24 Jahre Haft für ehemaligen Bankdirektor nach Millionenbetrug mit Krypto-Scam

Shan H. fiel auf einen "Pig-Butchering-Scam" herein und veruntreute 47 Millionen US-Dollar. Die von ihm geleitete Bank kollabierte, er geht lange ins Gefängnis.

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Richterhammer, ein Bündel Dollarnoten und Handschellen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
Inhaltsverzeichnis

Die Heartland Tri-State Bank (HTSB) war eine kleine Regionalbank in Elkhart im US-Bundesstaat Kansas, die Ende Juli 2023 plötzlich geschlossen wurde. Der ehemalige Direktor der HTSB hatte 47,1 Millionen US-Dollar veruntreut, weil er auf einen Kryptowährung-Scam hereingefallen war. Dieses sogenannte "Pig Butchering" erfordert ständig neue Einzahlungen. Nachdem Shan H. bereits seine eigenen Ersparnisse und die seiner Kinder aufgebraucht hatte, hat er Kapital seiner Bank eingesetzt. Jetzt wurde er zu 24 Jahren Gefängnis verurteilt.

Laut US-Staatsanwaltschaft war der 53-jährige Shan H. von "grenzenloser Gier" getrieben, um Profite aus seinen Investitionen in Kryptowährungen zu ziehen. Dafür hat er gegen seine beruflichen Pflichten verstoßen, seine persönlichen Beziehungen aufs Spiel gesetzt und Bundesgesetze verletzt, heißt es in einer Mitteilung. US-Staatsanwältin Kate E. Brubacher sagte, dass Shan H. nicht nur die HTSB und deren Anleger betrogen hat, sondern auch das Vertrauen in Finanzinstitute gefährdete.

Shan H. war Bankdirektor der HTSB, als er Ende 2022 von bislang unbekannten Personen per WhatsApp kontaktiert und zu Investitionen in Kryptowährungen überzeugt wurde. Nach ersten Einzahlungen sollten diese durch weitere Geldtransfers bestätigt werden, um letztendlich Profite generieren zu können. Nachdem Shan H. eigene Ersparnisse eingesetzt hatte, hat er Anfang 2023 zunächst 40.000 Dollar von einer lokalen Kirchengemeinde gestohlen, in der er Mitglied war, und 10.000 Dollar eines Investment-Klubs, schreibt NBC News.

Zudem hat er 60.000 Dollar aus einem Fonds für die Finanzierung des Studiums seiner Tochter genommen sowie eine Million Dollar eines lokalen Investorenvereins, wie der Anwalt von Shan H. bestätigt. Im Mai 2023 begann er mit der Veruntreuung von Finanzmitteln seiner Bank für weitere Investitionen in Kryptowährungen, wie die beim US-Bezirksgericht in Kansas eingereichte Klage beschreibt (Az. 6:24-cr-10013-JWB). Dafür habe er Bankangestellte bis Juli 2023 sukzessiv zu mindestens 11 Überweisungen angewiesen, die sich auf 47,1 Millionen Dollar summiert haben.

Dabei habe er verschiedenen Personen in der Bank unterschiedliche Begründungen für diese Zahlungen gegeben. Geholfen habe ihm seine dominierende Position innerhalb der Bank sowie seine angesehene Stellung in der Gemeinde. Doch die versprochenen Gewinne haben sich auch bis zu diesem Zeitpunkt nicht eingestellt.

Anfang Juli hat Shan H. dann einen Nachbarn gebeten, ihm 12 Millionen Dollar zu leihen. Dieser würde das Geld innerhalb von zehn Tagen zurückerhalten – plus eine Million Dollar Zinsen. Der Nachbar wurde misstrauisch, lehnte ab und informierte den Vorstand der Bank. Weniger Tage später wurde Shan H. gefeuert und weitere zwei Wochen später die Bank geschlossen. Die US-Staatsanwaltschaft macht Shan H. für den Kollaps der Bank verantwortlich.

Da die Einlagen der Bank versichert waren, hat die Bundeseinlagensicherungsgesellschaft der USA (Federal Deposit Insurance Corporation, FDIC) den Schaden von 47,1 Millionen Dollar übernommen, sodass die Ersparnisse der Bankkunden nicht verloren gegangen sind. Allerdings haben Investoren in die Bank selbst 9 Millionen Dollar verloren. Dies dürfte auch nicht mehr in voller Höhe wiedergutgemacht werden können, aber darüber wird innerhalb der nächsten drei Monate in einem separaten Verfahren entschieden.

Shan H. drohte eine Haftstrafe von bis zu 30 Jahren für die Veruntreuung der Bank. Die Staatsanwaltschaft hatte 22 Jahre Gefängnis gefordert, da der ehemalige Bankdirektor voll geständig ist. Doch der Richter ging darüber hinaus und verhängte 293 Monate Haft – 24 Jahre und 5 Monate. Bei der Urteilsverkündung erklärte der Richter, dass Shan H. auf Fragen zu seinen Taten "keine wirklich guten Antworten" hatte.

(fds)