Was die Asienpläne der chinesischen Elektroautohersteller für die Welt bedeuten

In Europa werden chinesische E-Auto-Firmen zunehmend als Konkurrenten wahrgenommen. Der Wettbewerb um ihren globalen Erfolg könnte in Asien entschieden werden.

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Elektroauto-Parkplatz

Symbol für einen Elektroauto-Parkplatz.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Chinesische Elektroautohersteller greifen nicht nur in Europa und ihrem Heimatmarkt China an. Gefahr droht den etablierten Autoherstellern aus dem Westen vor allem in Südostasien. Dort, wo die deutschen Hersteller wenig präsent sind, bauen chinesische Firmen auf breiter Front Fabriken und suchen Partner, um in den asiatischen Boomregionen schnell zu expandieren.

Direkt betroffen sind aber zunächst japanische Hersteller wie Toyota, die bislang die Märkte in der Region dominieren. Aber auch die deutschen Hersteller werden letztlich Auswirkungen zu spüren bekommen. Denn wenn die chinesischen Hersteller in Asien erfolgreich sind, können sie große Produktionskapazitäten für Elektroautos aufbauen. Dies würde ihnen wiederum erlauben, mit niedrigeren Stückkosten stärker in Europa anzugreifen.

Der japanische Experte Koji Endo, Chef der Analyseabteilung von SBI Securities, hat diese Möglichkeit in diesem Frühjahr bei einem Besuch der Bangkok International Motor Show in Thailand erkannt. Vor der Pandemie hätten die Japaner die Messe dominiert, jetzt seien es die Chinesen, erzählt er. "Ich war schockiert, dass BYD aus China den größten Stand hatte." Er fürchtet bereits um die Dominanz der Japaner. "Nachdem ich die Autoshow gesehen habe, denke ich, dass sich das in den nächsten fünf Jahren schnell ändern könnte."

Ein Grund für seine Besorgnis ist, dass die japanischen Hersteller erst jetzt mit ihren Elektroauto-Offensiven beginnen. Zudem dürften sie versuchen, die lokale Nachfrage mit Exporten aus anderen Elektroautofabriken in Japan oder anderen Märkten zu bedienen. Die chinesischen Hersteller nutzen Japans Rückstand bei Elektroautos nun gezielt, um sich Kundschaft und Regierungen in Südostasien als Partner der Zukunft zu präsentieren.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Von den rund eine Million Elektroautos, die China im ersten Halbjahr exportiert hat, gingen fast 40 Prozent in asiatische Länder. Dieses Marktpotenzial wollen die Chinesen künftig auch aus lokalen Fabriken bedienen, um schneller zu sein und als Investor und Arbeitgeber politisch attraktiver zu werden.

Der weltgrößte Elektroautohersteller BYD hat bereits eine Fabrik in Thailand angekündigt und lässt die Philippinen, Vietnam und Indonesien für ein weiteres Werk auflaufen. Chinas größter Autokonzern SAIC baut in Thailand einen Industriepark für Autoteile, der zur Keimzelle eines größeren chinesischen Autoclusters werden könnte.

Der Staatskonzern Chery wiederum kündigte im Juli an, in Indonesien, Malaysia und Thailand eigene Autofabriken für Verbrenner und Elektroautos zu planen. Und auch bei Schlüsselkomponenten wie Batterien tut sich etwas. So investiert der chinesische Batteriehersteller EVE mehr als 400 Millionen Dollar in eine Batteriefabrik in Malaysia. Dessen Akkus sollen zwar zunächst Elektrowerkzeuge und Motorräder antreiben. Doch die Regierung verbindet damit die Hoffnung, zur Batteriebasis für die Elektroautoproduktion in der Region zu werden. Das Wettrennen in Asien könnte somit zu einem entscheidenden Faktor für die globale Offensive chinesischer Hersteller werden.

(jle)