c’t eröffnete 2005 die Jagd auf die "Hommingberger Gepardenforelle"

Um herauszufinden, wie Websites auf den obersten Plätzen von Suchmaschinen landen, startete Jo Bager den Wettbewerb um den fiktiven Speisefisch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
,
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Rudolf Opitz
c't-Zeitreise

Das c't magazin feiert dieses Jahr seinen 40. Geburtstag. Das nehmen wir zum Anlass, einige Artikel aus unserem Archiv zu holen, die es wert sind, nochmals gelesen zu werden. Darunter befinden sich spannende Investigativ-Geschichten ebenso wie Kurioses, große Erfolge der Computertechnik, aber auch Prognosen, bei denen wir komplett falsch lagen. Wir kommentieren die Artikel aus heutiger Perspektive und freuen uns auf einen unterhaltsamen Streifzug mit Ihnen durch 40 Jahre IT-Geschichte.

Um sich im Datenwust des Internets zurechtzufinden, nutzten Infonauten schon in den letzten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts Suchmaschinen. Die bekannteste war ab Ende 1995 AltaVista. Wer viele Besucher auf seine Homepage locken will, gestaltet sie so suchmaschinengerecht wie möglich, um einen der obersten Plätze auf der Trefferliste zu kommen. Anfangs bedeutete die Suchmaschinen-Optimierung (Search Engine Optimization, SEO), den HTML-Quelltext der Website mit gewünschten und populären Suchbegriffen zu spicken – je mehr, desto besser. Oft hatten die Schlagwörter die Farbe des Hintergrunds, um sie vor den Lesern zu verstecken.

Das sogenannte "Keyword Stuffing" minderte Ende der 1990er Jahre zunehmend den Nutzen der Suchmaschinen, da der Schlüsselwort-Spam die gesuchten Inhalte überdeckte. Jo Bager schrieb in der c’t 9/2005 in "Turbolift ins Ungewisse":

"Der seinerzeitige Suchmaschinen-Primus AltaVista wurde durch Keyword-bepackten Spam derart vollgestopft, dass er Ende 1997 kaum mehr zu gebrauchen war – ein Problem, von dem sich AltaVista nie mehr so richtig erholen konnte, denn 1998 trat ein anderes Unternehmen auf den Plan, das schnell zur Nummer Eins avancieren sollte: Google."

Google vermied den Fehler, Suchtreffer stur nach der Schlagwortanzahl zu sortieren und bestraft auch heute noch eine zu hohe Keyword-Dichte mit Abwertung. Man setzte auf alternative Suchansätze wie den Page-Rank-Algorithmus.

"Die Manipulationsmöglichkeiten der Suchmaschinentrickser und die Gegenmaßnahmen der Suchdienste zu kennen, heißt für Webmaster, die mit sauberen Mitteln arbeiten wollen, mögliche Fehlerquellen vermeiden zu können."

Lesenswerte Artikel aus 40 Jahren c't

Um saubere wie unsaubere SEO-Tricks auszuprobieren und die Reaktion der Suchmaschinen darauf zu erforschen, startete Bager in seinem Artikel den Wettbewerb um die "Hommingberger Gepardenforelle". Die Idee dahinter: Die Suche nach einem Begriff, der bisher im Internet nicht aufgetaucht war, sollte die Sites der teilnehmenden Webmaster durch verschiedene SEO-Techniken so hoch wie möglich in die Ergebnislisten befördern.

"Der Wettbewerb soll einen Einblick in die Ranking-Mechanismen der Suchdienste und aktuelle Trends der Optimierung – legitime wie unerwünschte – ermöglichen."

In der Ausgabe 9/2005 startete c’t den SEO-Wettbewerb um die "Hommingberger Gepardenforelle", die auch heute noch durch das Web schwimmt.

Ganz neu war die Idee nicht: Ähnliche Experimente gab es schon mit dem englischen "Nigritude ultramarine" oder mit "Schnitzelmitkartoffelsalat". Die Gepardenforelle legte aber los wie die namengebende schnelle Raubkatze. Am 15. Mai und am 15. Dezember 2005, überprüften wir jeweils um 11 Uhr das Ranking. Außer bei Google suchten wir bei Yahoo, MSN und dem damals noch existierenden, deutschen Suchdienst Seekport. Bereits einen Monat später zum ersten Stichtag war die Gepardenforelle auf tausenden Sites verbreitet. Im ersten Ergebnisbericht "Forellenschwemme" (c’t 12/2005, S. 38) konnten wir melden:

"Bei Redaktionsschluss gab Google an, mehr als drei Millionen Sites zum Thema "Hommingberger Gepardenforelle" zu kennen. Zum Vergleich: Die Abfrage "Forelle" ergibt nur eine halbe Million Treffer."

Die Wikipedia-Seite über die Hommingberger Gepardenforelle, die das Ranking weiter gelegentlich kontrollierte, meldete für Google im September 2005 den Spitzenwert von 3,82 Millionen Treffern. Uns interessierten mehr die siegreichen Websites und ihren Weg an die Spitze der Trefferliste. Die Artikel finden Sie zum Nachlesen als PDF-Datei über untenstehenden Link. Spannend wird, wie den neuen KI-Suchmaschinen, siehe Seite 14, unser fiktiver Speisefisch schmeckt. Die dort vorgestellten Dienste beantworten Anfragen auf völlig andere Weise, als es die klassischen Suchmaschinen seit Jahrzehnten tun.

c't-Artikel zur Hommingberger Gepardenforelle

c’t – Europas größtes IT- und Tech-Magazin

Alle 14 Tage präsentiert Ihnen Deutschlands größte IT-Redaktion aktuelle Tipps, kritische Berichte, aufwendige Tests und tiefgehende Reportagen zu IT-Sicherheit & Datenschutz, Hardware, Software- und App-Entwicklungen, Smart Home und vielem mehr. Unabhängiger Journalismus ist bei c't das A und O.

(rop)