Aller guten Dinge sind drei: Dritte Staffel von "Star Trek: Picard" lässt hoffen
Nach zwei schrecklichen Staffeln scheint sich "Star Trek: Picard" zum Ende hin tatsächlich darauf zu besinnen, was eine gute Trek-Serie ausmacht.
Die ersten zwei Folgen der neuen Staffel von "Star Trek: Picard" machen Lust auf mehr. Das ist äußerst überraschend nach zwei Staffeln, die nur sehr am Rande irgendetwas mit Star Trek zu tun hatten und in denen Patrick Stewart eher sich selbst zu spielen schien als den namensgebenden Sternenflotten-Kapitän. Nun scheint die Serie in ihrer finalen Staffel aber vielleicht doch noch den Dreh zu etwas hinzubekommen, was auch wirkliche Fans der guten alten Zeit ansehen können, ohne Migräneschübe zu bekommen.
Achtung: Die folgende Rezension enthält umfassende Spoiler zu den ersten zwei Folgen der dritten Staffel von "Star Trek: Picard" sowie zu den gesamten beiden vorangegangenen Staffeln.
Die erste Staffel von "Star Trek: Picard" war nicht gut, aber sie war auch nicht richtig schlecht – jedenfalls nicht so schlecht wie "Star Trek: Discovery". Die zweite Staffel war eine Katastrophe. Sie fing schon dumm an und kulminierte in einer Szene, in der sowohl Jean-Luc Picard als auch Patrick Stewart – beides passionierte Shakespeare-Schauspieler – den essentiellen Unterschied zwischen den englischen Verbformen hung und hanged verlernt haben. Mal ganz abgesehen davon, dass die Drehbuchschreiber zwar mit Star-Trek-Begriffen um sich schmissen, aber anscheinend keine Ahnung hatten, was diese Begriffe eigentlich bedeuten. Patrick Stewart spielte an sich nicht schlecht, John de Lancie war sowieso grandios, aber Jean-Luc Picard war da auf der Leinwand nicht wirklich anwesend. Und generell hatte die Serie mehr mit dem Teenager-Vampir-Action-Schund gemeinsam, den meine Frau zur Ablenkung schon mal auf Netflix schaut, als mit Star Trek.
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Zu viel Patrick Stewart tut der Serie nicht gut
Dass "Picard" sich bisher nicht wirklich wie Star Trek angefĂĽhlt hat, lag wohl vor allem auch daran, dass Patrick Stewart bei den ersten beiden Staffeln federfĂĽhrend mitgewirkt hat. Wie er vor kurzem in einem Interview sagte, wollte er eben keine Reunion der alten Next-Generation-Crew und keine klassische Star-Trek-Serie produzieren. Das war seine Voraussetzung, bei der Serie mitzuwirken. Eine ganz dumme Idee, welche die Serien-Macher nun wohl endlich ĂĽber Bord geworfen haben. Egal, wie groĂźartig ein Schauspieler in seinem Job ist, dass es meist keine gute Idee ist, alternde BĂĽhnen-Stars DrehbĂĽcher schreiben und Serien produzieren zu lassen, weiĂź Hollywood schon lange. Trotzdem tappt es seit Jahrzehnten immer wieder in diese Falle. So auch bei "Picard".
Damit ist nun wohl aber Schluss. Aus Trailern wissen wir bereits, dass in der letzten Staffel sehr wohl die ganze TNG-Crew wieder auf der Bühne steht. Und die ersten zwei Folgen zeigen deutlich, dass man hier versucht, den Bogen zu einer klassischen Raumschiff-Serie zu schlagen. Oder, besser gesagt, zu den alten Star-Trek-Filmen; aber dazu später mehr. Auf jeden Fall scheinen hier Menschen an den Drehbüchern gearbeitet zu haben, die wissen, wie Jean-Luc Picard redet und wie er sich verhält. Es scheint fast so, als hätten die ersten beiden Staffeln der Serie nicht existiert – eine Illusion, mit der viele Trekkies wohl sehr gut leben können.
Nostalgie-Trip
Was dem versierten Trekkie in den ersten beiden Folgen der dritten Staffel sofort auffällt: Hier wird hart daran gearbeitet, TNG-Nostalgie zu wecken. Bereits die erste Einstellung – uns wird das Innere von Beverly Crushers Raumschiff gezeigt – ist vollgepfropft mit Requisiten aus ihrer Zeit auf der Enterprise-D. Später steht Picard nostalgietrunken vor dem berühmten Gemälde seines alten Schiffes, das damals in seinem Ready Room hing. Sogar die Flöte aus der legendären TNG-Folge "The Inner Light" und der alte Sessel samt Überwurf aus seinem Quartier sind wieder zu sehen. Und dann bekommt der alte Herr auch noch einen Anruf auf seinen Enterprise-D-Kommunikator, den er in einer Transportbox mit seiner Original-TNG-Uniform aufbewahrt. Deutlicher kann man das mittlerweile schon fast verzweifelte Verlangen der Trek-Community nach der guten alten Zeit nicht bedienen.
Was auch ziemlich offensichtlich ist, ist die Tatsache, dass die Macher der dritten Staffel sich sehr freizügig am Material der alten TOS-Filme bedienen. Die ersten zwei Folgen wecken deutliche Erinnerungen an "Star Trek II: The Wrath of Khan" und "Star Trek III: The Search for Spock". Das geht von der verwendeten Schriftart der Titelsequenz über die Musik (die nun auf einmal wieder sehr Star-Trek-typisch daherkommt) bis hin zur Garderobe von Beverly und dem Titan-Shuttle mit dem Namen "Saavik". Auch das Versteckspiel im interstellaren Nebel weckt Erinnerungen. Ein bisschen "Star Trek VI: The Undiscovered Country" ist auch mit dabei: Amanda Plummer, Tochter des Star-Trek-VI-Bösewichts Christopher Plummer (Klingonen-General Chang), spielt hier ebenfalls eine Widersacherin.