c't Retro: Georg Schnurer testet 34 Pentium-Mainboards

34 Testgeräte in einem Vergleich auf über 21 Seiten. In der Sturm- und Drangphase des PCs forderte der Markt der c’t-Redaktion solche Parforceleistungen ab.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 107 Kommentare lesen
,
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Rudolf Opitz
c't-Zeitreise

Das c't magazin feiert dieses Jahr seinen 40. Geburtstag. Das nehmen wir zum Anlass, einige Artikel aus unserem Archiv zu holen, die es wert sind, nochmals gelesen zu werden. Darunter befinden sich spannende Investigativ-Geschichten ebenso wie Kurioses, große Erfolge der Computertechnik, aber auch Prognosen, bei denen wir komplett falsch lagen. Wir kommentieren die Artikel aus heutiger Perspektive und freuen uns auf einen unterhaltsamen Streifzug mit Ihnen durch 40 Jahre IT-Geschichte.

Anno 1994 drängten viele Mainboard-Hersteller mit frischen Produkten für Intels erste Pentium-Prozessoren auf den Markt. Hinzu kam ab März der höher getaktete Pentium P54C mit eigener Fassung und eigenem Chipsatz. Damals gab es nicht nur mehr Hardware-Anbieter, einige entwickelten sogar eigene Chipsätze, was die Auswahl an Pentium-Hauptplatinen weiter vergrößerte. Georg Schnurer leitete seinen Mainboard-Test in der c’t-Dezemberausgabe 1994 ein:

"In den bisher klar von Intel-Chipsätzen dominierten Markt für Pentium-PCI-Boards kommt Abwechslung: SiS, ALI und OPTi wollen dem Marktführer das lukrative Geschäft nicht allein überlassen und werben mit eigenen Kreationen um die Gunst des Kunden."

Dazu kamen die Intel-Chipsätze "Mercury" für die 60- und 66-MHz-Pentiums und "Neptune" für den Pentium P54C mit 90 oder 100 MHz. Außerdem tobte zu der Zeit gerade ein regelrechter Krieg der Busse. Vom altgedienten ISA-Bus wollte man aus Kompatibilitätsgründen nicht ganz lassen. Grafikkarten- und Mainboard-Hersteller setzten ab der 486er-Generation auf den VESA-Local- oder kurz VL-Bus. Doch dessen kurzsichtige Vorgaben – als Local-Bus sollte er direkten Zugang zum Prozessor und Speicher haben, laut VESA (Video Electronics Standards Association) aber nur bis 40 MHz takten – taugten nicht für ein Pentium-System. Schnurer schrieb:

"Bei aller PCI-Euphorie fragt sich so mancher sicher, wo der VL-Bus bleibt. Ab dem Pentium ist die Antwort klar: auf dem Müll der Geschichte."

IBMs MCA-Bus wollte wegen der hohen Lizenzkosten keiner haben, den EISA-Bus (Extended ISA) von Compaq der ISA-Kompatibilität wegen eher Server-Betreiber. Nur der PCI-Bus (Peripheral Component Interconnect) konnte den Pentium ausreizen, doch einige Boards im Test bremsten die PCI-Datenverbindung mit VL-to-PCI-Bridges aus.

Lesenswerte Artikel aus 40 Jahren c't

Zu den Durchsatz- und Performance-Tests für Bus-Transfers, den Zugriff auf den Hauptspeicher und den 2nd-Level Cache – der residierte damals noch auf dem Mainboard und zog erst beim Pentium Pro ins Prozessorgehäuse – kamen Funktionstests mit verschiedenen Erweiterungskarten für jedes Pentium-Board:

"Breiten Raum nahmen Kompatibilitätstests ein. Jedes Motherboard mußte zeigen, ob es mit derzeit gängigen Grafik- und Netzwerkkarten, IDE- und SCSI-Adaptern zusammenarbeitet. Insgesamt leierten wir deren Slots mit 41 verschiedenen PCI-Steckkarten aus."

Die sehr kompakten Einzelbesprechungen belegten knapp 6 Seiten, die zugehörige Tabelle erstreckte sich über stolze 10 Seiten.

Zwar sollte mit dem PCI-Bus die bisher leidige Zuordnung von Adressbereichen entfallen und die der Interrupts vereinfacht werden, doch dem war nicht immer so. Schnurer stöhnte:

"Ein weiterer Punkt, der mich regelmäßig zur Verzweiflung bringt, ist die Jumper-Ansammlung zur INT-IRQ-Zuweisung auf so manchem Motherboard, die es nach der Spezifikation nicht geben dürfte."

Nicht umsonst hatte die c’t damals den Beinamen "dickstes Männermagazin Deutschlands": In der Ausgabe 12/1994 testete Georg Schnurer auf über 21 Seiten 34 Pentium-Mainboards.

Wer über die wenigen Megabytes pro Sekunde in den Testergebnissen schmunzelt, sollte an die damals geringeren Anforderungen denken. Im Fazit bewies Georg Schnurer allerdings Weitsicht:

"Noch mögen sich Datentransferraten unterhalb von 20 MByte/s nicht schmerzhaft auf die Performance real existierender Anwendungsprogramme auswirken; mit dem vermehrten Einsatz von Video auf dem PC dürfte sich dies aber sehr schnell ändern."

In den 1990er-Jahren gab es in der c’t noch einige Monstertests, in denen es meist um Festplatten oder Monitore ging. Besonders beeindruckt der Test von 41 LCD-Monitoren meiner Kollegen Ulrike Kuhlmann und Stefan Labusga in der c’t 17/1999. Er wird vielleicht nicht Gold in der Testmengen-Olympiade erringen, aber sicher weit oben auf dem Treppchen stehen.

c't-Boardtest aus 1994:

Intels Oberhaus: 34 PCI-Boards für Pentium-60 und -90 unter der Lupe

(rop)