50 Jahre nach dem Report "Grenzen des Wachstums" – was ist zu tun?
Der Club of Rome legt nach. 50 Jahre nach dem "Grenzen des Wachstums"-Report veröffentlicht er "7 Thesen für einen gesellschaftlichen Wandel".
Ein halbes Jahrhundert nach dem aufrüttelnden Report "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome legt die Organisation nach. Der erzielte Bewusstseinswandel reiche nicht aus, schreiben der Präsident der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome, Mojib Latif, und der Vizepräsident Christian Berg in einem am Donnerstag veröffentlichten Papier. Es trägt den Titel "Für ein neues Klima! 7 Thesen für einen gesellschaftlichen Wandel". Heute gebe es auch dank des am 2. März 1972 vorgestellten Reports ein breites Bewusstsein zum Schutz der Lebensgrundlagen. Doch "aus Einsicht allein folgt selten Veränderung", betonen Latif und Berg.
Weg vom sinnlosen Kampf um den Erhalt des Status quo
In dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" hatte vor 50 Jahren eine Gruppe von Wissenschaftlern anhand mathematischer Berechnungen festgestellt: Auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen kann es für die Menschheit auf Dauer kein unbegrenztes Wachstum geben. Als Beispiele nannten die Autoren etwa Umweltverschmutzung und Ausbeutung nicht-erneuerbarer Rohstoffe. Das in Dutzende Sprachen übersetzte Buch wurde unter anderem in Deutschland ein Bestseller und förderte die Entstehung vieler Umweltgruppen. In Politik und Wirtschaft stießen die Aussagen dagegen überwiegend auf Kritik.
Umfassende Veränderungen seien in allen Bereichen der Gesellschaft wichtig, heißt es nun in dem aktuellen Papier. "Jeder und jede steht in der Pflicht, niemand kann sich wegducken", schreiben der Klimaforscher Latif vom Institut Geomar in Kiel und der Autor Berg. "Wir brauchen einen Perspektivwechsel, weg vom sinnlosen Kampf um den Erhalt des Status quo hin zu einem Klima, das Lust macht auf Veränderung."
Zudem seien umfassendere Analysen bestimmter großangelegter Projekte nötig. So habe etwa die Förderung der Bio-Energiepflanzen dazu geführt, dass es weitere Monokulturen von Mais und Raps gebe, die Pestizide und Dünger benötigten und die Artenvielfalt schädigten.
"Kultur der Zukunftsoffenheit"
Für eine nachhaltige Entwicklung sollten Forscher "zentrale Stellschrauben" identifizieren. Ganz entscheidend sei die Rolle der Unternehmen, deren Aufgabe es sei, neben finanziellem auch ökologisches und soziales Kapital aufzubauen anstatt es zu vernichten. "Aufgabe und Verantwortung von uns allen ist es schließlich, diese Prozesse durch individuelles Verhalten zu unterstützen." Politische Vorgaben sollten zudem nicht nur mit Zielen, "sondern auch mit Verantwortlichkeiten verbunden werden".
Wichtig sei auch "eine Kultur der Zukunftsoffenheit". Dazu zählen die Autoren, sich rasch auf Veränderungen einstellen zu können. "Eine Kultur der Fehlertoleranz – Scheitern muss erlaubt sein – und der Veränderungsbereitschaft muss sich in allen gesellschaftlichen Bereichen etablieren."
(bme)