Per Laser gegen den Hühnertod
Milliarden Küken müssen jedes Jahr an ihrem Geburtstag sterben, weil männliche Nachkommen von Legehennen nichts wert sind. Ein Erkennungssystem soll helfen.
In der Bundesrepublik werden jährlich rund 45 Millionen Eintagsküken getötet, weil es sich um unverkäufliche Hähne handelt. Tierschützer kämpfen schon seit Jahren gegen diese Praxis – erfolglos, obwohl sogar das deutsche Tierschutzgesetz sie verbietet. Nun sollen wissenschaftliche Methoden Abhilfe schaffen, berichtet Technology Review in seiner März-Ausgabe, die ab Donnerstag am Kiosk liegt oder online bestellt werden kann ("Tierwohl: Huhn oder Hahn?").
Die sogenannte endokrinologische Geschlechtsbestimmung ist ein Ansatz: Im November 2018 wurde die "Respeggt-Methode" präsentiert, die von der Firma Seleggt stammt. Das Unternehmen ist ein Joint Venture der Rewe Group und dem niederländischen Brütereiausrüster HatchTech. Dabei werden die Embryonen noch vor dem Schlüpfen nach Geschlecht sortiert. Weibchen werden ausgebrütet und landen später im Stall als Legehennen. Eier mit männlichen Embryonen werden zu proteinhaltigem Tierfutter verarbeitet.
Bei dem Verfahren wird das geschlechtsspezifische Hormon Östronsulfat im Harn der Embryonen analysiert. Die Entwickler preisen die Methode als berührungslos an, doch das stimmt nicht ganz. "Wir brennen mit einem Laser ein 0,3 Millimeter kleines Loch in das Ei", sagt Ludger Breloh, Seleggt-Geschäftsführer. Anschließend drückt ein auf das Ei ausgeübter Luftimpuls die Allantoisflüssigkeit heraus. Diese lässt sich auf das Geschlechtshormon hin untersuchen. "Die Analyse dauert nur noch eine Sekunde", sagt Breloh.
Nach der Probenahme muss ihm zufolge die Eischale nicht wieder verschlossen werden, da sich die innere Eimembran von selbst wieder zusammenzieht. Die Genauigkeit liege bei rund 98 Prozent, die lückenlose Rückverfolgbarkeit des Prozesses stellt eine Blockchain sicher.
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(bsc)