iPhone: FBI zwingt Verdächtigen zum Face-ID-Unlock

Bislang war unklar, ob Polizisten Festgenommene nötigen können, ihr Gesicht zur Entsperrung ihres Handys herzugeben. In den USA gibt es nun den ersten Fall.

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Face ID iPhone X

Freiwilliger Face-ID-Unlock.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Immer mehr Smartphones werden über biometrische Schutzmaßnahmen abgesichert. Apple verwendete über Jahre den Fingerabdrucksensor Touch ID, seit dem iPhone X im letzten Jahr haben alle neuen Geräte nun die Gesichtserkennungstechnik Face ID. Doch was ist, wenn man mit seinem Smartphone in eine Polizeikontrolle gerät oder gar verhaftet wird? Können Beamte den Nutzer dazu zwingen, biometrische Merkmale "herzugeben", um eine Gerätedurchsuchung zu ermöglichen? In den USA soll es nun zu einem ersten Fall im Zusammenhang mit Face ID gekommen sein.

Wie das US-Wirtschaftsblatt Forbes berichtet, ging es dabei um Kindesmissbrauch. Die US-Bundespolizeibehörde FBI habe eine Durchsuchung bei einem 28jährigen in Columbus im Bundesstaat Ohio durchgeführt und sei dabei auf ein iPhone mit Face ID gestoßen. Die FBI-Beamten zeigten dem Verdächtigen einen Durchsuchungsbeschluss und sagten ihm, er solle sein Gesicht vor das Gerät halten, um es zu entsperren – dem kam er auch nach. Dies erlaubte den Beamten, einen Blick auf Chats, Fotos und andere interessante Daten zu werfen. Der Verdächtige wurde kurz darauf wegen Empfanges und Besitzes von Kinderpornografie angeklagt.

Im Zusammenhang mit Apples Touch ID gab es bereits ähnliche Fälle, bei denen Verdächtigen gesagt wurde, sie müssten ihr Gerät entsperren. Zudem soll das FBI versucht haben, iPhones mit dem Finger von Toten zu entsperren. Apple selbst stritt sich über Monate mit der Bundespolizei, weil die wollte, dass der Konzern in einem Terrorfall eine Hintertür in iOS einbaut, um auf das iPhone von Verdächtigen zugreifen zu können. Apple weigerte sich mit Hinweis auf die damit verbundenen Auswirkungen auf die Sicherheit aller Nutzer. Dem FBI gelang es schließlich, mit dem Werkzeug einer Forensikfirma selbst Zugriff zu erhalten. Auf anderen Ebenen arbeitet Apple mit dem FBI zusammen. So bietet der Konzern Schulungen für Polizeibehörden an, wie diese die Nutzerdaten am besten auswerten – und welche Daten Apple überhaupt bereithält.

In dem Fall in Ohio half die Face-ID-Entsperrung den Behörden zunächst nur wenig. Ihnen gelang es nicht, ausreichend Daten zu beziehen, obwohl sie später ein Forensikwerkzeug verwendeten – der Verdächtige war nicht bereit, seinen Passcode (Geräte-PIN) herauszurücken, nachdem sich Face ID nach einem bestimmten Zeitraum automatisch sperrte und das Gerät zur Eingabe des Codes zwang. Laut dem Anwalt des Verdächtigen hat sich das FBI mittlerweile aber auf Face ID eingestellt: Beamte verwendeten mittlerweile vorformulierte Textbausteine in Durchsuchungsbeschlüssen, um die Gesichtserkennungstechnik abzudecken. (bsc)