AMD und Intel opponieren gegen Richtlinien für effiziente Server
Die US-Umweltbehörde EPA arbeitet an einer Energy-Star-Richtlinie für größere Server, doch noch ist sich die IT-Industrie nicht einig über die Effizienzanforderungen und Messkriterien.
Ende Dezember 2006 hatte der US-Kongress die Environmental Protection Agency (EPA) aufgefordert, Maßnahmen zur Eindämmung des schnell wachsenden Energiebedarfs von Rechenzentren zu ergreifen. Diese verbrauchten im Jahr 2006 in den USA mit 61 Milliarden Kilowattstunden 1,5 Prozent der gesamten elektrischen Energie des Landes. Seit August 2007 arbeitet die EPA deshalb mit der IT-Industrie an einer Energy-Star-Richtlinie für "Enterprise Servers" und hat bereits einen ersten Entwurf (Draft 1, PDF-Datei) vorgelegt. Im April gab es ein Treffen mit Industrievertretern, und mittlerweile liegt nicht nur eine überarbeitete Version der Definition (PDF-Datei) solcher Enterprise Server vor, es sind auch zahlreiche schriftliche Kommentare der beteiligten Firmen eingegangen. Diese Kommentare widersprechen einander zum Teil deutlich, weshalb eine Einigung nicht einfach erscheint. Die Veröffentlichung der Kommentare erlaubt nebenbei einen interessanten Einblick in die Gremienarbeit der Industrie, die hier ihre jeweiligen Interessen zu wahren versucht.
So gibt es schon einigen Streit um die Definition, was denn überhaupt ein Server im Sinne der Spezifikation sein soll. Energy Star 4.0 etwa bezieht sich auch auf "Desktop-Derived Servers" – von denen sollen sich die Enterprise Server je nach kommentierender Firma mehr oder weniger stark unterscheiden; Google etwa ist dafür, Server nicht so streng zu definieren, Intel will unbedingt auch Server mit einem einzigen Prozessor drin haben, findet aber dagegen, dass welche mit mehr als vier CPU-Fassungen eigene Spezifikationen bekommen sollten. In diesem Punkt sind sich AMD und Intel ausnahmsweise einmal einig, wie der AMD-Kommentar belegt: AMD findet es wichtig, dass es vorrangig um Volume Server gehen solle, die den Markt dominieren. IBM wiederum will die Zahl der Prozessorfassungen als "one or more" definieren und auch "processor boards" mit einbeziehen.
Sehr aufschlussreich sind die Punkte, in denen sich AMD und Intel nicht einig sind, denn sie verweisen direkt auf die Schwächen der aktuellen Produkte der Kontrahenten. AMD etwa findet, dass der Effizienz-Benchmark SPECpower_ssj2008, an dem AMD übrigens selbst mitgearbeitet hat, nicht Bestandteil der Energy-Star-Richtlinien sein dürfe. Das würde "nicht nur dem Geist der Veröffentlichungsvorgaben der SPEC widersprechen", worauf auch Dell hinweist.
AMD kritisiert aber zusätzlich, der erste Energy-Star-Richtlinienentwurf für Server würde den SPECpower_ssj2008 auch in den Rang des "einzigen Effizienzstandards für Server" heben, was die Absichten des SPEC-Power-Kommittees verletze. AMD führt weiter aus, dass der SPECpower_ssj2008 als Effizienz-Benchmark nur auf einer einzigen "Workload" (nämlich einer Server-Side-Java-Applikation) beruhe, die möglicherweise bestimmte Prozessortypen bevorzuge. Zurzeit sind das zufälligerweise jene von Intel, und deshalb dominieren die Xeons auch die SPECpower_ssj2008-Resultateliste. AMD arbeitet allerdings bereits an Java-Optimierungen für Opterons.
Intel hingegen findet den SPECpower_ssj2008 erwartungsgemäß gut geeignet, opponiert aber dagegen, die Leistungsaufnahme eines Servers im Leerlauf (On/Idle) stark in die Effizienzbewertung mit einzubeziehen. Auch dafür gibt es einen konkreten technischen Hintergrund: Die aktuellen Xeon-Systeme arbeiten zumeist mit Fully-Buffered-(FB-)DIMMs, die auch im Leerlauf vergleichsweise hohe Leistung schlucken. (ciw)