GUV statt SUV

Die Debatte um SUV verzettelt sich schnell in Definitionsfragen. Ein neuer Begriff muss her. Hier ein paar Vorschläge.

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Parkplatz in der Stadt

Lästiges Parkplatz suchen soll wenn es nach dem Online-Dienst Intrix geht schon bald weniger lästig sein.

(Bild: dpa, Hendrik Schmidt)

Lesezeit: 4 Min.

In meinem Kommentar über die Parkgebühren für SUVs habe ich bewusst von "SUV im Sinne von Sinnlos Ueberdimensionierten Vehikeln" geschrieben. Es ging mir um grotesk große Autos und nicht um alles, was formal als SUV zählt, weil es etwas hochbeiniger daherkommt. Damit wollte ich genau die Debatte vermeiden, die daraufhin natürlich trotzdem losbrach: Dass dieses und jenes SUVs kleiner und sparsamer sei als diese und jene Limousine. Also gut, vergessen wir den Begriff SUV und suchen uns einen besseren. Auf Mastodon habe ich dazu mal eine Umfrage initiiert. Einige Vorschläge waren ziemlich kreativ. Danke dafür!

  • MAN (Mehr als nötig)
  • GÜA: Grotesk Überdimensioniertes Auto
  • Überschwere PKW
  • UGM (Unnötig Große Masse)
  • AVAG (Autos von außergewöhnlicher Größe)
  • Großflächennutzer
  • Oberkassel-Panzer (wahlweise auch Grunewald- oder Potsdam-Panzer, in Anlehnung an "Chelsea Tractor")
  • Protzkisten
  • Oversized Car
  • Urbane Radpanzer
  • Schlachtschiffe
  • Nicht-Kompaktwagen
  • Adiposicar
  • ÜGF (Übergrößen-Fahrzeug)
  • Carzilla

Mein Favorit ist die Bezeichnung GUV (Grotesk Ueberdimensioniertes Vehikel), weil sie sich gleichzeitig an SUV anlehnt und davon abgrenzt. Stellt sich nun die Frage: Wo beginnt eine solch groteske Überdimensionierung? Genauer gefragt: Welche Dimension und welche Schwellenwerte zieht man für differenzierte Parkgebühren heran?

Ein Kommentar von Gregor Honsel

Gregor Honsel ist seit 2006 TR-Redakteur. Er glaubt, dass viele komplexe Probleme einfache, leichtverständliche, aber falsche Lösungen haben.

Tübingen und Paris haben sich für das Gewicht entschieden. Hier und hier haben Kollegen darauf hingewiesen, zu welch widersprüchlichen Ergebnissen das führen kann. Ich halte deshalb Länge und Breite für die besseren Kriterien, auch wenn Freiburg damit vor Gericht gescheitert ist. Bei Parkplätzen geht es schließlich um den Platz, wie der Name schon sagt.

(Natürlich sind Gewicht und Höhe von GUV ebenfalls problematisch. Hohes Gewicht und große Stirnfläche etwa erhöhen den Verbrauch. Doch dafür gibt es Grenzwerte für die Flottenemissionen sowie Mineralöl- beziehungsweise Stromsteuern. Und wenn hohe Motorhauben die Sicht auf Kinder blockieren oder Fußgängern gefährlich werden, lässt sich das über verschärfte Sicherheitsvorschriften bei der Zulassung regeln. Parkgebühren müssen keine Probleme adressieren, für die es bereits direktere Instrumente gibt. Außerdem lässt sich die Fläche eines Fahrzeuges leichter ermitteln, denn sie ist bei jeder Modellvariante gleich, unabhängig von der Ausstattung oder Batteriegröße.)

Klar, Schwellenwerte haben immer etwas Willkürliches. Aber trotzdem gibt es eine Schwelle, bei der GUV ganz klar zum Problem werden: Wenn sie nicht mehr auf herkömmliche Parkplätze passen. Parkhaus- oder Tiefgaragenstellplätze sind in der Regel 2,30 bis 2,50 Meter breit. Ein BMW X7 bringt es schon ohne Spiegel auf zwei Meter. Auf beiden Seiten bliebe also weniger als eine DIN-A4-Seite Platz. Wenn mehrere solcher Fahrzeuge nebeneinander stehen, käme man nur noch durch die Heckklappe raus.

Öffentliche Parkplätze quer zur Straße sind mindestens fünf Meter lang. Größere Autos können also in die Straße, den Fuß- oder den Radweg hineinragen. Eine maximale Länge von fünf Metern und eine Breite von unter zwei Metern scheinen mir deshalb geeignete Schwellenwerte für GUV zu sein. Selbst Siebensitzer wie der VW Sharan würden noch unter diese Grenzwerte fallen, die Regelung wäre also familienfreundlich. Und auch jeder, der aus orthopädischen Gründen eine hohe Sitzposition will, dürfte diesseits dieser Dimensionen einen passenden Wagen finden.

Nun steht es privaten Betreibern frei, für GUV eigens XXL-Parkplätze anzubieten. Für Städte und Gemeinden wäre es aber eine Kapitulationserklärung, noch größere Parkplätze in den ohnehin schon überfüllten Straßen auszuweisen. Wenn sich jemand ein Auto kauft, das nicht zur bestehenden Infrastruktur passt, ist das sein beziehungsweise ihr Problem.

(grh)