Apple verliert Designchef Jony Ive
Fast 30 Jahre lang war der Designer für den Konzern tätig und an allen wichtigen Produkten beteiligt. Nun gründet er eine eigene Firma – Apple wird Kunde.
Es ist ein Paukenschlag für die Apple-Szene: Jony Ive, Chief Design Officer (CDO) des Konzerns, verlässt seinen Posten – nach 27 Jahren beim iPhone-Hersteller. Dies kündigte Apple in der Nacht zum Freitag an.
Ive, ohne den die letzten drei Jahrzehnte mit allen wichtigen Apple-Produkten – vom iMac über den iPod bis hin zum iPhone, dem iPad oder der Apple Watch – schlicht undenkbar gewesen wären, will künftig sein eigenes Designstudio leiten. Dazu geht er mit seinem langjährigen Freund, dem aus Australien stammenden Topdesigner Marc Newson, eine Partnerschaft ein. Dies werde "später in diesem Jahr" geschehen, teilte Apple mit. Der Apple-Aktie tat die Nachricht in der Nacht zum Freitag weniger gut: Sie fiel außerbörslich zunächst um rund 1 Prozent.
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Ive macht "LoveFrom"
Ives neue Firma, LoveFrom genannt, soll auch "Apple unter seinen Hauptkunden" haben, betont Apple in seiner Stellungnahme – offenbar, um die Verbindung nicht abreißen zu lassen. "Während er persönliche Projekte verfolgt, wird Ive in seiner Firma weiterhin eng an einer Reihe von Projekten mit Apple arbeiten", erklärte der Konzern. Der Name LoveFrom speist sich laut Ive aus Steve Jobs' Philosophie: Er soll symbolisieren, dass Produkte stets mit Liebe und Sorgfalt hergestellt werden müssen, auch wenn man ihre Benutzer womöglich nie zu Gesicht bekommt.
Welche konkreten Auswirkungen auf Apples Produktpipeline Ives Abgang haben wird, ist noch völlig unklar. Ive war Chef von Apples internem Designstudio, aus dem das gesamte Produktdesign gespeist wird – es ist seit mehreren Jahren auch für die optische Gestaltung der Software zuständig.
Jony Ives Produkte (12 Bilder)
Twentieth Anniversary Macintosh
Es war seit längerem vermutet worden, dass Ive Pläne für einen Abgang schmiedet. Der CDO hatte sich als letztes großes Projekt um das neue Hauptquartier gekümmert, den Apple Park – und dabei zunächst das Tagesgeschäft an Stellvertreter abgegeben. Nachdem das neue "Mutterschiff" endlich bezogen war, kehrte er auf seinen Posten als Leiter des Designstudios zurück. Noch im vorigen Herbst hatte Ive betont, weiter glücklich bei Apple zu sein. Nur wenn er die "kindliche Freude" in seinem Job verliere, sei es Zeit, sich etwas anderes zu suchen, sagte Ive. Diesen Punkt habe er aber noch nicht erreicht: "Oh gute Güte, nein."
Interne Umstrukturierung
Apple freut sich darauf, "noch lange in der Zukunft" mit Ive und seiner Firma zu arbeiten. Intern sollen nun Evans Hankey, Vizepräsidentin für das Industriedesign, und Alan Dye, Vizepräsident Human Interface Design, seine Aufgaben übernehmen. Dye hatte das bereits zuvor temporär während der Arbeit am Apple Park getan. Beide Manager berichten an Apples Operationsboss Jeff Williams, der wiederum als Intimus von Konzernchef Tim Cook gilt. Williams hatte bereits viel im Rahmen der Entwicklung der Apple Watch mit dem Designteam zusammengearbeitet. Cook betonte, Williams, Dye und Hankey seien langjährige Mitarbeiter in Führungsrollen und sie würden von Ives Talenten "weiter profitieren". Er solle bei "exklusiven Projekten" mit Apple arbeiten.
Die Person Ive ist mit dem Wiederaufstieg Apples nach der Rückkehr von Steve Jobs untrennbar verbunden. Er war mit Jobs, der 2011 verstarb, zudem eng befreundet. Der Brite Ive kam bereits 1992 zu Apple – damals stand der Konzern vor einer schweren Krise. 1996 wurde er Leiter des Designstudios und 1998 brachte Apple dann den von Ive maßgeblich gestalteten, legendären ersten iMac heraus.
(bsc)