AOL Deutschland sieht sich als Vorreiter bei Online-Sicherheit
Der prominent besetzte "Sicherheitsrat" des Providers hat auf seiner jüngsten Sitzung bestätigt, dass AOL die gemeinsam aufgestellten "Zielvorgaben" zu Handlungsfeldern wie dem Jugendschutz erfüllt hat.
AOL Deutschland habe die Ziele zur Verbesserung des Jugendschutzes und der Netzsicherheit, die sich der Provider gemeinsam mit seinem prominent besetzten "Sicherheitsrat" im vergangenen Herbst gesteckt hatte, fast alle erreicht. Dies geht aus einem Protokoll über die Erfüllung der Vorgaben hervor, das der unabhängige Beirat auf seiner jüngsten Sitzung Anfang der Woche im Bundeskanzleramt beim Staatsminister für Kultur und Medien verabschiedete. AOL habe mit der Einrichtung des Gremiums "eine Vorreiterrolle übernommen", würdigte Wolfgang Schulz, Direktor des Hans-Bredow-Instituts für Medienforschung und Vorsitzender des Sicherheitsrates, bei diesem Anlass die Bemühungen des Anbieters um neue Formen der "beaufsichtigten Selbstkontrolle" im Sinne der viel beschworenen "Co-Regulierung" von Staat und Wirtschaft.
Mit der Zielvereinbarung stellte sich AOL einigen netzpolitischen Brennpunkten. So verhandelte der Provider etwa über den Import des Filtermoduls der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien für Suchmaschinenbetreiber in die eigene Kindersicherungssoftware. Angesichts zu Tage tretender Inkompatibiltäten musste zum Zweck der Übernahme der Schwarzen Liste ein gesondertes Skript programmiert werden, das nach einer Testphase der Behörde vorgeführt werden soll. Gleichzeitig vereinbarten beide Seiten, dass AOL möglicherweise indizierungsfähige Webseiten, die dem Provider gemeldet werden, zur Beurteilung an die Prüfstelle weiterleitet. Generell "verbesserte" der Anbieter nach eigenen Angaben die Webfilter der Kindersicherung und baute etwa ein Empfehlungsmodul ein. Darüber können Eltern auf Webseiten hinweisen, die ihnen für Kinder besonders gut geeignet scheinen. In dem Protokoll heißt es dazu aber auch, dass die Ergebnisse aufgrund der Meldung immer nur derselben wenigen Sites noch verbesserungswürdig seien.
Darüber hinaus hat der Provider etwa interne Richtlinien über nicht mehr als akzeptabel zu empfindende Berichterstattung in den eigenen Reihen aufgestellt. Dieser Prozess sei zwar noch nicht abgeschlossen, berichtet das Ergebnispapier. Die schriftliche Fixierung von inhaltlichen Standards habe aber bereits "immer wieder konstruktive Diskussionen unter den Verantwortlichen ausgelöst". In den Filter für Chatraum-Namen hat AOL eine Schwarze Liste von Begriffen, die häufig im kinderpornographischen Zusammenhang auftauchen, von der Internet Watch Foundation implementiert. Zudem pflegt und verwaltet der Anbieter eine eigene "Bad Word List" und hat einen gesonderten "Kinderclub" eingerichtet. Eine Position zum Blockieren von Websites hat AOL ebenfalls erarbeitet. Im Einvernehmen mit dem Sicherheitsrat ist ein wissenschaftliches Symposium über das umstrittene Thema aber verschoben worden.
Nicht sonderlich weit gekommen ist der Provider bei der geplanten Kooperation mit Strafverfolgern mit Hilfe einer Informationsbroschüre zur Reduzierung des Arbeitsaufwands der Behörden. Ein HTML-basiertes Auskunftssystem sei zwar erstellt worden, das unproblematisch in Intranets der Ermittlungsbehörden übernommen werden könnte, hält das Protokoll fest. Eine Reaktion auf die Bitte zur Implementierung des Leitfadens sei aber nicht erfolgt. Diese Erfahrung decke sich mit früheren Versuchen von AOL, Polizeikräfte zu schulen.
Im Bereich Datenschutz hat AOL gemäß der Auflistung eine neue "Privacy Policy" erarbeitet und online gestellt. Zur Erhöhung der Sicherheit der Nutzer blockt AOL nach eigenen Angaben zudem inzwischen Phishing-Sites und hat verbesserte Meldeprozesse in diesem Bereich in den eigenen Call-Centern eingerichtet. Zudem würden zahlreiche redaktionelle Berichte rund um die Abzockversuche das Risikobewusstsein der Kunden verbessern helfen. Wie vereinbart, hat der Provider ferner mit der Verleihung eines "Safer Media Award" für mehr Sicherheit geworben. Als Aufklärungsaktion sieht AOL auch die eingerichteten Hinweise auf Inhalte des Jüdischen Museums in Berlin bei der Suche nach Begriffen rund um das Dritten Reich.
Die Bemühungen haben laut Gunnar Bender, Leiter Unternehmenskommunikation und Politik bei AOL Deutschland, bereits erste Ergebnisse gezeigt. "Nach einer aktuellen Umfrage unter unseren Kunden halten nahezu die Hälfte das Internet für sicher", berichtet er. Im vergangenen Jahr habe dieser Wert bei sämtlichen Internetnutzern noch bei 36 Prozent gelegen. Die Angaben bleiben allerdings unterhalb der Ergebnisse des jüngst vorgestellten 6. (N)onliner-Atlas. Diesem zufolge glauben 80 Prozent der Befragten, Computer seien einigermaßen bis vollkommen sicher. (Stefan Krempl) / (jk)