Wie ein gehender Roboter zum Transportmittel wird

Die japanische Firma Sansei Technologies hat einen vierbeinigen Roboter entwickelt. Die Besonderheit: Er nimmt vier Personen Huckepack.

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Roboter von Sansei

Der vierbeinige Wanderrobter von Sansei Technologies soll in japanischen Freizeitparks eine Attraktion werden.

(Bild: Hidetaka Tenjin)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

"Moving for Smiles" – das ist das Motto von Sansei Technologies, einem japanischen Hersteller von Achterbahnen und anderen Anlagen für Freizeitparks und Theaterbühnen. Nun wollen die Entwickler ein ganz neues Vergnügen auf den Markt bringen: einen Ritt auf einem vierbeinigen "Wanderroboter". Bei ihm tragen vier stämmige Beine eine 3,40 Meter lange und 1,60 Meter breite Plattform, die vier Passagieren Platz bietet.

Es handelt sich um das weltweit erste vierbeinige "Fahrgeschäft", das Platz für zwei oder mehr Personen bietet, behauptet Sansei Technologies in einer Erklärung. "Es ist eine neue Attraktion, die es den Fahrgästen ermöglicht, die dynamischen Bewegungen des Gehens mit dem ganzen Körper zu erleben." Wenigstens, wenn es um die Fortbewegung auf künstlichen Vierbeinern geht.

Die robotischen Dickhäuter passen allerdings weniger zu modernen Freizeitparks, wo die Besucher eigentlich durch Technologie verstärkten Nervenkitzel oder Wow-Erlebnisse suchen. Daher war eine kreative Ausgestaltung des Roboters nötig, um ihn an die Kulissen von Freizeitparks anzupassen. So schloss sich das Unternehmen für die phantasievolle Ausgestaltung des Prototypen und mögliche Derivate mit dem Designer Hidetaka Tenjin zusammen. Der 52-jährige ist ein in Japan bekannter Designer von Manga- und Anime-Figuren und Synchronsprecher.

Dabei beschränkt sich der studierte Robotikwissenschaftler nicht aufs Zeichnen, sondern liebt auch Mechanik. Den Wanderroboter hat er dabei in weiteren Entwürfen auch mit einer spacigen Kuppel versehen sowie als Dinosaurier und wandelbaren Aussichtsplattform gezeichnet, um die verschiedenen Themen von Freizeitparks berücksichtigen zu können.

Für die Steuerungssoftware hat sich das Unternehmen mit einem Unternehmen namens Asratech zusammengetan, das ein Betriebssystem zur Fernsteuerung von Robotern entwickelt hat. Die gehobene Version von V-Sido gibt sogar ein haptisches Feedback an den Menschen an der Fernsteuerung, damit der Roboter feinfühliger gesteuert werden kann.

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Der gehende Viersitzer ist nicht die einzige Idee aus dem Roboterreich, die Sansei Technologies in die Freizeitparks bringen möchte. Das Unternehmen hat auch einen Transformer gebaut, der sich aus einem 4,10 Meter hohen, zweibeinigen Roboter in ein Auto verwandelt und zwei Menschen an Bord mitführen kann.

Die reale Ausgeburt der Idee sich verwandelnder Roboter ist allerdings bei weitem noch nicht so beweglich wie die kampfkräftigen, jedoch nur computergenerierten Hollywood-Idole aus den Transformer-Filmen. Der 2,3 Tonnen schwere SR-01 ist eine Weiterentwicklung des Konzepts J-deite Ride von 2018. Aber auch die neue Version läuft in einer Stunde nur 100 Meter und fährt im Automodus gerade einmal 30 km/h schnell. Der langsame Fortschritt schreckt das Unternehmen allerdings nicht von einem langfristigen Ziel ab: Es will künftig weitere Roboter für Vergnügungsparks entwickeln.

(jle)