AOL Time Warner meldet Gewinn

Der US-amerikanische Medienriese darf zum ersten Mal seit der Fusion schwarze Zahlen schreiben.

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AOL Time Warner darf zum ersten Mal seit der Fusion schwarze Zahlen schreiben. Im vergangenen Quartal machte der Medienriese 394 Millionen US-Dollar oder 9 US-Cent pro Aktie Nettogewinn. Vor einem Jahr gab es noch einen Nettoverlust von 734 Millionen US-Dollar oder 17 US-Cent pro Aktie. Der Umsatz stieg in diesem Zeitraum um 10 Prozent auf 10,6 Milliarden US-Dollar. Im vorigen Quartal hatte AOL Time Warner einen Verlust von 54,2 Milliarden US-Dollar, vor allem wegen Firmenwertabschreibungen, verbucht.

Der Quartalsumsatz übersteigt die Erwartungen der Analysten von Thomson First Call, die von 10,02 Milliarden US-Dollar ausgegangen waren. Für das gesamte Geschäftsjahr erwartet AOL Time Warner ein Umsatzwachstum von 5 bis 8 Prozent. Beim EBITDA senkt der Konzern seine Erwartungen. Wegen ausbleibender Werbeeinnahmen für America Online soll das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen zwischen 5 und 9 Prozent wachsen und nicht mehr, wie zuvor prognostiziert, um 8 bis 12 Prozent.

Einige Anleger haben Zweifel an der Richtigkeit der Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2001 und deshalb vor kurzem eine Sammelklage gegen AOL Time Warner eingereicht. AOL-Manager sollen versucht haben, ausbleibende Werbeeinnahmen durch ungewöhnliche Transaktionen weiter in der Bilanz erscheinen zu lassen. Mittlerweile interessiert sich auch die US-amerikanische Börsenaufsicht für die Bücher, wie CEO Richard Parsons am Mittwoch mitteilte. Vielleicht haben die Börsianer heute ähnliche Zweifel walten lassen, denn entgegen dem allgemeinen Trend sackte die Aktie des Medienunternehmens an der New Yorker Börse um 1,3 Prozent auf 11,40 US-Dollar ab, im nachbörslichen Handel weiter auf 10,70 US-Dollar.

Hinter den Erwartungen zurück blieb der Onlinedienst America Online. Im abgelaufenen Quartal kamen 492.000 Kunden hinzu, erwartet worden waren rund eine Million. Weltweit gehen nun 35,1 Millionen Menschen mit AOL ins Internet, davon 26,5 Millionen in den USA und 6 Millionen in Europa. Der Umsatz bei America Online stieg zwar von 2,13 Milliarden US-Dollar auf 2,27 Milliarden US-Dollar, doch das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) ging von 801 Millionen US-Dollar auf 473 Millionen US-Dollar zurück. Ein Grund sind die schwindenden Werbeeinnahmen, die um 11 Prozent auf 2,1 Milliarden US-Dollar nachließen.

Besser erging es den Bereichen Kabelfernsehen und Film, unter anderem durch die Erfolge des Harry-Potter-Streifens und des Films Ocean's Eleven. In diesen beiden Bereichen zusammen machte AOL Time Warner 4,5 Milliarden US-Dollar Umsatz bei einem Wachstum von 18 Prozent. Damit zeigt sich im vor 19 Monaten fusionierten Unternehmen ausgerechnet der Käufer von Time Warner, AOL, schwächelnd. Vor kurzem hatten Marktexperten in den USA dem Medienkonzern, in dem jetzt Time-Warner-Manager die Macht haben, sogar geraten, AOL abzustoßen. Solche Überlegungen wurden von dem Konzern sogleich dementiert. (anw)