Kommentar: Forschung zum Solar-Geoengineering muss weitergehen

Seite 2: Öffentliche Finanzierung der Forschung sicherstellen

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Intensiver gesellschaftlicher Druck, die Forschung für Solar-Geoengineering einzustellen, bedeutet nicht, dass die gesamte Forschung eingestellt wird. Es bedeutet allerdings, dass Forscher, die sich um Offenheit und Transparenz bemühen, ihre Aktivitäten einstellen könnten, und diejenigen, die weitermachen, weniger auf die Bedenken der Öffentlichkeit eingehen. Sie werden von Geldgebern unterstützt, die sich nicht um die öffentliche Meinung scheren – vielleicht von privaten Akteuren oder dem Militär – und wir erfahren vielleicht nicht von allen Ergebnissen.

Autokratische Regime wären in der Lage, die Führung zu übernehmen und wir könnten in Zukunft auf ihr Fachwissen angewiesen sein, wenn wir beim Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen nicht erfolgreich sind. Wissenschaftler in Entwicklungsländern, die bei der Teilnahme an dieser Forschung ohnehin schon benachteiligt sind, wären ohne die Förderung internationaler Institutionen und Philanthropien noch weniger in der Lage dazu.

Die Forschung im Bereich Solar-Geoengineering muss durch nationale Wissenschaftsagenturen öffentlich finanziert werden, weil das mehrere wichtige Dinge sicherstellen würde. Sie kann die öffentliche Aufsicht über die Forschung aufrechterhalten und die Gestaltung von Forschungsprogrammen ermöglichen, in denen Sozialwissenschaftler und Governance-Forscher von Anfang an eingebunden sind – was die für dieses Thema so wichtige interdisziplinäre Forschung ermöglicht.

Darüber hinaus lässt sich die öffentliche Finanzierung so gestalten, dass sie die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit fördert. An einer auf der AGU vorgestellten Arbeit über die Auswirkungen des Solar-Geoengineerings auf die Ernteerträge waren beispielsweise Forscher aus Norwegen, den USA, Südkorea und China beteiligt. Wir wollen diese Art der Zusammenarbeit fortsetzen und sie nicht unterdrücken.

Am wichtigsten ist vielleicht, dass nationale Förderorganisationen Forschungsprogramme so strukturieren können, dass die potenziellen Risiken und Vorteile umfassend untersucht werden und alles, was schief gehen könnte, berücksichtigt wird. Ohne diesen systematischen Ansatz könnte es sein, dass nur ein Rinnsal von Studien veröffentlicht wird, die nur die besten Ergebnisse präsentieren und das Solar-Geoengineering besser aussehen lassen, als es ist. Ist diese Studie über die Ernteerträge gut? Was fehlt darin? Um das herauszufinden, brauchen wir mehr Studien, nicht weniger, und wir brauchen Gremien wie den IPCC, um sie alle zusammen zu bewerten.

Kein Wissenschaftler ist glücklich über die Aussicht auf solares Geo-Engineering. Aber wir brauchen eine Front aufmerksamer, erfahrener Leute, die sowohl die Wissenschaft als auch die politischen Fragen verstehen. Wenn wir Menschen davon abhalten, dieses Fachwissen zu entwickeln, könnten uns die Ergebnisse nicht gefallen.

Gute Wissenschaft braucht Jahre, um sich zu entwickeln. Wenn wir die Forschung bis nach 2030 aufschieben, könnten wir uns in einer Welt wiederfinden, die zwar einige ungleichmäßige Fortschritte bei der Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen gemacht hat, aber nicht genug, und in der die Temperaturen immer noch auf eine Erwärmung von drei Grad Celsius zusteuern.

Dann können wir nicht plötzlich hoffen, mit rigoroser Wissenschaft Erkenntnisse zum Solar-Geoengineering zu gewinnen. Zunächst einmal sollten die USA den gut durchdachten Empfehlungen des Ausschusses der Nationalen Akademien der Wissenschaften, der Technik und der Medizin folgen, der sich kürzlich mit diesem Thema befasst hat, und jetzt ein bescheidenes, sorgfältiges Forschungsprogramm finanzieren.

(jle)