"Von Eclipse Adoptium wird es nur TCK-geprüfte Veröffentlichungen geben"

Seite 2: Warum Eclipse?

Inhaltsverzeichnis

heise Developer: Was hat letztlich den Ausschlag gegeben, die Eclipse Foundation als neue Heimat aufzusuchen?

Ahlenstorf: Im Unterschied zu vielen anderen Open-Source-Projekten haben wir eine sehr umfangreiche Infrastruktur, die finanziert und gepflegt werden muss. Das geht mit der Zeit nicht mehr nebenher ausschließlich mit Freiwilligen. Und sobald man Leute anstellen oder Verträge mit Sponsoren abschließen will, braucht es auch einen juristischen tragfähigen Rahmen. Den haben wir nun mit der Eclipse Foundation.

Ebbers: Aber die Eclipse Foundation war nicht die einzige Organisation, die als neues Zuhause für AdoptOpenJDK in Frage kam. Das TSC hat unterschiedliche Möglichkeiten diskutiert und auch mit verschiedenen möglichen Partnern gesprochen. Hier gibt es unterschiedliche Dinge zu beachten. So waren zum Beispiel Lizenzen ein wichtiges Thema. Open-Source-Stiftungen erlauben oft nur Veröffentlichungen mit bestimmten Lizenzen, aber die Eclipse Foundation bietet hier Flexibilität.

Eclipse hatte sicherlich einen Bonus, da die Organisation bereits viele große Java-Projekte wie Jakarta EE oder die Eclipse IDE hostet und sich somit mit der Materie auskennt. Auch die Arbeit bei der Übernahme von Jakarta EE hat gezeigt, dass die Foundation mit solchen Projekten umgehen kann. Unsere Sponsoren haben sie als Wahl ebenfalls begrüßt. Viele Firmen haben bereits vordefinierte Prozesse, um Projekte in der Eclipse Foundation zu unterstützen oder sind bereits Mitglied bei Eclipse. Schließlich haben uns aber auch die Gespräche mit Mike Milinkovich [Executive Director der Eclipse Foundation; Red.] und anderen Vertretern der Eclipse Foundation überzeugt.

heise Developer: Angesichts der bisherigen Geschichte von Java nicht verwunderlich hat ein Leser in unserem Forum die Frage gestellt, wie sich das nun mit Oracles TCK verhält.

Ahlenstorf: Darauf können nur Oracle, die Eclipse Foundation und deren Anwälte eine Antwort geben. Was ich sagen kann: AdoptOpenJDK ist schon lange daran interessiert, unsere Veröffentlichungen zusätzlich dem TCK zu unterziehen. Von Adoptium wird es nur TCK-geprüfte Veröffentlichungen geben. Das steht so in der vom Eclipse Board genehmigten Projektbeschreibung, was eine Auflage von Oracle war.

Ich kann dem Konflikt rund um AdoptOpenJDK und zum TCK wenig abgewinnen und würde es begrüßen, wenn die Hauptparteien, zu denen offenbar auch IBM gehört, das baldmöglichst unter sich klären. Alles andere ist meines Erachtens für die Java-Community nicht förderlich und wirkt abschreckend.

Ebbers: Oracle bietet das Java SE Technology Compatibility Kit (TCK) an. Durch dieses können Java Binaries als kompatibel zum Java-Standard zertifiziert werden. Das TCK umfasst hierbei verschiedenste Tests, die ein Binary auf die Einhaltung der Java-Standards überprüfen. Man kann sich das Ganze im Grunde wie eine große Testsuite mit Unit- und Integrationstests vorstellen. Da die Sourcen des TCK und dessen Dokumentation nicht frei verfügbar sind, kann man es sich leider nicht einfach mal anschauen.

Wer sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt hat, wird wissen, dass die Binaries von AdoptOpenJDK aktuell nicht TCK-zertifiziert sind. Leider war es hier nicht möglich, eine Einigung zwischen der AdoptOpenJDK-Community und Oracle zu finden.

Für Eclipse Adoptium ist eine Zertifizierung durch das TCK aber bereits angekündigt, und wir arbeiten bereits an der Umsetzung. Technisch sind da eh schon lange alle Vorbereitungen getroffen.

heise Developer: Werden gewisse Package-Namen aus lizenzrechtlichen Gründen geändert werden müssen – so wie das bei Java EE beziehungsweise Jakarta EE zu verfolgen war?

Ebbers: Die Java-Distributionen, die innerhalb des Adoptium-Projekts angeboten werden, haben keinerlei Änderungen in den Package-Namen. Anders als bei Jakarta EE ziehen ja nicht die Sourcen des OpenJDK zu Eclipse. AdoptOpenJDK war ja immer ein Projekt, das basierend auf den OpenJDK-Sourcen Java-Distributionen gebaut und zur Verfügung gestellt hat. Genau das wird auch das Hauptaugenmerk bei Eclipse Adoptium sein. Natürlich wird es daneben auch weitere Bestandteile von Adoptium geben. Beispiele sind jlink.online oder jitwatch, die aktuell beide unter AdoptOpenJDK gehostet sind und deren Umzug zu Eclipse Adoptium ebenfalls geprüft wird.

Ahlenstorf: Der Name AdoptOpenJDK wird verschwinden. Wo heute AdoptOpenJDK steht, wird künftig etwas anderes stehen. Das ist schon deshalb nötig, weil OpenJDK ein geschützter Begriff von Oracle ist. Die Umbenennung wird nicht über Nacht geschehen, sondern ein längerer Prozess sein mit großzügigen Übergangsfristen. Wie Hendrik schon erwähnt hat, wird unser JDK weiterhin ein Eins-zu-eins-Ersatz sein. Betroffen sein werden primär die Leute, die Bibliotheken von uns verwenden. Ansonsten dürften sich die Anpassungen auf das Ändern von Download-URLs beschränken. Der Rest wie die Umbenennung der Linux-Pakete dürfte für die Endanwender automatisch geschehen.

heise Developer: Bei anderen Java-Distributoren ist es ja möglich, Beratung oder kommerziellen Support zu kaufen. An wen können sich Anwender von Adoptium wenden, wenn sie Fragen haben oder Unterstützung benötigen?

Ebbers: AdoptOpenJDK bietet mit Issues bei GitHub oder dem AdoptOpenJDK Slack verschiedene Möglichkeiten, um Unterstützung bei Fragen und Problemen von der Community zu erhalten. Darüber hinaus gibt es schon jetzt für AdoptOpenJDK die Option, sich kommerziellen Support bei IBM zu kaufen. Wie genau sich das dann bei Adoptium darstellt, wird sich noch zeigen. Aber schon jetzt ist sicher, dass ja bei Adoptium etliche Firmen wie Karakun mitwirken, die sich sehr gut darauf verstehen, Anwender bei technischen oder auch nichttechnischen Fragen bezüglich Java, OpenJDK und den verschiedenen Java-Distributionen zu unterstützen.

(ane)