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Was wirklich wahr war in des Sommerrätsels erstem Teile

Pah, alle viel zu einfach wegen der Bildersuche von Google? Steht alles ohnehin in der Wikipedia? Keine Rätsel, nur das Abfragen von Gelerntem? Ganz so einfach war es doch nicht.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Hal Faber

Gleich die erste Frage des Sommerrätsels zur Rolle der Kunstware im Zeitalter der universalen Googlierbarkeit wurde nicht gefunden. Gesucht wurde der Künstler George Widener, der als Soldat in Deutschland mit seinem einzigartigen fotografischen Gedächtnis beim 26th Tactical Reconnaissance Wing in Zweibrücken Satellitenbilder auswertete, wie sie heute beim Fall des Flugzeug-Abschusses in der Ukraine diskutiert werden. Aus dieser Erfahrung entstanden später Kunstwerke, wie etwa die Auflistung aller Flugzeuge, die an einem Sonntag abstürzten.

Die richtig beantwortete Frage 2 beschäftigte sich mit der Schotterkunst von Georg Nees und der Plotter-Kunst von Frieder Nake, was Mitratende zu der Frage führte, wer um alles so eine komische Programmiersprache einsetzen konnte.

Manchmal ist die Frage nach der richtigen Programmiersprache einfach unwichtig. So notierte der vor kurzem gestorbene Otto Piene, als er unter den Hackern am MIT forschte und lehrte, ganz schlicht: "Welcome Computers. Do your own thing." Dazu malte er einen Kasten, der als Frage 3 auftauchte:

Frage 4 bereitete informierten Heise-Lesern keine Schwierigkeiten, wohl aber den Rätselmachern, die völlig übersahen, dass diese Tickermeldung die korrekte Antwort enthielt: der Künstler Emil Schult war in Mini-Sekunden gefunden.

Auch die Lösung der Frage 5 bereitete wenig Probleme, ging es doch um die Antimaterie und genauer die Entdeckung des Positrons durch Carl Anderson vor 82 Jahren. Soweit, so gut, doch was hat der Computer damit zu tun? Beeinflusst von den Berichten über das Positron schrieb Issac Asimov in seinen Robotergeschichten über das positronische Gehirn, dem wir damit die Formulierung der Robotergesetze verdanken.

In der Illustration zur Frage 6 sieht man David Bowie ein David Bowie-Poster signieren. Das bekannte Poster wurde von Sture und Ann-Charlotte Johannesson 1983 auf einem Apple ][ produziert und war ein Geschenk für die Antimaterie-Forscher am CERN in Genf, die einen anderen Geschmack hatten. Als die Künstler von Genf zu den IBM-Labors in Stuttgart eilten, ging ihnen der Sprit aus. An der Tankstelle hielt auch David Bowie mit seinem Tross und signierte die Bilder. "Das war für mich der Beweis, dass das Materie und Antimaterie ihren Sinn haben", erklärte Sture Johanesson später.

Frage 7 zeigt auf den ersten Blick einen Brief aus einem Briefwechsel, den der Künstler Nick Bantock zwischen Griffin und Sabine wunderbar illustriert hat. Sabines erster längerer Brief an Griffin ist jedoch nicht verblichen und verschmutzt, sondern blütenweiß. Erst auf der von Peter Gabriel und Nick Bantok entwickelten Multimedia-CD Ceremony of Innocence wird die Geschichte in eine längst vergilbte Vergangenheit transportiert-

Frage 8 suchte einen aus Computerteilen entwickelten Engel (der Geschichte). Einen solchen baute der Künstler Petrus Wandreey und nannte ihn Recycled Angel.

In der französischen Tageszeitung Le Figaro erschien am 12. November 1979 ein Artikel, der sich mit selbstfahrenden Autos befasste. In seinem Buch "Computernetze" beschäftigte sich Jaques Vallée mit solchen Autos und kam zum Schluss, dass sie ohne leistungsfähige riesige Computernetze nicht fahren können. Die deutsche Ausgabe des Buches erschien mit einem kleinen Fotokunstwerk von Thomas Henning und sieht darum so aus:

Damit ist der Schluss des ersten Sommerrätsels erreicht, denn was in Frage 10 wie eine schlichte weitere Computergrafik aussieht, ist der Entwurf der idealen Autostadt, angefertigt von Konrad Zuse, Computerpionier, vor seiner Erfindung seines Computers.

Soweit die Kunstware, schnell erraten in einem nicht ganz so lauen Sommer. In der nächsten Wochenschau ist Spyware an der Reihe, von der Schreibmaschine bis zu den kleinen und großen Spionen, von angeblichen Verrätern und Whistleblowern. In dieser Wochenschau wurde schon einmal über einen Vorläufer von Edward Snowden berichtet, vom Deutschen Werner Pärtsch. Leider ist der Artikel "Nothilfe für das Recht" nicht online, in dem Heribert Prantl heute in der Süddeutschen Zeitung unter Verweis auf eben diesen Whistleblower Pätsch klar macht, warum seine Tat nicht strafbar war, keine Spionage war und warum sich der Staat nicht einfach nur auf seine Geheimnisse berufen darf.

"Der Staat darf nicht alles,was er tut, mit der Firewall des Strafrechts umgeben. Dann werden auch illegale Geheimnisse zu geschützten Geheimnisse; Staatsschutz nennt man das. /.../ Schutzwürdig kann und darf in einem demokratischen Verfassungsstaat nur ein Dienst- oder Staatsgeheimnis sein, das mit dem getlenden Recht in Einklang steht.

Illegale Machenschaften von NSA und CIA, wie sie Snowden aufgedeckt hat, können keine Staatsgeheimnisse sein; wer auf sie aufmerksam macht, verletzt weder in den USA noch in Deutschland die Gesetze, heißt es bei Prantl, der bei unserem Bundesjustizminister fehlende Substanz ausmacht. (vbr)