Strange New Worlds: Star Trek kann doch noch Spaß machen

Die TV-Serie "Star Trek: Strange New Worlds" spielt chronologisch vor der Ur-Serie aus den 1960ern. Die Macher versprechen dennoch eigenständige Folgen.

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Das zentrale Dreieck von "Strange New Worlds": Rebecca Romijn als Number One, Anson Mount als Captain Pike und Ethan Peck als Spock.

(Bild: Paramount)

Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Gerald Himmelein
Inhaltsverzeichnis

Mit 10 Folgen hat die Paramount-Serie "Star Trek: Strange New Worlds" am vergangenen Donnerstag (7. Juli) ihre erste Staffel abgeschlossen. Erster Eindruck: sehr sympathisch, wenn auch nicht ohne Schwächen.

Die meisten Star-Trek-Serien sind inzwischen fortlaufende Erzählungen, die in wöchentlichen Happen ans Publikum verfüttert werden. Diesen Trend begann "Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert" (1987) mit wiederkehrenden Figuren wie Q und den Borg. Schwesterserie/Nachfolger "Star Trek: Deep Space Nine" (1992) setzte ab der dritten Staffel konsequent auf eine kontinuierliche Rahmenhandlung, die sich mit jeder Folge weiterentwickelte.

Nachfolgende Trek-Serien wie "Raumschiff Voyager" (1994) und "Enterprise" (2001) führten die Idee der folgendenübergreifenden Handlungsbögen (Arcs) konsequent weiter. Der Vorteil: treue Zuschauer, die auch bei schwankender Qualität der Folgen eisern weitergucken, um herauszufinden, wie alles ausgeht. Der Nachteil: Wollten Zuschauer den Anschluss nicht verlieren, mussten sie sich alle möglichen Details merken. Wer mitten in einer Staffel hinzukam, verlor schnell den Überblick.

"Discovery" (2017) und "Picard" (2019) sind eher filmähnliche Mehrteiler, deren Folgen wie Buchkapitel von einem Cliffhanger-Ende zum nächsten führen. Ganz anders bei "Strange New Worlds", wo jede Folge mindestens einen Handlungsstrang zufriedenstellend abschließt.

Komplett eigenständig sind die Folgen allerdings nicht: Auch hier gibt es weiter gefasste Handlungsbögen, um die Zuschauer am Haken zu halten. Einige Arcs werden innerhalb der Staffel aufgelöst, andere sind offengeblieben. Immerhin sind die Dreharbeiten der zweiten Staffel schon abgeschlossen; sie soll 2023 folgen.

Von der Reihenfolge her ist "Strange New Worlds" kompliziert verortet: Die Handlung beginnt nach der abgelehnten Pilotfolge der ersten Raumschiff-Enterprise-Serie "Der Käfig" (The Cage), knüpft direkt an die zweite Staffel "Star Trek: Discovery" an und muss zwingend vor der "klassischen" Serie von 1966 enden. Alles klar soweit?

Dreh- und Angelpunkt der neuen Serie ist der Ausgangspunkt des gesamten Franchise, das Flaggschiff der Sternenflotte, die USS Enterprise. In deren Gängen ertönen viele altbekannte Namen: Mr. Spock, Lt. Uhura, Krankenschwester Chapel. Und auch weniger Bekannte: Bei T'Pring, Lt. Kyle und Sam Kirk schnalzen vor allem Trek-Veteranen kennerisch mit der Zunge.

Die zentrale Dreier-Konstellation auf der Brücke wurde zuletzt in der zweiten Staffel von "Discovery" vorgestellt: Captain Pike, Number One und ein blutjunger Spock.

Star Trek: Strange New Worlds S1 (8 Bilder)

Das zentrale Dreieck von "Strange New Worlds": Rebecca Romijn als Number One, Anson Mount als Captain Pike und Ethan Peck als Spock
(Bild: Paramount)

Anson Mount spielt Captain Christopher Pike mit einer faszinierenden Mischung aus Autorität, Charisma und Empathie. Rebecca Romijn als Number One wirkt zunächst streng und unnahbar, besitzt aber durchaus einen weichen Kern – und endlich auch einen definitiven Namen: Una Chin-Riley. Ethan Peck wiederholt seine Rolle als unreifer Halbvulkanier Spock, der anfangs sogar noch grinst – sein Bart aus der Discovery-Staffel ist aber Geschichte.

Nyota Uhura steht hier noch ganz am Anfang ihrer Karriere: Trotz aller fachlicher Kompetenz ist sie noch unsicher, ob die Sternenflotte ihr wirklich liegt. Wie Ur-Uhura Nichelle Nichols stellt auch die neue Iteration frühzeitig ihre Singstimme unter Beweis – Schauspielerin Celia Rose Gooding ist ein renommierter Broadway-Star.

Die neue Christine Chapel macht einen deutlich eigenständigeren Eindruck als ihre Vorfahrin: Kümmerte sich die Ur-Chapel (Majel Barrett) noch mit hochgestecktem Haar und knappem Rock um ihre Patienten, trägt die aktuelle Verkörperung (Jess Bush) eine platinblonde Lockenfrisur und einen weißen Einteiler.

Der Rest der Crew von "Star Trek: Strange New Worlds" sind neue Figuren: Die spaßresistente Sicherheitschefin La'an Noonien-Singh (Christina Chong) findet ihr Gegengewicht in der sarkastischen Steuerfrau Erica Ortegas (Melissa Navia). Um die Kranken kümmert sich der Witwer Dr. M'Benga (Babs Olusanmokun), um den Maschinenraum der blinde Andorianer Hemmer (Bruce Horak), und um den Transporter der junge Chief Kyle (André Dae Kim).