AOL verdient an E-Commerce und Dot.Coms

Der weltgrößte Online-Dienst konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 1,2 Milliarden US-Dollar Gewinn verbuchen und hat nun 23,2 Millionen Mitglieder.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Die Internet-Händler und E-Commerce-Firmen selbst stehen unter Druck – AOL verdient aber offensichtlich gut an ihnen. Die Dot.Coms geben genug Geld für Werbung aus, dass der größte Online-Dienst der Welt unter anderem mit Einnahmen durch Werbung seinen Jahresgewinn für das abgelaufene Geschäftsjahr auf 1,2 Milliarden US-Dollar steigern konnte. Im Vorjahr waren es noch 752 Millionen US-Dollar. Der Umsatz belief sich auf ein Rekordniveau von 6,9 Milliarden US-Dollar; im vorherigen Geschäftsjahr waren es noch 4,8 Milliarden US-Dollar. Allein im vierten Quartal konnte AOL einen Gewinn von 338 Millionen US-Dollar verbuchen gegenüber 157 Millionen US-Dollar im gleichen Quartal des Vorjahrs.

Und besonders gut verdiente AOL offensichtlich an den Dot.Coms. Die Werbeeinnahmen, die Umsätze mit E-Commcerce und vergleichbare Umsätze stiegen im vierten Quartal um 95 Prozent auf 609 Millionen US-Dollar; im gesamten Geschäftsjahr machten sie allein zwei Milliarden US-Dollar aus. Diese Einnahmen werden von den Börsianern besonders genau beobachtet, da sie als Zeichen für die weitere Profitabilität des Unternehmens gesehen werden. AOL steuert angesichts der schwächelnden Internet-Ökonomie aber gegen: Der Konzern versucht, sich von den Internet-Startups, lange Zeit Hauptansprechpartner für Werbung im Internet, unabhängig zu machen und stattdessen Firmen der "Old Economy" als Partner zu gewinnen. Die Analysten waren über Deals mit solchen großen Namen wie Coca Cola, Citigroup und General Motors recht erfreut.

Gegenüber den Werbeeinnahmen nehmen sich die Steigerungen der Umsätze bei den Mitgliedergebühren geradezu bescheiden aus – um 26 Prozent stiegen sie im vierten Quartal. Allerdings machen sie mit 1,2 Milliarden US-Dollar im vierten Quartal in absoluten Zahlen immer noch rund das Doppelte der Werbeeinnahmen aus. Im gesamten Geschäftsjahr konnte AOL 5,6 Millionen neue Nutzer für den Online-Dienst gewinnen; insgesamt hat AOL damit weltweit nun 23,2 Millionen Mitglieder. Dazu kommen noch 2,8 Millionen CompuServe-Nutzer – am Schluss des vorherigen Geschäftsjahrs waren dies noch 1,3 Millionen. In Europa haben AOL und CompuServe zusammen inzwischen 3,6 Millionen Kunden.

Zwar waren die Steigerungen bei den Einnahmen durch Mitgliedergebühren nicht ganz so hoch wie viele Analysten erwarteten – trotzdem sehen viele vor allem die ungebremste Zunahme an Mitgliedern als Beweis, dass AOL durch normale Internet-Provider kaum in Gefahr gerät. Allerdings sieht sich AOL bei den Preisen unter Druck – daher dürften bei weiter steigenden Mitgliederzahlen die Umsätze in diesem Bereich nicht mehr ganz so stark wachsen.

Gespannt warten die Börsianer allerdings auch darauf, wie sich der weitere Ablauf der Übernahme von Time Warner entwickelt. Zwar haben die Aktionäre beider Unternehmen schon zugestimmt; die Genehmigung der US-amerikanischen Kartellwächter steht aber noch aus. Und Time-Warner-Konkurrent Disney ebenso wie Verbraucherschützer laufen schon Sturm gegen den neuen Medien- und Online-Giganten. Disney beispielsweise will nächste Woche der Federal Communications Commission (FCC) vorschlagen, dass nach einer Fusion die Kabelnetzsparte von Time Warner in ein eigenes, selbstständiges Unternehmen ausgelagert werden müsse. (jk)