Von Zollstock bis KI: Teilnehmerzahl auf Massenveranstaltungen ermitteln

Polizei und Veranstalter liegen in ihren Schätzungen zu Teilnehmerzahlen oft weit auseinander. Eine Menschenmenge korrekt zu berechnen, ist gar nicht so leicht.

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(Bild: KI Midjourney | Collage c’t)

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Nach fast jeder Demonstration entzündet sich reflexartig die Diskussion um die Teilnehmerzahl und man wundert sich: Wie kommt es, dass die Schätzungen von Polizei und Veranstalter um Tausende oder gar Zigtausende Personen auseinander liegen? Klar: Der Veranstalter hat immer ein Interesse daran, eine möglichst hohe Teilnehmerzahl zu verkünden, während der (politische) Gegner diese regelmäßig kleinredet. Die Polizei wiederum benötigt die Zahlen vor allem zur Einsatzplanung und für ihr Sicherheitskonzept.

Zwar wird den Polizeisprechern gerne unterstellt, dass sie absichtlich niedrige Zahlen verbreiten, um ihre arg knappe Personalplanung zu rechtfertigen. Belegen lässt sich diese Behauptung allerdings nicht: Soziologen, die sich mit diesem Phänomen befassen, sehen keine belastbaren Hinweise darauf, dass die Polizei ein Eigeninteresse an besonders niedrigen Zahlen haben könnte. Im Fall der Hamburger Demo gegen Rechts am 19. Januar 2024 rechnete die Behörde aufgrund des hohen öffentlichen Interesses "ausnahmsweise" nochmals nach und korrigierte die Zahlen schließlich deutlich nach oben, wie wir weiter unten erklären.

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Tatsächlich ist es nicht einfach, die Anzahl der Individuen auf einer Massenveranstaltung einigermaßen korrekt zu beziffern: Abzählen scheitert am Aufwand, beim Berechnen gibt es viel Interpretationsspielraum und Personenerkennung via KI neigt zu Verwechslungen. Wir werfen einen Blick auf den Stand der Technik und wie man es schafft, das Unzählbare realistisch einzuschätzen.