torvalds nun mit der Version 2.6.27 die nächste aus dem Hauptentwicklungszweig von Linux hervorgegangene Kernel-Version. Die insgesamt 1.131.171 neuen, veränderten oder verschobenen Zeilen Quellcode bringen viele Neuerungen, von denen auch einfache Linux-Anwender über kurz oder lang profitieren, selbst wenn sie sich mit der zentralen Instanz ihres Linux-Systems normalerweise nicht näher auseinandersetzen.

So verbessern zwei neue sowie verschiedene überarbeitete WLAN-Treiber die WLAN-Unterstützung von Linux erheblich. Nach der Aufnahme des USB-Webcam-Treibers uvcvideo bei 2.6.26 erweitert 2.6.27 mit dem Webcam-Treiber gspca zudem erneut die Unterstützung von Webcams unter Linux – zukünftige Linux-Kernel und darauf aufbauende Distributionen können eine Vielzahl von WLAN-Chips und Webcams "einfach so" ansprechen, ohne dass sich der Anwender um Treiber-Konfiguration oder -Installation kümmern muss. Eine Vielzahl weiterer mehr, weniger oder noch weniger wichtige Treiberanpassungen sowie zahlreiche Änderungen an der die Treiber umgebenden Infrastruktur erweitern oder verbessern die Hardware-Unterstützung des Linux-Kernels.

Hinzu gesellen sich wie mit jeder neuen Linux-Version der Hauptentwicklungslinie zahlreiche Verbesserungen an der Infrastruktur des Kernels selbst. So unterstützt Linux mit der Version 2.6.27 erstmals das für Flash-Speicher geeignet Dateisystem UBIFSparallel arbeiteten die Kernel-Hacker weiter am Ext3-Nachfolgers Ext4, der bald reif für den täglichen Einsatz sein soll. Einige von Open-Source-Puristen initiierte Umstrukturierungen verändern die Kernel-interne Handhabung von Firmware, während zahlreiche Aufrufe des Big Kernel Lock (BKL) weichen mussten, um Performance und Skalierbarkeit von Linux weiter zu verbessern. Hinzu gesellen sich zahlreiche Optimierungen für die Nutzung des Systemschlafzustands ACPI S3 (Standby/Bereitschaft) sowie ein neues, khibernate genanntes Framework, mit dem sich das System komplett schlafen legen lässt (Hibernate/Ruhezustand). Doch auch das sind nur einige der wichtigsten Neuerungen aus einer Unmenge weiterer mehr oder weniger wichtigen Änderungen an der Infrastruktur beim Linux-Kernel 2.6.27.

Das detaillierte Changelog listet alle Anpassungen seit der Version 2.6.26 im Detail für all jene auf, die es ganz genau wissen wollen und auch genug Zeit zum Studium des mehrere Megabyte großen Dokuments mitbringen. Das folgende Kernel-Log bietet einen Überblick über die Neuerungen der jüngsten Kernel-Version, die mit den in den kommenden Wochen und Monaten erwarteten Distributionen Fedora 10 (Cambridge), OpenSuse 11.1 und Ubuntu 8.10 (Intrepid Ibex) schon bald auf einer Vielzahl von Systemen die Arbeit erledigen wird. Zusätzlich befassen sich einige Artikelabschnitte des Kernel-Logs mit wichtigen Ereignissen während der 2.6.27-Entwicklung und geben einen Ausblick auf 2.6.28:

Die im Artikel erwähnten Neuerungen bei Infrastruktur und Treibern sind jene, die für einen Großteil der Linux-Anwender relevant sind. Eine Liste mit zahlreiche weiteren mehr oder weniger wichtigen Änderungen findet sich im Anhang:

Änderungen an der Infrastruktur

Änderungen an Treibern und der sie umgebenden Infrastruktur

Im Artikel finden sich zudem diverse Verweise auf das Glossar von heise online, das einige allgemeine und zeitlose Hintergrundinformationen zum Linux-Kernel und dessen Entwicklung bereithält: